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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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den, verweilten wir, des starken Gedränges we-
gen, nur kurze Zeit. Des nächsten Morgens
reisten wir ab, und, zufolge den Wünschen mei-
nes Freundes, begleitete ich ihn nach Stettin,
wohin ihn Geschäfte führten und wo uns eine
sehr freundliche Aufnahme zu Theil ward; so daß
wir mehrere uns zugedachte Güte und Auszeich-
nung von uns ablehnen mußten, weil ich mich
noch zum Feste wieder nach Hause sehnte und
mich überdem ein wenig kränklich fühlte. Mein
Geist aber war frei und froh; und es mag auch
wohl seyn, (was mein Reisegefährte behauptet,
und wessen ich mich gleichwohl wenig mehr ent-
sinne,) daß ich manches holländische Liedchen für
mich gesungen habe. Das aber kömmt nur an
mich, wenn meine Seele im innern geistigen
Wohlbehagen schwelgt.

Das war also mein kurzes, aber erfreuli-
ches Leben am Hofe! Jn ein längeres hätt' ich
mich freilich schlecht zu schicken gewußt; und über-
dem wäre mir dadurch meine gute ehrliche Pfahl-
bürgerei vielleicht verleidet worden, zu welcher ich
nun mit zwiefachem Behagen zurückkehrte, und
wobei ich mich ohne Zweifel auch besser befand.
Jch hatte meine frühere Handthierung, soviel
meine verminderten Vermögens-Umstände es zu-
ließen, klein und bescheiden wieder angefangen,
und fand dabei, als ein einzelner Mann von
wenig Wünschen und Anforderungen, auch mein
nothdürftiges Auskommen. Jch würde sogar sa-

3. Bändchen. (14)

den, verweilten wir, des ſtarken Gedraͤnges we-
gen, nur kurze Zeit. Des naͤchſten Morgens
reiſten wir ab, und, zufolge den Wuͤnſchen mei-
nes Freundes, begleitete ich ihn nach Stettin,
wohin ihn Geſchaͤfte fuͤhrten und wo uns eine
ſehr freundliche Aufnahme zu Theil ward; ſo daß
wir mehrere uns zugedachte Guͤte und Auszeich-
nung von uns ablehnen mußten, weil ich mich
noch zum Feſte wieder nach Hauſe ſehnte und
mich uͤberdem ein wenig kraͤnklich fuͤhlte. Mein
Geiſt aber war frei und froh; und es mag auch
wohl ſeyn, (was mein Reiſegefaͤhrte behauptet,
und weſſen ich mich gleichwohl wenig mehr ent-
ſinne,) daß ich manches hollaͤndiſche Liedchen fuͤr
mich geſungen habe. Das aber koͤmmt nur an
mich, wenn meine Seele im innern geiſtigen
Wohlbehagen ſchwelgt.

Das war alſo mein kurzes, aber erfreuli-
ches Leben am Hofe! Jn ein laͤngeres haͤtt’ ich
mich freilich ſchlecht zu ſchicken gewußt; und uͤber-
dem waͤre mir dadurch meine gute ehrliche Pfahl-
buͤrgerei vielleicht verleidet worden, zu welcher ich
nun mit zwiefachem Behagen zuruͤckkehrte, und
wobei ich mich ohne Zweifel auch beſſer befand.
Jch hatte meine fruͤhere Handthierung, ſoviel
meine verminderten Vermoͤgens-Umſtaͤnde es zu-
ließen, klein und beſcheiden wieder angefangen,
und fand dabei, als ein einzelner Mann von
wenig Wuͤnſchen und Anforderungen, auch mein
nothduͤrftiges Auskommen. Jch wuͤrde ſogar ſa-

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[209/0225] den, verweilten wir, des ſtarken Gedraͤnges we- gen, nur kurze Zeit. Des naͤchſten Morgens reiſten wir ab, und, zufolge den Wuͤnſchen mei- nes Freundes, begleitete ich ihn nach Stettin, wohin ihn Geſchaͤfte fuͤhrten und wo uns eine ſehr freundliche Aufnahme zu Theil ward; ſo daß wir mehrere uns zugedachte Guͤte und Auszeich- nung von uns ablehnen mußten, weil ich mich noch zum Feſte wieder nach Hauſe ſehnte und mich uͤberdem ein wenig kraͤnklich fuͤhlte. Mein Geiſt aber war frei und froh; und es mag auch wohl ſeyn, (was mein Reiſegefaͤhrte behauptet, und weſſen ich mich gleichwohl wenig mehr ent- ſinne,) daß ich manches hollaͤndiſche Liedchen fuͤr mich geſungen habe. Das aber koͤmmt nur an mich, wenn meine Seele im innern geiſtigen Wohlbehagen ſchwelgt. Das war alſo mein kurzes, aber erfreuli- ches Leben am Hofe! Jn ein laͤngeres haͤtt’ ich mich freilich ſchlecht zu ſchicken gewußt; und uͤber- dem waͤre mir dadurch meine gute ehrliche Pfahl- buͤrgerei vielleicht verleidet worden, zu welcher ich nun mit zwiefachem Behagen zuruͤckkehrte, und wobei ich mich ohne Zweifel auch beſſer befand. Jch hatte meine fruͤhere Handthierung, ſoviel meine verminderten Vermoͤgens-Umſtaͤnde es zu- ließen, klein und beſcheiden wieder angefangen, und fand dabei, als ein einzelner Mann von wenig Wuͤnſchen und Anforderungen, auch mein nothduͤrftiges Auskommen. Jch wuͤrde ſogar ſa- 3. Baͤndchen. (14)

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/225>, abgerufen am 23.11.2024.