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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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ten hier abgenommene Eid und die wieder-
holte Aussage über den Vorgang mit dem
portugiesischen Schiffe nur eine Cerimonie,
und das, was geschehen sollte, schon während
der Nacht völlig vorbereitet. Es standen
nemlich bereits zwei Kanots fertig, in deren
Jedes 25 Soldaten und 20 Ruderer einge-
schifft wurden, und die unmittelbar darauf,
hinten und vorn mit der holländischen Flagge
geschmückt, unter Trommel- und Trompeten-
Klang in See stachen, um das angefochtene
portugiesische Schiff aufzusuchen und nach
St. George de la Mina zu bringen. Nichts
setzte mich hierbei mehr in Erstaunen, als
diese Kanots, welche bei einer Länge, die über
50 Fuß hinausreichte, und bei einer Breite
von 6 bis 61/2 Fuß, aus einem einzigen Bau-
me, wiewohl von weichem und leichtem Holze,
gehauen waren. Man sagte mir, daß diese
Riesenbäume mehrere Meilen landeinwärts
angetroffen würden, wohin Unser Einer frei-
lich nicht zu kommen pflegt.

Mit dem ausgezogenen Staatsrocke war
der Gouverneur auch wieder, wie zuvor,
mein Freund und Gönner geworden und be-
hielt mich unausgesetzt in seiner Nähe. Von
ihm erhielt ich nun aber auch nähern Auf-
schluß über alle jene Dinge, die mir bisher
so wunderseltsam vorgekommen waren. Er
erzählte mir, daß das Fort St. Georg und

ten hier abgenommene Eid und die wieder-
holte Ausſage uͤber den Vorgang mit dem
portugieſiſchen Schiffe nur eine Cerimonie,
und das, was geſchehen ſollte, ſchon waͤhrend
der Nacht voͤllig vorbereitet. Es ſtanden
nemlich bereits zwei Kanots fertig, in deren
Jedes 25 Soldaten und 20 Ruderer einge-
ſchifft wurden, und die unmittelbar darauf,
hinten und vorn mit der hollaͤndiſchen Flagge
geſchmuͤckt, unter Trommel- und Trompeten-
Klang in See ſtachen, um das angefochtene
portugieſiſche Schiff aufzuſuchen und nach
St. George de la Mina zu bringen. Nichts
ſetzte mich hierbei mehr in Erſtaunen, als
dieſe Kanots, welche bei einer Laͤnge, die uͤber
50 Fuß hinausreichte, und bei einer Breite
von 6 bis 6½ Fuß, aus einem einzigen Bau-
me, wiewohl von weichem und leichtem Holze,
gehauen waren. Man ſagte mir, daß dieſe
Rieſenbaͤume mehrere Meilen landeinwaͤrts
angetroffen wuͤrden, wohin Unſer Einer frei-
lich nicht zu kommen pflegt.

Mit dem ausgezogenen Staatsrocke war
der Gouverneur auch wieder, wie zuvor,
mein Freund und Goͤnner geworden und be-
hielt mich unausgeſetzt in ſeiner Naͤhe. Von
ihm erhielt ich nun aber auch naͤhern Auf-
ſchluß uͤber alle jene Dinge, die mir bisher
ſo wunderſeltſam vorgekommen waren. Er
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[23/0027] ten hier abgenommene Eid und die wieder- holte Ausſage uͤber den Vorgang mit dem portugieſiſchen Schiffe nur eine Cerimonie, und das, was geſchehen ſollte, ſchon waͤhrend der Nacht voͤllig vorbereitet. Es ſtanden nemlich bereits zwei Kanots fertig, in deren Jedes 25 Soldaten und 20 Ruderer einge- ſchifft wurden, und die unmittelbar darauf, hinten und vorn mit der hollaͤndiſchen Flagge geſchmuͤckt, unter Trommel- und Trompeten- Klang in See ſtachen, um das angefochtene portugieſiſche Schiff aufzuſuchen und nach St. George de la Mina zu bringen. Nichts ſetzte mich hierbei mehr in Erſtaunen, als dieſe Kanots, welche bei einer Laͤnge, die uͤber 50 Fuß hinausreichte, und bei einer Breite von 6 bis 6½ Fuß, aus einem einzigen Bau- me, wiewohl von weichem und leichtem Holze, gehauen waren. Man ſagte mir, daß dieſe Rieſenbaͤume mehrere Meilen landeinwaͤrts angetroffen wuͤrden, wohin Unſer Einer frei- lich nicht zu kommen pflegt. Mit dem ausgezogenen Staatsrocke war der Gouverneur auch wieder, wie zuvor, mein Freund und Goͤnner geworden und be- hielt mich unausgeſetzt in ſeiner Naͤhe. Von ihm erhielt ich nun aber auch naͤhern Auf- ſchluß uͤber alle jene Dinge, die mir bisher ſo wunderſeltſam vorgekommen waren. Er erzaͤhlte mir, daß das Fort St. Georg und

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/27>, abgerufen am 19.04.2024.