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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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halb Meilen zurücklegte. Ein portugiesischer
Kapitain, den ich als Passagier an Bord
hatte, und der, wegen Unpäßlichkeit, wäh-
rend dieser ganzen Zeit nicht aus der Kajüte
hervorgekommen war, wollte seinen Augen
nicht trauen, als er das Verdeck bestieg und
die Ufer seines vaterländischen Tajo blühend
vor sich liegen sah. Nur in unsrer Eigen-
schaft, als Ketzer, und unsrer, daraus herge-
leiteten näheren Verbindung mit dem Fürsten
der Finsterniß, vermocht' er sich eine Fahrt
zu erklären, die nicht durch die Wellen, son-
dern durch die Luft, bewerkstelligt seyn müsse.

Ein solcher Wahn mochte einem Manne
verziehen werden, dem früh eingesogene reli-
giöse Vorurtheile den Sinn befiengen: allein
was sollt' ich sagen, als ich des andern Tages
an der Tafel meines Correspondenten, Hrn.
John Bulkeley, mit mehreren englischen und
amerikanischen Schiffs-Kapitainen zusammen-
traf, denen ich von dieser Schnelligkeit mei-
ner letzten Reise erzählte, und dabei deutlich
an ihren verzogenen Gesichtern und blinzeln-
den Blicken bemerkte, wiewenig sie zumal
in Erwägung der schweren Befrachtung mei-
nes Schiffes, Glauben in meine Versicherung
setzten? Jm stillen Aerger konnt' ich kaum
des nächsten Tages erwarten, wo wir wie-
derum beisammen waren, um diesen schnöden
Zweiflern mein mitgebrachtes Schiffs-Journal

halb Meilen zuruͤcklegte. Ein portugieſiſcher
Kapitain, den ich als Paſſagier an Bord
hatte, und der, wegen Unpaͤßlichkeit, waͤh-
rend dieſer ganzen Zeit nicht aus der Kajuͤte
hervorgekommen war, wollte ſeinen Augen
nicht trauen, als er das Verdeck beſtieg und
die Ufer ſeines vaterlaͤndiſchen Tajo bluͤhend
vor ſich liegen ſah. Nur in unſrer Eigen-
ſchaft, als Ketzer, und unſrer, daraus herge-
leiteten naͤheren Verbindung mit dem Fuͤrſten
der Finſterniß, vermocht’ er ſich eine Fahrt
zu erklaͤren, die nicht durch die Wellen, ſon-
dern durch die Luft, bewerkſtelligt ſeyn muͤſſe.

Ein ſolcher Wahn mochte einem Manne
verziehen werden, dem fruͤh eingeſogene reli-
gioͤſe Vorurtheile den Sinn befiengen: allein
was ſollt’ ich ſagen, als ich des andern Tages
an der Tafel meines Correſpondenten, Hrn.
John Bulkeley, mit mehreren engliſchen und
amerikaniſchen Schiffs-Kapitainen zuſammen-
traf, denen ich von dieſer Schnelligkeit mei-
ner letzten Reiſe erzaͤhlte, und dabei deutlich
an ihren verzogenen Geſichtern und blinzeln-
den Blicken bemerkte, wiewenig ſie zumal
in Erwaͤgung der ſchweren Befrachtung mei-
nes Schiffes, Glauben in meine Verſicherung
ſetzten? Jm ſtillen Aerger konnt’ ich kaum
des naͤchſten Tages erwarten, wo wir wie-
derum beiſammen waren, um dieſen ſchnoͤden
Zweiflern mein mitgebrachtes Schiffs-Journal

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[204/0208] halb Meilen zuruͤcklegte. Ein portugieſiſcher Kapitain, den ich als Paſſagier an Bord hatte, und der, wegen Unpaͤßlichkeit, waͤh- rend dieſer ganzen Zeit nicht aus der Kajuͤte hervorgekommen war, wollte ſeinen Augen nicht trauen, als er das Verdeck beſtieg und die Ufer ſeines vaterlaͤndiſchen Tajo bluͤhend vor ſich liegen ſah. Nur in unſrer Eigen- ſchaft, als Ketzer, und unſrer, daraus herge- leiteten naͤheren Verbindung mit dem Fuͤrſten der Finſterniß, vermocht’ er ſich eine Fahrt zu erklaͤren, die nicht durch die Wellen, ſon- dern durch die Luft, bewerkſtelligt ſeyn muͤſſe. Ein ſolcher Wahn mochte einem Manne verziehen werden, dem fruͤh eingeſogene reli- gioͤſe Vorurtheile den Sinn befiengen: allein was ſollt’ ich ſagen, als ich des andern Tages an der Tafel meines Correſpondenten, Hrn. John Bulkeley, mit mehreren engliſchen und amerikaniſchen Schiffs-Kapitainen zuſammen- traf, denen ich von dieſer Schnelligkeit mei- ner letzten Reiſe erzaͤhlte, und dabei deutlich an ihren verzogenen Geſichtern und blinzeln- den Blicken bemerkte, wiewenig ſie zumal in Erwaͤgung der ſchweren Befrachtung mei- nes Schiffes, Glauben in meine Verſicherung ſetzten? Jm ſtillen Aerger konnt’ ich kaum des naͤchſten Tages erwarten, wo wir wie- derum beiſammen waren, um dieſen ſchnoͤden Zweiflern mein mitgebrachtes Schiffs-Journal

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/208>, abgerufen am 23.11.2024.