Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Fryne-Bozene. War diß mein Hürtenkind das nun ein Jahr ver-hohlen Jm Schloss erzogen ist? welchs ich euch anbe- fohlen Recht Fürstlich aufzuziehn? Jch bilde mir nicht ein/ Daß dieses müglich sey/ daß Sie es könne sein. Achates sprach: fürwar ich sage keine Lügen/ Mein wehrter Fürst und Herr ich wil euch nicht betriegen/ Da sey der Himmel vor! So ists was ich erzehlt. Es ist das Schäferkind welchs ihr euch habt erwehlt. Verzeiht mir ädler Herr/ daß ich ohn euer Wis- sen Diß vorgenommen hab'/ ich war dahin beflissen/ Daß ich vernehmen wolt'/ ob auch noch etwas sey Das irgend bäurisch wer'; ob aus der Schäfe- rey Noch etwas an ihr hieng; ob ihr Gemüht' und Sitten/ Recht adlich unterricht; ob sie mit Tritt- und Schritten/ Sich recht zu schikken wüst'; ob diese Schäfe- rinn/ Sich auch geberden könt' als eine Hertzoginn. Jch habe so gethan wie dort vor alten Jahren Ein Mahler großer Kunst der gerne wolt' erfah- ren Was noch zu tadeln sey? Der etwas hinge- setzt/ Und steissig angehört wie Der und Jener schetzt. Der f iiij
Fryne-Bozene. War diß mein Huͤrtenkind das nun ein Jahr ver-hohlen Jm Schloſſ erzogen iſt? welchs ich euch anbe- fohlen Recht Fuͤrſtlich aufzuziehn? Jch bilde mir nicht ein/ Daß dieſes muͤglich ſey/ daß Sie es koͤnne ſein. Achates ſprach: fuͤrwar ich ſage keine Luͤgen/ Mein wehrter Fuͤrſt und Herr ich wil euch nicht betriegen/ Da ſey der Himmel vor! So iſts was ich eꝛzehlt. Es iſt das Schaͤferkind welchs ihr euch habt erwehlt. Verzeiht mir aͤdler Herr/ daß ich ohn euer Wiſ- ſen Diß vorgenommen hab’/ ich war dahin befliſſen/ Daß ich vernehmen wolt’/ ob auch noch etwas ſey Das irgend baͤuriſch wer’; ob aus der Schaͤfe- rey Noch etwas an ihr hieng; ob ihr Gemuͤht’ und Sitten/ Recht adlich unterricht; ob ſie mit Tritt- und Schritten/ Sich recht zu ſchikken wuͤſt’; ob dieſe Schaͤfe- rinn/ Sich auch geberden koͤnt’ als eine Hertzoginn. Jch habe ſo gethan wie dort vor alten Jahren Ein Mahler großer Kunſt der gerne wolt’ erfah- ren Was noch zu tadeln ſey? Der etwas hinge- ſetzt/ Und ſteiſſig angehoͤrt wie Der und Jener ſchetzt. Der f iiij
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Fryne-Bozene.
War diß mein Huͤrtenkind das nun ein Jahr ver-
hohlen
Jm Schloſſ erzogen iſt? welchs ich euch anbe-
fohlen
Recht Fuͤrſtlich aufzuziehn? Jch bilde mir nicht
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Daß dieſes muͤglich ſey/ daß Sie es koͤnne ſein.
Achates ſprach: fuͤrwar ich ſage keine Luͤgen/
Mein wehrter Fuͤrſt und Herr ich wil euch nicht
betriegen/
Da ſey der Himmel vor! So iſts was ich eꝛzehlt.
Es iſt das Schaͤferkind welchs ihr euch habt
erwehlt.
Verzeiht mir aͤdler Herr/ daß ich ohn euer Wiſ-
ſen
Diß vorgenommen hab’/ ich war dahin befliſſen/
Daß ich vernehmen wolt’/ ob auch noch etwas
ſey
Das irgend baͤuriſch wer’; ob aus der Schaͤfe-
rey
Noch etwas an ihr hieng; ob ihr Gemuͤht’ und
Sitten/
Recht adlich unterricht; ob ſie mit Tritt- und
Schritten/
Sich recht zu ſchikken wuͤſt’; ob dieſe Schaͤfe-
rinn/
Sich auch geberden koͤnt’ als eine Hertzoginn.
Jch habe ſo gethan wie dort vor alten Jahren
Ein Mahler großer Kunſt der gerne wolt’ erfah-
ren
Was noch zu tadeln ſey? Der etwas hinge-
ſetzt/
Und ſteiſſig angehoͤrt wie Der und Jener
ſchetzt.
Der
f iiij
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