Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.sprochen! Sie wurden aufgeschnitten und der Ueberhaupt sollte mein diesmaliger Auf- ſprochen! Sie wurden aufgeſchnitten und der Ueberhaupt ſollte mein diesmaliger Auf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0211" n="207"/> ſprochen! Sie wurden aufgeſchnitten und der<lb/> Jnhalt kurzweg uͤber Bord geſchuͤttet. Jch<lb/> bewies ihnen durch den Augenſchein, daß<lb/> der Weizen in dieſen Saͤcken nicht den min-<lb/> deſten Schaden gelitten; ich klopfte ihnen ſo-<lb/> gar auf ihre Schubſaͤcke, die ſie mit dieſem<lb/> nemlichen, fuͤr verpeſtet ausgeſchrienen Korne<lb/> dick auszuſtopfen nicht verabſaͤumt hatten.<lb/> Sie ſchuͤttelten bloß die Koͤpfe, und entgeg-<lb/> neten, die eingeſackten Proͤbchen ſeyen nur<lb/> zum Futter fuͤr ihre Huͤhner beſtimmt, die<lb/> ſich ja, als ein unvernuͤnftiges Vieh, den<lb/> Tod nicht daran freſſen wuͤrden.</p><lb/> <p>Ueberhaupt ſollte mein diesmaliger Auf-<lb/> enthalt in Liſſabon nicht ſo geeignet, als jener<lb/> fruͤhere, ſeyn, mir eine vortheilhafte Meynung<lb/> von den Portugieſen beizubringen. Als ich<lb/> eines Tages mit meinem Sohne, der mich<lb/> auf dieſer Fahrt begleitete, durch eine abge-<lb/> legene Gaſſe gieng, erblickten wir unter einem<lb/> Bogengewoͤlbe ein Muttergottesbild, vor wel-<lb/> chem mehrere Lichter brannten. Vor der-<lb/> gleichen pflegt kein guter Katholik voruͤber<lb/> zu gehen, ohne ſeine Kniee zu beugen und<lb/> ſeinen Roſenkranz abzubeten. Zu Beidem<lb/> ſpuͤrten wir keine Luſt in uns. Jch blickte<lb/> daher ſorgſam vor und hinter mich; und da<lb/> ich nirgend eine menſchliche Seele gewahrte,<lb/> rief ich meinem kleinen Begleiter zu, tapfer<lb/> mit mir fortzuſchreiten, bevor uns Jemand<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0211]
ſprochen! Sie wurden aufgeſchnitten und der
Jnhalt kurzweg uͤber Bord geſchuͤttet. Jch
bewies ihnen durch den Augenſchein, daß
der Weizen in dieſen Saͤcken nicht den min-
deſten Schaden gelitten; ich klopfte ihnen ſo-
gar auf ihre Schubſaͤcke, die ſie mit dieſem
nemlichen, fuͤr verpeſtet ausgeſchrienen Korne
dick auszuſtopfen nicht verabſaͤumt hatten.
Sie ſchuͤttelten bloß die Koͤpfe, und entgeg-
neten, die eingeſackten Proͤbchen ſeyen nur
zum Futter fuͤr ihre Huͤhner beſtimmt, die
ſich ja, als ein unvernuͤnftiges Vieh, den
Tod nicht daran freſſen wuͤrden.
Ueberhaupt ſollte mein diesmaliger Auf-
enthalt in Liſſabon nicht ſo geeignet, als jener
fruͤhere, ſeyn, mir eine vortheilhafte Meynung
von den Portugieſen beizubringen. Als ich
eines Tages mit meinem Sohne, der mich
auf dieſer Fahrt begleitete, durch eine abge-
legene Gaſſe gieng, erblickten wir unter einem
Bogengewoͤlbe ein Muttergottesbild, vor wel-
chem mehrere Lichter brannten. Vor der-
gleichen pflegt kein guter Katholik voruͤber
zu gehen, ohne ſeine Kniee zu beugen und
ſeinen Roſenkranz abzubeten. Zu Beidem
ſpuͤrten wir keine Luſt in uns. Jch blickte
daher ſorgſam vor und hinter mich; und da
ich nirgend eine menſchliche Seele gewahrte,
rief ich meinem kleinen Begleiter zu, tapfer
mit mir fortzuſchreiten, bevor uns Jemand
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