Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Fryne-Bozene. Warüm liebt unser Fürst die Bauermagd Bo-zene/ Das faule Lumpenaas? Vieleichte weil sie schöne. Mein sagt mir denn einmal/ was ist die glatte Haut/ Die man an dieser Magd der groben Bäurinn schaut? Jch weis ja anders nicht/ als gläsern' Edel- steine/ Geschminkter Koht und Wust/ vergöldte Tod- tenbeine Die faul und stinkend sind. Jst dieses denn nun wehrt/ Wenn man es recht bedenkt/ daß man es so be- gehrt? Es ist ja zwar nicht ohn'/ ich muß die Schönheit preisen/ Wenn sich solch eine Magd hat lassen unterwei- sen/ Jn ädlen Tugenden mit Höflichkeit gepahrt/ So geht es ja noch hin/ so hat es noch ein Art. Was ist es aber denn wenn bloß die Schönheit gläntzet? Wenn sie von Höflichkeit und Tugend nicht er- gäntzet? Fürwar ja anders nichts als ein geschnitztes Bild/ Das stumm und ungeschikkt/ zu nichtes sonsten gilt Als bloß zur Augenlust. Drüm last das Wesen bleiben/ Last jene Bauermagd ihr Vieh und Schweine treiben/ Last
Fryne-Bozene. Waruͤm liebt unſer Fuͤrſt die Bauermagd Bo-zene/ Das faule Lumpenaas? Vieleichte weil ſie ſchoͤne. Mein ſagt mir denn einmal/ was iſt die glatte Haut/ Die man an dieſer Magd der groben Baͤurinn ſchaut? Jch weis ja anders nicht/ als glaͤſern’ Edel- ſteine/ Geſchminkter Koht und Wuſt/ vergoͤldte Tod- tenbeine Die faul und ſtinkend ſind. Jſt dieſes denn nun wehrt/ Wenn man es recht bedenkt/ daß man es ſo be- gehrt? Es iſt ja zwar nicht ohn’/ ich muß die Schoͤnheit preiſen/ Wenn ſich ſolch eine Magd hat laſſen unterwei- ſen/ Jn aͤdlen Tugenden mit Hoͤflichkeit gepahrt/ So geht es ja noch hin/ ſo hat es noch ein Art. Was iſt es aber denn wenn bloß die Schoͤnheit glaͤntzet? Wenn ſie von Hoͤflichkeit und Tugend nicht er- gaͤntzet? Fuͤrwar ja anders nichts als ein geſchnitztes Bild/ Das ſtumm und ungeſchikkt/ zu nichtes ſonſten gilt Als bloß zur Augenluſt. Druͤm laſt das Weſen bleiben/ Laſt jene Bauermagd ihr Vieh und Schweine treiben/ Laſt
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Fryne-Bozene.
Waruͤm liebt unſer Fuͤrſt die Bauermagd Bo-
zene/
Das faule Lumpenaas? Vieleichte weil ſie
ſchoͤne.
Mein ſagt mir denn einmal/ was iſt die glatte
Haut/
Die man an dieſer Magd der groben Baͤurinn
ſchaut?
Jch weis ja anders nicht/ als glaͤſern’ Edel-
ſteine/
Geſchminkter Koht und Wuſt/ vergoͤldte Tod-
tenbeine
Die faul und ſtinkend ſind. Jſt dieſes denn nun
wehrt/
Wenn man es recht bedenkt/ daß man es ſo be-
gehrt?
Es iſt ja zwar nicht ohn’/ ich muß die Schoͤnheit
preiſen/
Wenn ſich ſolch eine Magd hat laſſen unterwei-
ſen/
Jn aͤdlen Tugenden mit Hoͤflichkeit gepahrt/
So geht es ja noch hin/ ſo hat es noch ein Art.
Was iſt es aber denn wenn bloß die Schoͤnheit
glaͤntzet?
Wenn ſie von Hoͤflichkeit und Tugend nicht er-
gaͤntzet?
Fuͤrwar ja anders nichts als ein geſchnitztes
Bild/
Das ſtumm und ungeſchikkt/ zu nichtes ſonſten
gilt
Als bloß zur Augenluſt. Druͤm laſt das Weſen
bleiben/
Laſt jene Bauermagd ihr Vieh und Schweine
treiben/
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