Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.ser hinbringen und ihnen Trost und guten Muth Es ist wahr; meine guten Freunde haben Fest hielt ich, und halte noch, an diesem Aber war ich auch wohl berechtigt, über er- ſer hinbringen und ihnen Troſt und guten Muth Es iſt wahr; meine guten Freunde haben Feſt hielt ich, und halte noch, an dieſem Aber war ich auch wohl berechtigt, uͤber er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="165"/> ſer hinbringen und ihnen Troſt und guten Muth<lb/> einſprechen konnte.</p><lb/> <p>Es iſt wahr; meine guten Freunde haben<lb/> mir deshalb oftmals Vorſtellungen gethan, daß<lb/> mich mein guter Wille zuweit fuͤhre und zum<lb/> Verſchwender mache: aber nie verließ mich der<lb/> frohe Muth, ihnen zu antworten: „Jch bin ein<lb/> alter Mann ohne Kind oder Kegel: <hi rendition="#g">wem</hi> ſollt’<lb/> ich es ſparen? Aber waͤr’ ich auch der Juͤngſte<lb/> unter euch: wie leicht kann man in dieſen Zeiten<lb/> den Tod haben! Mir liegen Koͤnig und Vater-<lb/> ſtadt allein am Herzen; und uͤberleb’ ich dieſe<lb/> Zeit: — nun, ſo werden ja <hi rendition="#g">ſie</hi> mich auch nicht<lb/> darben laſſen.‟</p><lb/> <p>Feſt hielt ich, und halte noch, an dieſem<lb/> ſchoͤnen Glauben: aber freilich war das auch um<lb/> ſo nothwendiger, wenn ich nun auf den geringen,<lb/> mir jetzt uͤbrig gebliebenen Reſt meiner Haabe<lb/> blickte. Mein Haus hatte durch das Bombarde-<lb/> ment in allen ſeinen Theilen bedeutend gelitten;<lb/> meine Scheune vor dem Thore war niederge-<lb/> brannt, mein Gartenhaͤuschen abgebrochen wor-<lb/> den, mein Garten verwuͤſtet. Von den Vorraͤ-<lb/> then meines Gewerbes war nichts mehr uͤbrig,<lb/> um es neu wiederherzuſtellen; und das beſchaͤdigte<lb/> Eigenthum zu beſſern, haͤtt’ es Huͤlfsmittel be-<lb/> durft, die mir jetzt kaum mehr zu Gebote ſtan-<lb/> den. Meine Lage war keinesweges erfreulich!</p><lb/> <p>Aber war ich auch wohl berechtigt, uͤber er-<lb/> littene Einbuße zu klagen? Meine Mitbuͤrger<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0181]
ſer hinbringen und ihnen Troſt und guten Muth
einſprechen konnte.
Es iſt wahr; meine guten Freunde haben
mir deshalb oftmals Vorſtellungen gethan, daß
mich mein guter Wille zuweit fuͤhre und zum
Verſchwender mache: aber nie verließ mich der
frohe Muth, ihnen zu antworten: „Jch bin ein
alter Mann ohne Kind oder Kegel: wem ſollt’
ich es ſparen? Aber waͤr’ ich auch der Juͤngſte
unter euch: wie leicht kann man in dieſen Zeiten
den Tod haben! Mir liegen Koͤnig und Vater-
ſtadt allein am Herzen; und uͤberleb’ ich dieſe
Zeit: — nun, ſo werden ja ſie mich auch nicht
darben laſſen.‟
Feſt hielt ich, und halte noch, an dieſem
ſchoͤnen Glauben: aber freilich war das auch um
ſo nothwendiger, wenn ich nun auf den geringen,
mir jetzt uͤbrig gebliebenen Reſt meiner Haabe
blickte. Mein Haus hatte durch das Bombarde-
ment in allen ſeinen Theilen bedeutend gelitten;
meine Scheune vor dem Thore war niederge-
brannt, mein Gartenhaͤuschen abgebrochen wor-
den, mein Garten verwuͤſtet. Von den Vorraͤ-
then meines Gewerbes war nichts mehr uͤbrig,
um es neu wiederherzuſtellen; und das beſchaͤdigte
Eigenthum zu beſſern, haͤtt’ es Huͤlfsmittel be-
durft, die mir jetzt kaum mehr zu Gebote ſtan-
den. Meine Lage war keinesweges erfreulich!
Aber war ich auch wohl berechtigt, uͤber er-
littene Einbuße zu klagen? Meine Mitbuͤrger
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |