Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Alle, welche die dringende Gefahr im Anzuge Natürlich konnte solch ein Mann uns kein Nach dem alten Glauben, "daß Ruhe die Alle, welche die dringende Gefahr im Anzuge Natuͤrlich konnte ſolch ein Mann uns kein Nach dem alten Glauben, „daß Ruhe die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="42"/> Alle, welche die dringende Gefahr im Anzuge<lb/> erblickten und ihn aus ſeinem Seelenſchlafe zu<lb/> erwecken vergebliche Verſuche machten.</p><lb/> <p>Natuͤrlich konnte ſolch ein Mann uns kein<lb/> großes Vertrauen einfloͤßen. Waͤhrend Alles,<lb/> was Militair hieß, ſeinen traͤgen Schlummer mit<lb/> ihm zu theilen ſchien, fuͤhlte ſich die ganze Buͤr-<lb/> gerſchaft von der lebhafteſten Unruhe und Be-<lb/> ſorgniß ergriffen; man berathſchlagte unter ein-<lb/> ander; und weil ich Einer der aͤlteſten Buͤrger<lb/> war, der den ſiebenjaͤhrigen Krieg erlebt und in<lb/> den fruͤheren Belagerungen, neben meinem Vater,<lb/> freiwillige Adjutanten-Dienſte beim alten braven<lb/> Heyden verrichtet hatte, ſo waͤhlte man mich<lb/> auch jetzt, das Wort zu fuͤhren und, als Re-<lb/> praͤſentant geſammter Buͤrgerſchaft, uns mit dem<lb/> Commandanten uͤber die Maaßregeln zur Ver-<lb/> theidigung des Platzes genauer zu verſtaͤndigen.</p><lb/> <p>Nach dem alten Glauben, „daß Ruhe die<lb/> erſte Buͤrgerpflicht ſey,‟ und was nicht Uniform<lb/> trage, auch keinen Beruf habe, ſich um militai-<lb/> riſche Angelegenheiten zu bekuͤmmern, koͤnnt’ es<lb/> freilich ſonderbar und anmaaſſend erſcheinen, daß<lb/> wir Buͤrger in die Vertheidigung unſrer Stadt<lb/> mit drein reden wollten: aber bei uns in Col-<lb/> berg war das anders. Von aͤlteſter Zeit her<lb/> waren wir die natuͤrlichen und geſetzlich berufenen<lb/> Vertheidiger unſrer Waͤlle und Mauern. Vor-<lb/> mals ſchwur Jeder ſeinen Buͤrgereid mit Ober-<lb/> und Untergewehr, und ſchwur zugleich, daß dieſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0058]
Alle, welche die dringende Gefahr im Anzuge
erblickten und ihn aus ſeinem Seelenſchlafe zu
erwecken vergebliche Verſuche machten.
Natuͤrlich konnte ſolch ein Mann uns kein
großes Vertrauen einfloͤßen. Waͤhrend Alles,
was Militair hieß, ſeinen traͤgen Schlummer mit
ihm zu theilen ſchien, fuͤhlte ſich die ganze Buͤr-
gerſchaft von der lebhafteſten Unruhe und Be-
ſorgniß ergriffen; man berathſchlagte unter ein-
ander; und weil ich Einer der aͤlteſten Buͤrger
war, der den ſiebenjaͤhrigen Krieg erlebt und in
den fruͤheren Belagerungen, neben meinem Vater,
freiwillige Adjutanten-Dienſte beim alten braven
Heyden verrichtet hatte, ſo waͤhlte man mich
auch jetzt, das Wort zu fuͤhren und, als Re-
praͤſentant geſammter Buͤrgerſchaft, uns mit dem
Commandanten uͤber die Maaßregeln zur Ver-
theidigung des Platzes genauer zu verſtaͤndigen.
Nach dem alten Glauben, „daß Ruhe die
erſte Buͤrgerpflicht ſey,‟ und was nicht Uniform
trage, auch keinen Beruf habe, ſich um militai-
riſche Angelegenheiten zu bekuͤmmern, koͤnnt’ es
freilich ſonderbar und anmaaſſend erſcheinen, daß
wir Buͤrger in die Vertheidigung unſrer Stadt
mit drein reden wollten: aber bei uns in Col-
berg war das anders. Von aͤlteſter Zeit her
waren wir die natuͤrlichen und geſetzlich berufenen
Vertheidiger unſrer Waͤlle und Mauern. Vor-
mals ſchwur Jeder ſeinen Buͤrgereid mit Ober-
und Untergewehr, und ſchwur zugleich, daß dieſe
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