nur mit wenig Worten bemerkt war, daß mir für mein Anbringen voller Glauben beizumessen seyn werde. Als ich damit bei den französischen Vorposten anlangte, wurden mir die Augen ver- bunden und das Pferd von zwei Begleitern am Zügel geführt; während zwei Andre, mit Gewehr versehen, mir zur Seite giengen. So kam ich endlich in Tramm an, und hier ward mir auch das Tuch wieder von den Augen genommen.
Der Erste, den ich hier, zu meiner nicht geringen Verwunderung, erblickte, war ein, aus- serhalb der Stadt wohnhafter, mir wohlbekann- ter Officiant, dessen Haus der Feind vor einigen Wochen, bei einem Vorposten-Gefecht, zerstört hatte, und der es, wie ich glauben muß, der mitleidigen Nachsicht der Officiere vom General- Stab zu danken hatte, wenn er sich frei in ih- rer Mitte aufhalten und hier überall ungehindert umherspazieren durfte. Da der Mann, wie ich wußte, ganz geläufig französisch sprach, während ich mir auf meine Fertigkeit hierinn nur wenig zu gute thue, so rief ich ihn heran, und bat, mir beim General als Dolmetscher zu dienen. Dazu hatte jedoch der Herr, der überhaupt durch meinen Anblick wenig erfreut schien, keine Ohren, sondern wandte den Rücken und ließ mich stehen. Was er doch sonst wohl dort so Nöthiges zu thun gehabt haben mag?
Gleich darauf ward ich zum General Loison geführt und brachte meinen Auftrag zur Sprache,
nur mit wenig Worten bemerkt war, daß mir fuͤr mein Anbringen voller Glauben beizumeſſen ſeyn werde. Als ich damit bei den franzoͤſiſchen Vorpoſten anlangte, wurden mir die Augen ver- bunden und das Pferd von zwei Begleitern am Zuͤgel gefuͤhrt; waͤhrend zwei Andre, mit Gewehr verſehen, mir zur Seite giengen. So kam ich endlich in Tramm an, und hier ward mir auch das Tuch wieder von den Augen genommen.
Der Erſte, den ich hier, zu meiner nicht geringen Verwunderung, erblickte, war ein, auſ- ſerhalb der Stadt wohnhafter, mir wohlbekann- ter Officiant, deſſen Haus der Feind vor einigen Wochen, bei einem Vorpoſten-Gefecht, zerſtoͤrt hatte, und der es, wie ich glauben muß, der mitleidigen Nachſicht der Officiere vom General- Stab zu danken hatte, wenn er ſich frei in ih- rer Mitte aufhalten und hier uͤberall ungehindert umherſpazieren durfte. Da der Mann, wie ich wußte, ganz gelaͤufig franzoͤſiſch ſprach, waͤhrend ich mir auf meine Fertigkeit hierinn nur wenig zu gute thue, ſo rief ich ihn heran, und bat, mir beim General als Dolmetſcher zu dienen. Dazu hatte jedoch der Herr, der uͤberhaupt durch meinen Anblick wenig erfreut ſchien, keine Ohren, ſondern wandte den Ruͤcken und ließ mich ſtehen. Was er doch ſonſt wohl dort ſo Noͤthiges zu thun gehabt haben mag?
Gleich darauf ward ich zum General Loiſon gefuͤhrt und brachte meinen Auftrag zur Sprache,
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nur mit wenig Worten bemerkt war, daß mir
fuͤr mein Anbringen voller Glauben beizumeſſen
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Vorpoſten anlangte, wurden mir die Augen ver-
bunden und das Pferd von zwei Begleitern am
Zuͤgel gefuͤhrt; waͤhrend zwei Andre, mit Gewehr
verſehen, mir zur Seite giengen. So kam ich
endlich in Tramm an, und hier ward mir auch
das Tuch wieder von den Augen genommen.
Der Erſte, den ich hier, zu meiner nicht
geringen Verwunderung, erblickte, war ein, auſ-
ſerhalb der Stadt wohnhafter, mir wohlbekann-
ter Officiant, deſſen Haus der Feind vor einigen
Wochen, bei einem Vorpoſten-Gefecht, zerſtoͤrt
hatte, und der es, wie ich glauben muß, der
mitleidigen Nachſicht der Officiere vom General-
Stab zu danken hatte, wenn er ſich frei in ih-
rer Mitte aufhalten und hier uͤberall ungehindert
umherſpazieren durfte. Da der Mann, wie ich
wußte, ganz gelaͤufig franzoͤſiſch ſprach, waͤhrend
ich mir auf meine Fertigkeit hierinn nur wenig
zu gute thue, ſo rief ich ihn heran, und bat,
mir beim General als Dolmetſcher zu dienen.
Dazu hatte jedoch der Herr, der uͤberhaupt durch
meinen Anblick wenig erfreut ſchien, keine Ohren,
ſondern wandte den Ruͤcken und ließ mich ſtehen.
Was er doch ſonſt wohl dort ſo Noͤthiges zu
thun gehabt haben mag?
Gleich darauf ward ich zum General Loiſon
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/159>, abgerufen am 16.02.2025.
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