Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.rücksichtslose Härte einen edelmüthigen Widerstand Es fehlte jedoch viel, daß Loucadou, durch ruͤckſichtsloſe Haͤrte einen edelmuͤthigen Widerſtand Es fehlte jedoch viel, daß Loucadou, durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="79"/> ruͤckſichtsloſe Haͤrte einen edelmuͤthigen Widerſtand<lb/> an dem Rittmeiſter v. Schill, welcher die Unnuͤtz-<lb/> lichkeit jeder Uebereilung bei der Ausfuͤhrung die-<lb/> ſer Maaßregel darthat, ſolange die vorliegenden<lb/> Schanzen noch von ſeinen Leuten vertheidigt wuͤr-<lb/> den, fuͤr deren Muth und Ausdauer er ſich ver-<lb/> buͤrgte. Der Commandant ſah ſich fuͤr den Au-<lb/> genblick genoͤthigt, nachzugeben; und Hunderte<lb/> von Menſchen fanden dadurch Zeit, alle beweg-<lb/> liche Truͤmmer ihres Vermoͤgens ruͤckwaͤrts in<lb/> Sicherheit zu fluͤchten. Erſt als dies geſchehen<lb/> war, trat die unabwendbare Zerſtoͤrung ein, und<lb/> die Schanzen wurden verlaſſen.</p><lb/> <p>Es fehlte jedoch viel, daß Loucadou, durch<lb/> dieſen gluͤcklichen Erfolg ſelbſt, zur beſſeren Be-<lb/> finnung gekommen waͤre. Er ſah in Schill’s<lb/> Benehmen nur einen ſtraͤflichen Mangel an Sub-<lb/> ordination, und brach demnaͤchſt in muͤndliche<lb/> harte Vorwuͤrfe aus, welche einen lebhaften Wort-<lb/> wechſel nach ſich zogen und mit einem angekuͤn-<lb/> digten Zimmer-Arreſt endigten, dem der Ge-<lb/> kraͤnkte ſich geduldig unterzog, da ſein menſchen-<lb/> freundlicher Zweck nunmehr ſeine Erfuͤllung be-<lb/> reits erreicht hatte. Aber nicht ſo geduldig nah-<lb/> men Soldaten und Buͤrger es auf, als es be-<lb/> kannt wurde, was fuͤr eine Ungebuͤhrniß ihrem<lb/> Augapfel und Liebling (denn das war er!) wi-<lb/> derfahren ſey. Es entſtand ein Gemurmel, ein<lb/> Reden, ein Fragen, ein Durcheinanderlaufen, das<lb/> mit jeder Minute lauter und ſtuͤrmiſcher wurde.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0095]
ruͤckſichtsloſe Haͤrte einen edelmuͤthigen Widerſtand
an dem Rittmeiſter v. Schill, welcher die Unnuͤtz-
lichkeit jeder Uebereilung bei der Ausfuͤhrung die-
ſer Maaßregel darthat, ſolange die vorliegenden
Schanzen noch von ſeinen Leuten vertheidigt wuͤr-
den, fuͤr deren Muth und Ausdauer er ſich ver-
buͤrgte. Der Commandant ſah ſich fuͤr den Au-
genblick genoͤthigt, nachzugeben; und Hunderte
von Menſchen fanden dadurch Zeit, alle beweg-
liche Truͤmmer ihres Vermoͤgens ruͤckwaͤrts in
Sicherheit zu fluͤchten. Erſt als dies geſchehen
war, trat die unabwendbare Zerſtoͤrung ein, und
die Schanzen wurden verlaſſen.
Es fehlte jedoch viel, daß Loucadou, durch
dieſen gluͤcklichen Erfolg ſelbſt, zur beſſeren Be-
finnung gekommen waͤre. Er ſah in Schill’s
Benehmen nur einen ſtraͤflichen Mangel an Sub-
ordination, und brach demnaͤchſt in muͤndliche
harte Vorwuͤrfe aus, welche einen lebhaften Wort-
wechſel nach ſich zogen und mit einem angekuͤn-
digten Zimmer-Arreſt endigten, dem der Ge-
kraͤnkte ſich geduldig unterzog, da ſein menſchen-
freundlicher Zweck nunmehr ſeine Erfuͤllung be-
reits erreicht hatte. Aber nicht ſo geduldig nah-
men Soldaten und Buͤrger es auf, als es be-
kannt wurde, was fuͤr eine Ungebuͤhrniß ihrem
Augapfel und Liebling (denn das war er!) wi-
derfahren ſey. Es entſtand ein Gemurmel, ein
Reden, ein Fragen, ein Durcheinanderlaufen, das
mit jeder Minute lauter und ſtuͤrmiſcher wurde.
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