die Freude haben könnte, ihn und die Meinigen im Vorüberfahren auf einige Stunden bei mir am Borde zu begrüßen. Jch wollte dabei an einem rothen Stender kenntlich seyn, den ich vom Vordertop würde wehen lassen, und ich bat ihn und alle gute Freunde, mir diesen gehofften Genuß nicht zu verderben.
Jn der That wollten mir auch Wind und Wellen so wohl, daß ich, obgleich erst zum 29. September, mich auf der Colberger Rheede zeigen konnte. Da es gerade ein Sonntag war, so befanden sich nicht bloß meine erbetenen Gäste, sondern auch noch anderweitige zahlreiche Bekannte, auf der Münde, welchen der Besuch an meinem Schiffe eine gelegene Lustparthie schien, und die mir daher, vielleicht hundert Köpfe stark, gern gesehen, an meinem Borde zusprachen. Bei dem schönen Wetter gieng ich gar nicht ein- mal vor Anker, sondern blieb mit Hin- und Herkreuzen unter Segel. Kajüte und Ver- deck wimmelten von bekannten Gesichtern und fröhlichen Menschen bis endlich Abends Alles wieder zu Lande fuhr; und ich darf mit Wahrheit sagen, daß ich diesen Tag für einen der vergnügtesten meines ganzen Lebens achte.
Nach genommenem traulichen Abschiede erhielt ich einen guten steifen Wind, der mich schon zu Abend des andern Tages in's An-
die Freude haben koͤnnte, ihn und die Meinigen im Voruͤberfahren auf einige Stunden bei mir am Borde zu begruͤßen. Jch wollte dabei an einem rothen Stender kenntlich ſeyn, den ich vom Vordertop wuͤrde wehen laſſen, und ich bat ihn und alle gute Freunde, mir dieſen gehofften Genuß nicht zu verderben.
Jn der That wollten mir auch Wind und Wellen ſo wohl, daß ich, obgleich erſt zum 29. September, mich auf der Colberger Rheede zeigen konnte. Da es gerade ein Sonntag war, ſo befanden ſich nicht bloß meine erbetenen Gaͤſte, ſondern auch noch anderweitige zahlreiche Bekannte, auf der Muͤnde, welchen der Beſuch an meinem Schiffe eine gelegene Luſtparthie ſchien, und die mir daher, vielleicht hundert Koͤpfe ſtark, gern geſehen, an meinem Borde zuſprachen. Bei dem ſchoͤnen Wetter gieng ich gar nicht ein- mal vor Anker, ſondern blieb mit Hin- und Herkreuzen unter Segel. Kajuͤte und Ver- deck wimmelten von bekannten Geſichtern und froͤhlichen Menſchen bis endlich Abends Alles wieder zu Lande fuhr; und ich darf mit Wahrheit ſagen, daß ich dieſen Tag fuͤr einen der vergnuͤgteſten meines ganzen Lebens achte.
Nach genommenem traulichen Abſchiede erhielt ich einen guten ſteifen Wind, der mich ſchon zu Abend des andern Tages in’s An-
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die Freude haben koͤnnte, ihn und die Meinigen
im Voruͤberfahren auf einige Stunden bei
mir am Borde zu begruͤßen. Jch wollte
dabei an einem rothen Stender kenntlich ſeyn,
den ich vom Vordertop wuͤrde wehen laſſen,
und ich bat ihn und alle gute Freunde, mir
dieſen gehofften Genuß nicht zu verderben.
Jn der That wollten mir auch Wind und
Wellen ſo wohl, daß ich, obgleich erſt zum
29. September, mich auf der Colberger
Rheede zeigen konnte. Da es gerade ein
Sonntag war, ſo befanden ſich nicht bloß
meine erbetenen Gaͤſte, ſondern auch noch
anderweitige zahlreiche Bekannte, auf der
Muͤnde, welchen der Beſuch an meinem Schiffe
eine gelegene Luſtparthie ſchien, und die mir
daher, vielleicht hundert Koͤpfe ſtark, gern
geſehen, an meinem Borde zuſprachen. Bei
dem ſchoͤnen Wetter gieng ich gar nicht ein-
mal vor Anker, ſondern blieb mit Hin- und
Herkreuzen unter Segel. Kajuͤte und Ver-
deck wimmelten von bekannten Geſichtern
und froͤhlichen Menſchen bis endlich Abends
Alles wieder zu Lande fuhr; und ich darf
mit Wahrheit ſagen, daß ich dieſen Tag
fuͤr einen der vergnuͤgteſten meines ganzen
Lebens achte.
Nach genommenem traulichen Abſchiede
erhielt ich einen guten ſteifen Wind, der mich
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/231>, abgerufen am 15.08.2024.
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