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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die erhöhete
Der Fürst fiel ihm ins Wort erfreut ob diesen
Dingen/

Und sagte: Lasset uns nicht länger Zeit verbrin-
gen.

Wo ist denn metne Fryn? Es soll und muß ge-
schehn/

Jch muß sie heute selbst mit meinen Augen
sehn.

Da hilfft kein sagen nicht/ kein Bitten/ oder Flu-
chen/

Der Fürst ist gantz gesinnt Bozenen zu besuchen.
Doch endlich dämpft Achat mit Weisheit sol-
che Lust/

Weil ihm des Fürsten Sinn und Hertze wol be-
wust.

Wie? sprach Er/ ädler Herr/ könnt ihr denn eure
Sinnen/

Da ihr doch mit Gewalt könnt Leut' und Land
gewinnen/

Nicht zwingen? Das ist Schand! Ein Fürst
von hohem Blut'/

Hält seine Lust im Zaum' und zähmet seinen
Muht.

Jhr wollt in solcher Lust zu Frynen euch erheben/
Zu einem solchen Bild' als in der Welt mag le-
ben?

Mein Herr bedenkt euch wol kömmt Feuer zu-
dem Stroh/

So wird die Flamm' erregt und brennet lich-
terloh.

Jhr wisset es ja selbst/ daß ich mit schwerem Eide/
Von euch verpfiichtet bin/ daß sie vor allem Leide/
Was Ehr' und Zucht betrifft/ soll wol beschü-
tzet sein/

Drüm
Die erhoͤhete
Der Fuͤrſt fiel ihm ins Wort erfreut ob dieſen
Dingen/

Und ſagte: Laſſet uns nicht laͤnger Zeit verbrin-
gen.

Wo iſt denn metne Fryn? Es ſoll und muß ge-
ſchehn/

Jch muß ſie heute ſelbſt mit meinen Augen
ſehn.

Da hilfft kein ſagen nicht/ kein Bitten/ oder Flu-
chen/

Der Fürſt iſt gantz geſinnt Bozenen zu beſuchen.
Doch endlich daͤmpft Achat mit Weisheit ſol-
che Luſt/

Weil ihm des Fuͤrſten Sinn und Hertze wol be-
wuſt.

Wie? ſprach Er/ aͤdler Herr/ koͤnnt ihr denn eure
Sinnen/

Da ihr doch mit Gewalt koͤnnt Leut’ und Land
gewinnen/

Nicht zwingen? Das iſt Schand! Ein Fuͤrſt
von hohem Blut’/

Haͤlt ſeine Luſt im Zaum’ und zaͤhmet ſeinen
Muht.

Jhr wollt in ſolcher Luſt zu Frynen euch erheben/
Zu einem ſolchen Bild’ als in der Welt mag le-
ben?

Mein Herꝛ bedenkt euch wol koͤmmt Feuer zu-
dem Stroh/

So wird die Flamm’ erregt und brennet lich-
terloh.

Jhr wiſſet es ja ſelbſt/ daß ich mit ſchwerem Eide/
Von euch verpfiichtet bin/ daß ſie vor allem Leide/
Was Ehr’ und Zucht betrifft/ ſoll wol beſchuͤ-
tzet ſein/

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[128/0188] Die erhoͤhete Der Fuͤrſt fiel ihm ins Wort erfreut ob dieſen Dingen/ Und ſagte: Laſſet uns nicht laͤnger Zeit verbrin- gen. Wo iſt denn metne Fryn? Es ſoll und muß ge- ſchehn/ Jch muß ſie heute ſelbſt mit meinen Augen ſehn. Da hilfft kein ſagen nicht/ kein Bitten/ oder Flu- chen/ Der Fürſt iſt gantz geſinnt Bozenen zu beſuchen. Doch endlich daͤmpft Achat mit Weisheit ſol- che Luſt/ Weil ihm des Fuͤrſten Sinn und Hertze wol be- wuſt. Wie? ſprach Er/ aͤdler Herr/ koͤnnt ihr denn eure Sinnen/ Da ihr doch mit Gewalt koͤnnt Leut’ und Land gewinnen/ Nicht zwingen? Das iſt Schand! Ein Fuͤrſt von hohem Blut’/ Haͤlt ſeine Luſt im Zaum’ und zaͤhmet ſeinen Muht. Jhr wollt in ſolcher Luſt zu Frynen euch erheben/ Zu einem ſolchen Bild’ als in der Welt mag le- ben? Mein Herꝛ bedenkt euch wol koͤmmt Feuer zu- dem Stroh/ So wird die Flamm’ erregt und brennet lich- terloh. Jhr wiſſet es ja ſelbſt/ daß ich mit ſchwerem Eide/ Von euch verpfiichtet bin/ daß ſie vor allem Leide/ Was Ehr’ und Zucht betrifft/ ſoll wol beſchuͤ- tzet ſein/ Druͤm

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/188>, abgerufen am 21.12.2024.