Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite


Die erhöhete
FRYNE-BOZENE.
EJn rechter Tugendgeist und trefliches
Gemühte/

Sicht nicht nach grossem Stand' und
prahlendem Geblüte.

Dieweil es in gemein auf Pracht und Hoch-
muht denkt

Und seinen blinden Sinn auf schnöde Wollust
lenkt.

Wenn ungeschminkte Ziehr sich bey die Tugend
füget/

So ist ein edler Sinn von Hertzen wol vergnüget/
Er fragt nicht viel darnach woher ihr Ursprung
rührt/

Jm fall Sie nur mit Ehr und Redligkeit ge-
ziehrt.

Die Tugend nimmet oft aus armen Schäferhürden/
Ein schlecht-geschetztes Mensch und bringt sie
hoch zu Würden.

Nehmt hter ein Beyspiel ab: Ein' arme Schä-
ferinn

Wird durch der Tugendkraft zu einer Hertzo-
ginn.

DEr Hertzog (1) Huldenreich/ der Fürste der
Bohemen/

Der Herr von jenem Land' in dem man andern
Ströhmen

Der Elbenfluß entspringt/ war aller Hoffart
Feind/

Und


Die erhoͤhete
FRYNE-BOZENE.
EJn rechter Tugendgeiſt und trefliches
Gemuͤhte/

Sicht nicht nach groſſem Stand’ und
prahlendem Gebluͤte.

Dieweil es in gemein auf Pracht und Hoch-
muht denkt

Und ſeinen blinden Sinn auf ſchnoͤde Wolluſt
lenkt.

Wenn ungeſchminkte Ziehr ſich bey die Tugend
fuͤget/

So iſt ein edler Sinn von Hertzen wol vergnuͤget/
Er fragt nicht viel darnach woher ihr Urſprung
ruͤhrt/

Jm fall Sie nur mit Ehr und Redligkeit ge-
ziehrt.

Die Tugend nim̃et oft auſ armen Schaͤferhuͤrden/
Ein ſchlecht-geſchetztes Menſch und bringt ſie
hoch zu Wuͤrden.

Nehmt hter ein Beyſpiel ab: Ein’ arme Schaͤ-
ferinn

Wird durch der Tugendkraft zu einer Hertzo-
ginn.

DEr Hertzog (1) Huldenreich/ der Fuͤrſte der
Bohemen/

Der Herꝛ von jenem Land’ in dem man andern
Stroͤhmen

Der Elbenfluß entſpringt/ war aller Hoffart
Feind/

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0145" n="89"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Die erho&#x0364;hete<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">FRYNE-BOZENE</hi>.</hi></head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn rechter Tugendgei&#x017F;t und trefliches<lb/><hi rendition="#et">Gemu&#x0364;hte/</hi></l><lb/>
            <l>Sicht nicht nach gro&#x017F;&#x017F;em Stand&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">prahlendem Geblu&#x0364;te.</hi></l><lb/>
            <l>Dieweil es in gemein auf Pracht und Hoch-<lb/><hi rendition="#et">muht denkt</hi></l><lb/>
            <l>Und &#x017F;einen blinden Sinn auf &#x017F;chno&#x0364;de Wollu&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">lenkt.</hi></l><lb/>
            <l>Wenn unge&#x017F;chminkte Ziehr &#x017F;ich bey die Tugend<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;get/</hi></l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t ein edler Sinn von Hertzen wol vergnu&#x0364;get/</l><lb/>
            <l>Er fragt nicht viel darnach woher ihr Ur&#x017F;prung<lb/><hi rendition="#et">ru&#x0364;hrt/</hi></l><lb/>
            <l>Jm fall Sie nur mit Ehr und Redligkeit ge-<lb/><hi rendition="#et">ziehrt.</hi></l><lb/>
            <l>Die Tugend nim&#x0303;et oft au&#x017F; armen Scha&#x0364;ferhu&#x0364;rden/</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;chlecht-ge&#x017F;chetztes Men&#x017F;ch und bringt &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">hoch zu Wu&#x0364;rden.</hi></l><lb/>
            <l>Nehmt hter ein Bey&#x017F;piel ab: Ein&#x2019; arme Scha&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">ferinn</hi></l><lb/>
            <l>Wird durch der Tugendkraft zu einer Hertzo-<lb/><hi rendition="#et">ginn.</hi></l><lb/>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Er Hertzog <note xml:id="z01." next="#t01." place="end" n="(1)"/> Huldenreich/ der Fu&#x0364;r&#x017F;te der<lb/><hi rendition="#et">Bohemen/</hi></l><lb/>
            <l>Der Her&#xA75B; von jenem Land&#x2019; in dem man andern<lb/><hi rendition="#et">Stro&#x0364;hmen</hi></l><lb/>
            <l>Der Elbenfluß ent&#x017F;pringt/ war aller Hoffart<lb/><hi rendition="#et">Feind/</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0145] Die erhoͤhete FRYNE-BOZENE. EJn rechter Tugendgeiſt und trefliches Gemuͤhte/ Sicht nicht nach groſſem Stand’ und prahlendem Gebluͤte. Dieweil es in gemein auf Pracht und Hoch- muht denkt Und ſeinen blinden Sinn auf ſchnoͤde Wolluſt lenkt. Wenn ungeſchminkte Ziehr ſich bey die Tugend fuͤget/ So iſt ein edler Sinn von Hertzen wol vergnuͤget/ Er fragt nicht viel darnach woher ihr Urſprung ruͤhrt/ Jm fall Sie nur mit Ehr und Redligkeit ge- ziehrt. Die Tugend nim̃et oft auſ armen Schaͤferhuͤrden/ Ein ſchlecht-geſchetztes Menſch und bringt ſie hoch zu Wuͤrden. Nehmt hter ein Beyſpiel ab: Ein’ arme Schaͤ- ferinn Wird durch der Tugendkraft zu einer Hertzo- ginn. DEr Hertzog ⁽¹⁾ Huldenreich/ der Fuͤrſte der Bohemen/ Der Herꝛ von jenem Land’ in dem man andern Stroͤhmen Der Elbenfluß entſpringt/ war aller Hoffart Feind/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/145
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/145>, abgerufen am 23.11.2024.