mir, als eine Kinderei betrachtete. Jndeß gieng ich doch nach Medemblyck ab, und fand dort eine Gerichts-Versammlung, aus fünf Personen bestehend; so wie auch mein Widersacher nicht fehlte und seine Klage an- hängig machte. Meinerseits übergab ich die schon aufgenommene und eidlich bekräftigte Verhandlung über den wahren Hergang der Sache, mit hinzugefügter Erklärung, daß, wiewenig mir dieser Mensch auch irgend ei- nige Dienste geleistet, ich dennoch einer billi- gen Festsetzung seines Lohnes nicht entgegen seyn wolle. Man fragte mich: Wieviel ich dem Manne gutwillig zu verabreichen ge- dächte? -- und ich wiederholte meine frü- here Bestimmung, daß ich, bloß in Erwä- gung seines hohen Alters, 10 Gulden, um nichts und wieder nichts, an ihn verlieren wolle. -- Der alte durchtriebene Fuchs hin- gegen beharrte ursinnig auf seiner ersten ausschweifenden Forderung.
Nach langem Hin- und Wiederreden muß- ten wir abtreten und der richterlichen Ver- sammlung Zeit und Ruhe zum Deliberiren lassen. Das bedurfte länger, als eine Stunde, wo endlich Kläger und Beklagter wieder vor- gefordert wurden, um das, in hoher Weis- heit ausgeheckte Urtel zu vernehmen. Es lautete dahin, daß Letzterer schuldig und ge- halten seyn solle, dem angenommenen Loot-
mir, als eine Kinderei betrachtete. Jndeß gieng ich doch nach Medemblyck ab, und fand dort eine Gerichts-Verſammlung, aus fuͤnf Perſonen beſtehend; ſo wie auch mein Widerſacher nicht fehlte und ſeine Klage an- haͤngig machte. Meinerſeits uͤbergab ich die ſchon aufgenommene und eidlich bekraͤftigte Verhandlung uͤber den wahren Hergang der Sache, mit hinzugefuͤgter Erklaͤrung, daß, wiewenig mir dieſer Menſch auch irgend ei- nige Dienſte geleiſtet, ich dennoch einer billi- gen Feſtſetzung ſeines Lohnes nicht entgegen ſeyn wolle. Man fragte mich: Wieviel ich dem Manne gutwillig zu verabreichen ge- daͤchte? — und ich wiederholte meine fruͤ- here Beſtimmung, daß ich, bloß in Erwaͤ- gung ſeines hohen Alters, 10 Gulden, um nichts und wieder nichts, an ihn verlieren wolle. — Der alte durchtriebene Fuchs hin- gegen beharrte urſinnig auf ſeiner erſten ausſchweifenden Forderung.
Nach langem Hin- und Wiederreden muß- ten wir abtreten und der richterlichen Ver- ſammlung Zeit und Ruhe zum Deliberiren laſſen. Das bedurfte laͤnger, als eine Stunde, wo endlich Klaͤger und Beklagter wieder vor- gefordert wurden, um das, in hoher Weis- heit ausgeheckte Urtel zu vernehmen. Es lautete dahin, daß Letzterer ſchuldig und ge- halten ſeyn ſolle, dem angenommenen Loot-
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mir, als eine Kinderei betrachtete. Jndeß
gieng ich doch nach Medemblyck ab, und
fand dort eine Gerichts-Verſammlung, aus
fuͤnf Perſonen beſtehend; ſo wie auch mein
Widerſacher nicht fehlte und ſeine Klage an-
haͤngig machte. Meinerſeits uͤbergab ich die
ſchon aufgenommene und eidlich bekraͤftigte
Verhandlung uͤber den wahren Hergang der
Sache, mit hinzugefuͤgter Erklaͤrung, daß,
wiewenig mir dieſer Menſch auch irgend ei-
nige Dienſte geleiſtet, ich dennoch einer billi-
gen Feſtſetzung ſeines Lohnes nicht entgegen
ſeyn wolle. Man fragte mich: Wieviel ich
dem Manne gutwillig zu verabreichen ge-
daͤchte? — und ich wiederholte meine fruͤ-
here Beſtimmung, daß ich, bloß in Erwaͤ-
gung ſeines hohen Alters, 10 Gulden, um
nichts und wieder nichts, an ihn verlieren
wolle. — Der alte durchtriebene Fuchs hin-
gegen beharrte urſinnig auf ſeiner erſten
ausſchweifenden Forderung.
Nach langem Hin- und Wiederreden muß-
ten wir abtreten und der richterlichen Ver-
ſammlung Zeit und Ruhe zum Deliberiren
laſſen. Das bedurfte laͤnger, als eine Stunde,
wo endlich Klaͤger und Beklagter wieder vor-
gefordert wurden, um das, in hoher Weis-
heit ausgeheckte Urtel zu vernehmen. Es
lautete dahin, daß Letzterer ſchuldig und ge-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/198>, abgerufen am 22.11.2024.
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