entgegen, daß es ihnen nie gelingen wollte, mit einer bedeutenden Macht durchzudringen.
Allein es war sichtbar, daß der feindliche Anführer keinesweges aufhören wolle, um den Besitz der Maikuhle zu jedem Preise mit uns zu ringen. Schon am 11. zogen starke Truppen- Abtheilungen über die Verbindungs-Brücke bei der Altstadt nach Sellnow hinüber; und am nächstfolgenden Tage entwickelte sich vor Neu- Werder eine Macht von wenigstens ein paar tau- send Köpfen, die einen härtern Stand, als je- mals, befürchten ließ. Schill wartete jedoch die- sen Angriff nicht ab; gieng dem Feinde mit ein paar Kanonen und seinem gesammten Corps ent- gegen; verwickelte ihn in den Morast und benutzte die unter ihm entstandene Unordnung so rasch und glücklich, daß auf dem verwirrten Rückzuge Alt- und Neu-Werder für ihn verloren giengen und er bis an seine feste Stellung bei Sellnow zurückgetrieben wurde. Es gieng dabei scharf her, und unsre Leute bewiesen einen Muth, der nicht genug zu loben ist.
Vier Compagnieen der Besatzung rückten, während des Gefechts, vor das Gelder-Thor hin- aus; und es ist nicht zu läugnen, daß die Er- scheinung dieser Truppen, indem sie dem Feinde Besorgniß für seine Flanke und seinen Rücken erregte, nicht wenig dazu beitrug, seinen Rück- zug zu beschleunigen. Hätten jedoch eben diese Truppen, vielleicht noch durch etwas mehr Mann-
entgegen, daß es ihnen nie gelingen wollte, mit einer bedeutenden Macht durchzudringen.
Allein es war ſichtbar, daß der feindliche Anfuͤhrer keinesweges aufhoͤren wolle, um den Beſitz der Maikuhle zu jedem Preiſe mit uns zu ringen. Schon am 11. zogen ſtarke Truppen- Abtheilungen uͤber die Verbindungs-Bruͤcke bei der Altſtadt nach Sellnow hinuͤber; und am naͤchſtfolgenden Tage entwickelte ſich vor Neu- Werder eine Macht von wenigſtens ein paar tau- ſend Koͤpfen, die einen haͤrtern Stand, als je- mals, befuͤrchten ließ. Schill wartete jedoch die- ſen Angriff nicht ab; gieng dem Feinde mit ein paar Kanonen und ſeinem geſammten Corps ent- gegen; verwickelte ihn in den Moraſt und benutzte die unter ihm entſtandene Unordnung ſo raſch und gluͤcklich, daß auf dem verwirrten Ruͤckzuge Alt- und Neu-Werder fuͤr ihn verloren giengen und er bis an ſeine feſte Stellung bei Sellnow zuruͤckgetrieben wurde. Es gieng dabei ſcharf her, und unſre Leute bewieſen einen Muth, der nicht genug zu loben iſt.
Vier Compagnieen der Beſatzung ruͤckten, waͤhrend des Gefechts, vor das Gelder-Thor hin- aus; und es iſt nicht zu laͤugnen, daß die Er- ſcheinung dieſer Truppen, indem ſie dem Feinde Beſorgniß fuͤr ſeine Flanke und ſeinen Ruͤcken erregte, nicht wenig dazu beitrug, ſeinen Ruͤck- zug zu beſchleunigen. Haͤtten jedoch eben dieſe Truppen, vielleicht noch durch etwas mehr Mann-
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[94/0110]
entgegen, daß es ihnen nie gelingen wollte, mit
einer bedeutenden Macht durchzudringen.
Allein es war ſichtbar, daß der feindliche
Anfuͤhrer keinesweges aufhoͤren wolle, um den
Beſitz der Maikuhle zu jedem Preiſe mit uns zu
ringen. Schon am 11. zogen ſtarke Truppen-
Abtheilungen uͤber die Verbindungs-Bruͤcke bei
der Altſtadt nach Sellnow hinuͤber; und am
naͤchſtfolgenden Tage entwickelte ſich vor Neu-
Werder eine Macht von wenigſtens ein paar tau-
ſend Koͤpfen, die einen haͤrtern Stand, als je-
mals, befuͤrchten ließ. Schill wartete jedoch die-
ſen Angriff nicht ab; gieng dem Feinde mit ein
paar Kanonen und ſeinem geſammten Corps ent-
gegen; verwickelte ihn in den Moraſt und benutzte
die unter ihm entſtandene Unordnung ſo raſch
und gluͤcklich, daß auf dem verwirrten Ruͤckzuge
Alt- und Neu-Werder fuͤr ihn verloren giengen
und er bis an ſeine feſte Stellung bei Sellnow
zuruͤckgetrieben wurde. Es gieng dabei ſcharf her,
und unſre Leute bewieſen einen Muth, der nicht
genug zu loben iſt.
Vier Compagnieen der Beſatzung ruͤckten,
waͤhrend des Gefechts, vor das Gelder-Thor hin-
aus; und es iſt nicht zu laͤugnen, daß die Er-
ſcheinung dieſer Truppen, indem ſie dem Feinde
Beſorgniß fuͤr ſeine Flanke und ſeinen Ruͤcken
erregte, nicht wenig dazu beitrug, ſeinen Ruͤck-
zug zu beſchleunigen. Haͤtten jedoch eben dieſe
Truppen, vielleicht noch durch etwas mehr Mann-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/110>, abgerufen am 16.07.2024.
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