Feind entschlossen zurückwies, sondern von jetzt an auch fortwährend diesen Posten besetzt hielt, dessen hohe Wichtigkeit von Tage zu Tage immer besser erkannt wurde. Ernsthafter aber war, gleich am folgenden Morgen, ein neuer feindli- cher Versuch gegen die Schanze auf dem Kauzen- berge, den man, mit Hülfe einiger Verstärkun- gen aus der Festung, und nach einem vereinzel- ten Gefecht in der Nähe von Pretmin, glücklich vereitelte. Eigentlich aber hatte dieser Angriff nur den Marsch der Hauptmacht verdecken sollen, welche sich gleichzeitig von Neubrück südöstlich gegen Groß-Jestin wandte; bei Cörlin die Per- sante passirte, und bis zum 10. Merz sich bis Zernin und Tramm herum gezogen hatte, um den Platz auch von der Ostseite einzuschließen.
Jetzt konnte uns die früher hergestellte Schan- ze auf dem Hohen-Berge, die das letztgenannte Dorf dominirte, von Nutzen werden; daher sie auch unverzüglich noch weiter ausgebessert und einiges Geschütz darinn aufgefahren wurde. Da sich's aber berechnen ließ, daß der Feind bei Tramm nicht stehen bleiben, sondern sich auch nach dem Dorfe Bullenwinkel und dem großen Stadtwalde, "der Colberger Busch" genannt, ausbreiten würde; wie auch alsobald geschah: so war es auch eine Vorkehr von dringender Noth- wendigkeit, ihn von der Lauenburger Vorstadt, die hieherwärts gelegen ist, in möglichster Ent- fernung zu halten. Jch wußte, daß dies, wie
Feind entſchloſſen zuruͤckwies, ſondern von jetzt an auch fortwaͤhrend dieſen Poſten beſetzt hielt, deſſen hohe Wichtigkeit von Tage zu Tage immer beſſer erkannt wurde. Ernſthafter aber war, gleich am folgenden Morgen, ein neuer feindli- cher Verſuch gegen die Schanze auf dem Kauzen- berge, den man, mit Huͤlfe einiger Verſtaͤrkun- gen aus der Feſtung, und nach einem vereinzel- ten Gefecht in der Naͤhe von Pretmin, gluͤcklich vereitelte. Eigentlich aber hatte dieſer Angriff nur den Marſch der Hauptmacht verdecken ſollen, welche ſich gleichzeitig von Neubruͤck ſuͤdoͤſtlich gegen Groß-Jeſtin wandte; bei Coͤrlin die Per- ſante paſſirte, und bis zum 10. Merz ſich bis Zernin und Tramm herum gezogen hatte, um den Platz auch von der Oſtſeite einzuſchließen.
Jetzt konnte uns die fruͤher hergeſtellte Schan- ze auf dem Hohen-Berge, die das letztgenannte Dorf dominirte, von Nutzen werden; daher ſie auch unverzuͤglich noch weiter ausgebeſſert und einiges Geſchuͤtz darinn aufgefahren wurde. Da ſich’s aber berechnen ließ, daß der Feind bei Tramm nicht ſtehen bleiben, ſondern ſich auch nach dem Dorfe Bullenwinkel und dem großen Stadtwalde, „der Colberger Buſch‟ genannt, ausbreiten wuͤrde; wie auch alſobald geſchah: ſo war es auch eine Vorkehr von dringender Noth- wendigkeit, ihn von der Lauenburger Vorſtadt, die hieherwaͤrts gelegen iſt, in moͤglichſter Ent- fernung zu halten. Jch wußte, daß dies, wie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0078"n="62"/>
Feind entſchloſſen zuruͤckwies, ſondern von jetzt<lb/>
an auch fortwaͤhrend dieſen Poſten beſetzt hielt,<lb/>
deſſen hohe Wichtigkeit von Tage zu Tage immer<lb/>
beſſer erkannt wurde. Ernſthafter aber war,<lb/>
gleich am folgenden Morgen, ein neuer feindli-<lb/>
cher Verſuch gegen die Schanze <choice><sic>auſ</sic><corr>auf</corr></choice> dem Kauzen-<lb/>
berge, den man, mit Huͤlfe einiger Verſtaͤrkun-<lb/>
gen aus der Feſtung, und nach einem vereinzel-<lb/>
ten Gefecht in der Naͤhe von Pretmin, gluͤcklich<lb/>
vereitelte. Eigentlich aber hatte dieſer Angriff<lb/>
nur den Marſch der Hauptmacht verdecken ſollen,<lb/>
welche ſich gleichzeitig von Neubruͤck ſuͤdoͤſtlich<lb/>
gegen Groß-Jeſtin wandte; bei Coͤrlin die Per-<lb/>ſante paſſirte, und bis zum 10. Merz ſich bis<lb/>
Zernin und Tramm herum gezogen hatte, um<lb/>
den Platz auch von der Oſtſeite einzuſchließen.</p><lb/><p>Jetzt konnte uns die fruͤher hergeſtellte Schan-<lb/>
ze auf dem Hohen-Berge, die das letztgenannte<lb/>
Dorf dominirte, von Nutzen werden; daher ſie<lb/>
auch unverzuͤglich noch weiter ausgebeſſert und<lb/>
einiges Geſchuͤtz darinn aufgefahren wurde. Da<lb/>ſich’s aber berechnen ließ, daß der Feind bei<lb/>
Tramm nicht ſtehen bleiben, ſondern ſich auch<lb/>
nach dem Dorfe Bullenwinkel und dem großen<lb/>
Stadtwalde, „der Colberger Buſch‟ genannt,<lb/>
ausbreiten wuͤrde; wie auch alſobald geſchah: ſo<lb/>
war es auch eine Vorkehr von dringender Noth-<lb/>
wendigkeit, ihn von der Lauenburger Vorſtadt,<lb/>
die hieherwaͤrts gelegen iſt, in moͤglichſter Ent-<lb/>
fernung zu halten. Jch wußte, daß dies, wie<lb/></p></div></body></text></TEI>
[62/0078]
Feind entſchloſſen zuruͤckwies, ſondern von jetzt
an auch fortwaͤhrend dieſen Poſten beſetzt hielt,
deſſen hohe Wichtigkeit von Tage zu Tage immer
beſſer erkannt wurde. Ernſthafter aber war,
gleich am folgenden Morgen, ein neuer feindli-
cher Verſuch gegen die Schanze auf dem Kauzen-
berge, den man, mit Huͤlfe einiger Verſtaͤrkun-
gen aus der Feſtung, und nach einem vereinzel-
ten Gefecht in der Naͤhe von Pretmin, gluͤcklich
vereitelte. Eigentlich aber hatte dieſer Angriff
nur den Marſch der Hauptmacht verdecken ſollen,
welche ſich gleichzeitig von Neubruͤck ſuͤdoͤſtlich
gegen Groß-Jeſtin wandte; bei Coͤrlin die Per-
ſante paſſirte, und bis zum 10. Merz ſich bis
Zernin und Tramm herum gezogen hatte, um
den Platz auch von der Oſtſeite einzuſchließen.
Jetzt konnte uns die fruͤher hergeſtellte Schan-
ze auf dem Hohen-Berge, die das letztgenannte
Dorf dominirte, von Nutzen werden; daher ſie
auch unverzuͤglich noch weiter ausgebeſſert und
einiges Geſchuͤtz darinn aufgefahren wurde. Da
ſich’s aber berechnen ließ, daß der Feind bei
Tramm nicht ſtehen bleiben, ſondern ſich auch
nach dem Dorfe Bullenwinkel und dem großen
Stadtwalde, „der Colberger Buſch‟ genannt,
ausbreiten wuͤrde; wie auch alſobald geſchah: ſo
war es auch eine Vorkehr von dringender Noth-
wendigkeit, ihn von der Lauenburger Vorſtadt,
die hieherwaͤrts gelegen iſt, in moͤglichſter Ent-
fernung zu halten. Jch wußte, daß dies, wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/78>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.