Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Und gleichsam von Natur ein ädler Tugend-freund. Er trug von jugend auf zur Jägerey Belieben/ Mit welcher er sehr oft die lange Zeit vertrieben/ Das städtische Gepräng war ihm ein lautrer Wust/ Ein schönbewachsner Wald war seine höchste Lust. Er ritt' auf eine Zeit/ als Foebus freundlich straal- te/ Und das verjüngte Feld mit göldnen Straalen mahlte/ Mit Dienern auf die Jagt/ Er kam bey ein Ge- sträuch/ An einen schönen Ohrt der fast dem (2) Tempe gleich Dort in (3) Thessalien; es war auf einer Seiten/ Ein abgehaltes Feld voll schöner Lieblichkeiten/ Die Wiese war mit Klee und Blumen unter- mischt/ Auf der das Wollenvieh in satter Wollust tischt'. Auf einer Seiten stund' ein felsenreicher Hügel/ Der voll Gepüsche war; das singende Geflügel War da in grosser Meng; die schlaue Nach- tigall Die schlug mal übermal; ein schöner Gegen- hall War auch zu hören da; Der Fels war überzogen Mit grünendem Gesträuch'/ und schien/ als wie ein Bogen Von Meistern ausgewelbt/ darein man kunte gehn/ Jmfall man einen Sturm und Wetter sah ent- stehn. Von
Die erhoͤhete Und gleichſam von Natur ein aͤdler Tugend-freund. Er trug von jugend auf zur Jaͤgerey Belieben/ Mit welcher er ſehr oft die lange Zeit vertrieben/ Das ſtaͤdtiſche Gepraͤng war ihm ein lautrer Wuſt/ Ein ſchoͤnbewachſner Wald war ſeine hoͤchſte Luſt. Er ritt’ auf eine Zeit/ als Fœbus freundlich ſtraal- te/ Und das verjuͤngte Feld mit goͤldnen Straalen mahlte/ Mit Dienern auf die Jagt/ Er kam bey ein Ge- ſtraͤuch/ An einen ſchoͤnen Ohrt der faſt dem (2) Tempe gleich Dort in (3) Theſſalien; es war auf einer Seiten/ Ein abgehaltes Feld voll ſchoͤner Lieblichkeiten/ Die Wieſe war mit Klee und Blumen unter- miſcht/ Auf der das Wollenvieh in ſatter Wolluſt tiſcht’. Auf einer Seiten ſtund’ ein felſenreicher Huͤgel/ Der voll Gepuͤſche war; das ſingende Gefluͤgel War da in groſſer Meng; die ſchlaue Nach- tigall Die ſchlug mal uͤbermal; ein ſchoͤner Gegen- hall War auch zu hoͤren da; Der Felſ war uͤberzogen Mit gruͤnendem Geſtraͤuch’/ und ſchien/ als wie ein Bogen Von Meiſtern ausgewelbt/ darein man kunte gehn/ Jmfall man einen Sturm und Wetter ſah ent- ſtehn. Von
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Die erhoͤhete
Und gleichſam von Natur ein aͤdler Tugend-
freund.
Er trug von jugend auf zur Jaͤgerey Belieben/
Mit welcher er ſehr oft die lange Zeit vertrieben/
Das ſtaͤdtiſche Gepraͤng war ihm ein lautrer
Wuſt/
Ein ſchoͤnbewachſner Wald war ſeine hoͤchſte
Luſt.
Er ritt’ auf eine Zeit/ als Fœbus freundlich ſtraal-
te/
Und das verjuͤngte Feld mit goͤldnen Straalen
mahlte/
Mit Dienern auf die Jagt/ Er kam bey ein Ge-
ſtraͤuch/
An einen ſchoͤnen Ohrt der faſt dem
⁽²⁾
Tempe
gleich
Dort in
⁽³⁾
Theſſalien; es war auf einer Seiten/
Ein abgehaltes Feld voll ſchoͤner Lieblichkeiten/
Die Wieſe war mit Klee und Blumen unter-
miſcht/
Auf der das Wollenvieh in ſatter Wolluſt tiſcht’.
Auf einer Seiten ſtund’ ein felſenreicher Huͤgel/
Der voll Gepuͤſche war; das ſingende Gefluͤgel
War da in groſſer Meng; die ſchlaue Nach-
tigall
Die ſchlug mal uͤbermal; ein ſchoͤner Gegen-
hall
War auch zu hoͤren da; Der Felſ war uͤberzogen
Mit gruͤnendem Geſtraͤuch’/ und ſchien/ als wie
ein Bogen
Von Meiſtern ausgewelbt/ darein man kunte
gehn/
Jmfall man einen Sturm und Wetter ſah ent-
ſtehn.
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