Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Füßen; und man kann ohne Uebertreibung sagen, Jch befand mich in dieser entsetzlichen Nacht Fuͤßen; und man kann ohne Uebertreibung ſagen, Jch befand mich in dieſer entſetzlichen Nacht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="146"/> Fuͤßen; und man kann ohne Uebertreibung ſagen,<lb/> daß es rings um uns war, als ob die Welt ver-<lb/> gehen ſollte. Sichtbarlich legten unſre Gegner<lb/> es darauf an, uns durch ihr Bombardement zwi-<lb/> ſchen dem engen Raume unſrer Waͤlle dergeſtalt<lb/> zu aͤngſtigen, daß wir, nirgends mehr unſers<lb/> Bleibens wiſſend, die weiſſe Fahne zur Ergebung<lb/> aufſtecken muͤßten.</p><lb/> <p>Jch befand mich in dieſer entſetzlichen Nacht<lb/> neben unſerm Commandanten auf dem Baſtion<lb/> Preuſſen, als dem hoͤchſten Punkte, den unſre<lb/> Waͤlle zum Umherſchauen darboten. Von hier<lb/> aus konnten wir beinahe alle feindliche Schanzen<lb/> uͤberſehen; und ebenſo lag die Stadt vor uns.<lb/> Es iſt nicht auszuſprechen, wie hoͤllenmaͤßig das<lb/> Aufblitzen und Donnern des Geſchuͤtzes Schlag<lb/> auf Schlag und Zuck auf Zuck um uns her wuͤ-<lb/> thete; waͤhrend auch das Feuer unſrer Feſtung<lb/> in ſeiner Antwort nichts ſchuldig blieb. Jn der<lb/> Luft ſchwaͤrmte es lichterloh von Granaten und<lb/> Bomben; wir ſahen ſie hie und da und uͤberall<lb/> ihren lichten Bogen nach der Stadt hinein waͤl-<lb/> zen; hoͤrten das Krachen ihres Zerſpringens, ſo<lb/> wie das Einſtuͤrzen der Giebel und Haͤuſer; ver-<lb/> nahmen den wuͤſten Laͤrm, der drinnen wogte<lb/> und toſ’te, und waren Zeuge, wie bald hier bald<lb/> dort, wo es gezuͤndet hatte, eine Feuerflamme<lb/> emporloderte. Von dem Allen war die Nacht ſo<lb/> hell, als ob tauſend Fackeln brennten; und das<lb/> graͤßliche Schauſpiel ſchien nicht ein Menſchen-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0162]
Fuͤßen; und man kann ohne Uebertreibung ſagen,
daß es rings um uns war, als ob die Welt ver-
gehen ſollte. Sichtbarlich legten unſre Gegner
es darauf an, uns durch ihr Bombardement zwi-
ſchen dem engen Raume unſrer Waͤlle dergeſtalt
zu aͤngſtigen, daß wir, nirgends mehr unſers
Bleibens wiſſend, die weiſſe Fahne zur Ergebung
aufſtecken muͤßten.
Jch befand mich in dieſer entſetzlichen Nacht
neben unſerm Commandanten auf dem Baſtion
Preuſſen, als dem hoͤchſten Punkte, den unſre
Waͤlle zum Umherſchauen darboten. Von hier
aus konnten wir beinahe alle feindliche Schanzen
uͤberſehen; und ebenſo lag die Stadt vor uns.
Es iſt nicht auszuſprechen, wie hoͤllenmaͤßig das
Aufblitzen und Donnern des Geſchuͤtzes Schlag
auf Schlag und Zuck auf Zuck um uns her wuͤ-
thete; waͤhrend auch das Feuer unſrer Feſtung
in ſeiner Antwort nichts ſchuldig blieb. Jn der
Luft ſchwaͤrmte es lichterloh von Granaten und
Bomben; wir ſahen ſie hie und da und uͤberall
ihren lichten Bogen nach der Stadt hinein waͤl-
zen; hoͤrten das Krachen ihres Zerſpringens, ſo
wie das Einſtuͤrzen der Giebel und Haͤuſer; ver-
nahmen den wuͤſten Laͤrm, der drinnen wogte
und toſ’te, und waren Zeuge, wie bald hier bald
dort, wo es gezuͤndet hatte, eine Feuerflamme
emporloderte. Von dem Allen war die Nacht ſo
hell, als ob tauſend Fackeln brennten; und das
graͤßliche Schauſpiel ſchien nicht ein Menſchen-
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