posten-Gefechte und auf einzelne Granaten-Wür- fe, besonders von der Altstadt her. Noch am 7. Mai zündete Eine der letzteren in einem Hause, auf dessen Hofe wir eine Batterie gegen jene Vorstadt errichtet hatten. Es gieng dadurch das erste, während dieser Belagerung durch feindliches Geschütz verursachte Feuer auf, das unsre recht guten Lösch-Anstalten dennoch erst zu unterdrü- cken vermochten, nachdem es noch einige Hinter- gebäude ergriffen und verzehrt hatte. Sobald der Feind die Wirkung jenes Wurfes bemerkte, un- terließ er nicht, zur Verhinderung des Löschens, immer mehrere Schüsse nach diesem Punkte zu richten; so daß bis spät in die Nacht gegen 84 geworfene und geplatzte Granaten gezählt wur- den. Unsre Artillerie beantwortete sie mit einer mehr als gedoppelten Anzahl von Schüssen. Am 15. Mai gelangte die schwedische Fregatte zum Erstenmale zu einiger Thätigkeit, indem sie dem Feinde, der sich nördlich am Stadtwalde zeigte, 42 Kugeln zuschickte.
Daß indeß die Unthätigkeit der Belagerer nur scheinbar war, und neue wichtigere Entwürfe von ihnen vorbereitet wurden, gieng genugsam aus den lebhaften Bewegungen hervor, welche von Zeit zu Zeit in ihren Stellungen bemerkt wurden. Das Hauptquartier des Generals Teul- lie, welcher nach dem Abgang des Marschalls Mortier zur großen Armee den Oberbefehl wie- der übernahm, war näher von Zernin nach Tramm
poſten-Gefechte und auf einzelne Granaten-Wuͤr- fe, beſonders von der Altſtadt her. Noch am 7. Mai zuͤndete Eine der letzteren in einem Hauſe, auf deſſen Hofe wir eine Batterie gegen jene Vorſtadt errichtet hatten. Es gieng dadurch das erſte, waͤhrend dieſer Belagerung durch feindliches Geſchuͤtz verurſachte Feuer auf, das unſre recht guten Loͤſch-Anſtalten dennoch erſt zu unterdruͤ- cken vermochten, nachdem es noch einige Hinter- gebaͤude ergriffen und verzehrt hatte. Sobald der Feind die Wirkung jenes Wurfes bemerkte, un- terließ er nicht, zur Verhinderung des Loͤſchens, immer mehrere Schuͤſſe nach dieſem Punkte zu richten; ſo daß bis ſpaͤt in die Nacht gegen 84 geworfene und geplatzte Granaten gezaͤhlt wur- den. Unſre Artillerie beantwortete ſie mit einer mehr als gedoppelten Anzahl von Schuͤſſen. Am 15. Mai gelangte die ſchwediſche Fregatte zum Erſtenmale zu einiger Thaͤtigkeit, indem ſie dem Feinde, der ſich noͤrdlich am Stadtwalde zeigte, 42 Kugeln zuſchickte.
Daß indeß die Unthaͤtigkeit der Belagerer nur ſcheinbar war, und neue wichtigere Entwuͤrfe von ihnen vorbereitet wurden, gieng genugſam aus den lebhaften Bewegungen hervor, welche von Zeit zu Zeit in ihren Stellungen bemerkt wurden. Das Hauptquartier des Generals Teul- lié, welcher nach dem Abgang des Marſchalls Mortier zur großen Armee den Oberbefehl wie- der uͤbernahm, war naͤher von Zernin nach Tramm
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poſten-Gefechte und auf einzelne Granaten-Wuͤr-
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Mai zuͤndete Eine der letzteren in einem Hauſe,
auf deſſen Hofe wir eine Batterie gegen jene
Vorſtadt errichtet hatten. Es gieng dadurch das
erſte, waͤhrend dieſer Belagerung durch feindliches
Geſchuͤtz verurſachte Feuer auf, das unſre recht
guten Loͤſch-Anſtalten dennoch erſt zu unterdruͤ-
cken vermochten, nachdem es noch einige Hinter-
gebaͤude ergriffen und verzehrt hatte. Sobald der
Feind die Wirkung jenes Wurfes bemerkte, un-
terließ er nicht, zur Verhinderung des Loͤſchens,
immer mehrere Schuͤſſe nach dieſem Punkte zu
richten; ſo daß bis ſpaͤt in die Nacht gegen 84
geworfene und geplatzte Granaten gezaͤhlt wur-
den. Unſre Artillerie beantwortete ſie mit einer
mehr als gedoppelten Anzahl von Schuͤſſen. Am
15. Mai gelangte die ſchwediſche Fregatte zum
Erſtenmale zu einiger Thaͤtigkeit, indem ſie dem
Feinde, der ſich noͤrdlich am Stadtwalde zeigte,
42 Kugeln zuſchickte.
Daß indeß die Unthaͤtigkeit der Belagerer
nur ſcheinbar war, und neue wichtigere Entwuͤrfe
von ihnen vorbereitet wurden, gieng genugſam
aus den lebhaften Bewegungen hervor, welche
von Zeit zu Zeit in ihren Stellungen bemerkt
wurden. Das Hauptquartier des Generals Teul-
lié, welcher nach dem Abgang des Marſchalls
Mortier zur großen Armee den Oberbefehl wie-
der uͤbernahm, war naͤher von Zernin nach Tramm
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/130>, abgerufen am 26.06.2024.
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