Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.sonderlich zu erfreuen. Eine Bombe war, durch Wie gerne aber hätte man jede eigene Noth ſonderlich zu erfreuen. Eine Bombe war, durch Wie gerne aber haͤtte man jede eigene Noth <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="148"/> ſonderlich zu erfreuen. Eine Bombe war, durch<lb/> den Giebel einſchlagend, durch zwei Boͤden bis<lb/> in den Keller hinabgefahren und hatte, indem ſie<lb/> dort platzte, ſieben Oxhoft voll Brandtwein zer-<lb/> ſprengt, deren Jnhalt nun gaͤnzlich fuͤr mich ver-<lb/> loren gieng. Auſſerdem waren uͤberall im Hauſe<lb/> die groͤßten Berwuͤſtungen angerichtet; die ganze<lb/> Eingangsflur aufgeriſſen und eben ſo wenig ir-<lb/> gend eine Fenſterſcheibe, als ein Ziegel auf dem<lb/> Dache, unbeſchaͤdigt geblieben. All meine Leute<lb/> hatten, wie leicht begreiflich, das Weite geſucht;<lb/> und ſo ſtand es nicht bloß bei mir, ſondern auch<lb/> links und rechts und in vielen Nachbarhaͤuſern.</p><lb/> <p>Wie gerne aber haͤtte man jede eigene Noth<lb/> verſchmerzt und vergeſſen, gegen die tief nieder-<lb/> ſchlagende Zeitung, daß um 4 Uhr Morgens die<lb/> Maikuhle an den Feind verloren gegangen! Mit-<lb/> ten unter dem heftigſten Bombardement, wodurch<lb/> unſre Aufmerkſamkeit von dieſer Seite hatte ab-<lb/> gezogen werden ſollen, war auf dieſen Poſten<lb/> von der aͤuſſerſten weſtlichen Spitze, ſo wie von<lb/> der Seeſeite her, ein Angriff geſchehen, der wohl<lb/> fuͤr einen Ueberfall gelten konnte, da der dortige<lb/> interimiſtiſche Befehlshaber der Schillſchen Trup-<lb/> pen, Lieut. v. Gruben <hi rendition="#aq">I.</hi>, auf ein ſolches Ereig-<lb/> niß durchaus nicht gefaßt geweſen zu ſeyn ſcheint;<lb/> — Eine Sorgloſigkeit, die um ſo unbegreiflicher<lb/> und tadelnswerther erſcheint, da die Bewegungen<lb/> des Feindes Tages zuvor nur zu deutlich die Ab-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0164]
ſonderlich zu erfreuen. Eine Bombe war, durch
den Giebel einſchlagend, durch zwei Boͤden bis
in den Keller hinabgefahren und hatte, indem ſie
dort platzte, ſieben Oxhoft voll Brandtwein zer-
ſprengt, deren Jnhalt nun gaͤnzlich fuͤr mich ver-
loren gieng. Auſſerdem waren uͤberall im Hauſe
die groͤßten Berwuͤſtungen angerichtet; die ganze
Eingangsflur aufgeriſſen und eben ſo wenig ir-
gend eine Fenſterſcheibe, als ein Ziegel auf dem
Dache, unbeſchaͤdigt geblieben. All meine Leute
hatten, wie leicht begreiflich, das Weite geſucht;
und ſo ſtand es nicht bloß bei mir, ſondern auch
links und rechts und in vielen Nachbarhaͤuſern.
Wie gerne aber haͤtte man jede eigene Noth
verſchmerzt und vergeſſen, gegen die tief nieder-
ſchlagende Zeitung, daß um 4 Uhr Morgens die
Maikuhle an den Feind verloren gegangen! Mit-
ten unter dem heftigſten Bombardement, wodurch
unſre Aufmerkſamkeit von dieſer Seite hatte ab-
gezogen werden ſollen, war auf dieſen Poſten
von der aͤuſſerſten weſtlichen Spitze, ſo wie von
der Seeſeite her, ein Angriff geſchehen, der wohl
fuͤr einen Ueberfall gelten konnte, da der dortige
interimiſtiſche Befehlshaber der Schillſchen Trup-
pen, Lieut. v. Gruben I., auf ein ſolches Ereig-
niß durchaus nicht gefaßt geweſen zu ſeyn ſcheint;
— Eine Sorgloſigkeit, die um ſo unbegreiflicher
und tadelnswerther erſcheint, da die Bewegungen
des Feindes Tages zuvor nur zu deutlich die Ab-
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