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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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Sr. Majestät, ich weiß selbst nicht, auf welche
Weise, zur Kenntniß gekommen, daß ich einst
vor langen Jahren in wirklichem Königl. See-
Dienst gestanden; *) und demzufolge ward mir
jetzt die förmliche Erlaubniß ertheilt, die Königl.
See-Uniform zu tragen. Warum sollte ich auch
läugnen, daß gerade diese Vergünstigung einen
tiefen und rührenden Eindruck auf den alten See-
mann in mir machte, dessen Patriotismus sich
immer und unter allen Himmelsgegenden mit ei-
nigem Stolz zur Preussischen Farbe bekannt hatte?
Zudem fühlte ich mich auch damals noch rüstig
genug, meinem Landesherrn, auch auf meinem
eigenthümlichen Elemente, in Krieg und Frieden
einige nutzbare Dienste leisten zu können; und
nur des leisesten Winkes hätt' es bedurft, um
Alles zu verlassen und unter jeder Zone für Preus-
sens Nutzen und Ehre zu leben und zu sterben!

Die Rückkehr unsers gefeierten Königs-Paa-
res von Preussen nach Berlin, im December des
Jahres 1809, war ein Ereigniß, das meine Seele
mit hoher freudiger Theilnahme beschäftigte. Ei-
nem früheren Gerüchte zufolge sollte der Weg
Dasselbe auch zu uns nach Colberg führen: aber
der Anblick unsrer fast noch rauchenden Trümmer
konnte kein erfreulicher, und uns selbst es daher
kaum wünschenswerth seyn, das landesväterliche
Herz damit zu betrüben. Auch erfuhren wir bald,

*) Vergl. B. I. S. 238.

Sr. Majeſtaͤt, ich weiß ſelbſt nicht, auf welche
Weiſe, zur Kenntniß gekommen, daß ich einſt
vor langen Jahren in wirklichem Koͤnigl. See-
Dienſt geſtanden; *) und demzufolge ward mir
jetzt die foͤrmliche Erlaubniß ertheilt, die Koͤnigl.
See-Uniform zu tragen. Warum ſollte ich auch
laͤugnen, daß gerade dieſe Verguͤnſtigung einen
tiefen und ruͤhrenden Eindruck auf den alten See-
mann in mir machte, deſſen Patriotismus ſich
immer und unter allen Himmelsgegenden mit ei-
nigem Stolz zur Preuſſiſchen Farbe bekannt hatte?
Zudem fuͤhlte ich mich auch damals noch ruͤſtig
genug, meinem Landesherrn, auch auf meinem
eigenthuͤmlichen Elemente, in Krieg und Frieden
einige nutzbare Dienſte leiſten zu koͤnnen; und
nur des leiſeſten Winkes haͤtt’ es bedurft, um
Alles zu verlaſſen und unter jeder Zone fuͤr Preuſ-
ſens Nutzen und Ehre zu leben und zu ſterben!

Die Ruͤckkehr unſers gefeierten Koͤnigs-Paa-
res von Preuſſen nach Berlin, im December des
Jahres 1809, war ein Ereigniß, das meine Seele
mit hoher freudiger Theilnahme beſchaͤftigte. Ei-
nem fruͤheren Geruͤchte zufolge ſollte der Weg
Daſſelbe auch zu uns nach Colberg fuͤhren: aber
der Anblick unſrer faſt noch rauchenden Truͤmmer
konnte kein erfreulicher, und uns ſelbſt es daher
kaum wuͤnſchenswerth ſeyn, das landesvaͤterliche
Herz damit zu betruͤben. Auch erfuhren wir bald,

*) Vergl. B. I. S. 238.
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[196/0212] Sr. Majeſtaͤt, ich weiß ſelbſt nicht, auf welche Weiſe, zur Kenntniß gekommen, daß ich einſt vor langen Jahren in wirklichem Koͤnigl. See- Dienſt geſtanden; *) und demzufolge ward mir jetzt die foͤrmliche Erlaubniß ertheilt, die Koͤnigl. See-Uniform zu tragen. Warum ſollte ich auch laͤugnen, daß gerade dieſe Verguͤnſtigung einen tiefen und ruͤhrenden Eindruck auf den alten See- mann in mir machte, deſſen Patriotismus ſich immer und unter allen Himmelsgegenden mit ei- nigem Stolz zur Preuſſiſchen Farbe bekannt hatte? Zudem fuͤhlte ich mich auch damals noch ruͤſtig genug, meinem Landesherrn, auch auf meinem eigenthuͤmlichen Elemente, in Krieg und Frieden einige nutzbare Dienſte leiſten zu koͤnnen; und nur des leiſeſten Winkes haͤtt’ es bedurft, um Alles zu verlaſſen und unter jeder Zone fuͤr Preuſ- ſens Nutzen und Ehre zu leben und zu ſterben! Die Ruͤckkehr unſers gefeierten Koͤnigs-Paa- res von Preuſſen nach Berlin, im December des Jahres 1809, war ein Ereigniß, das meine Seele mit hoher freudiger Theilnahme beſchaͤftigte. Ei- nem fruͤheren Geruͤchte zufolge ſollte der Weg Daſſelbe auch zu uns nach Colberg fuͤhren: aber der Anblick unſrer faſt noch rauchenden Truͤmmer konnte kein erfreulicher, und uns ſelbſt es daher kaum wuͤnſchenswerth ſeyn, das landesvaͤterliche Herz damit zu betruͤben. Auch erfuhren wir bald, *) Vergl. B. I. S. 238.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/212>, abgerufen am 24.11.2024.