Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.so daß Jener vor Schrecken neben mir nie- Allein im nemlichen Augenblick auch stürzte ſo daß Jener vor Schrecken neben mir nie- Allein im nemlichen Augenblick auch ſtuͤrzte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0131" n="127"/> ſo daß Jener vor Schrecken neben mir nie-<lb/> derſtuͤrzte und wie ohne Leben und Beſin-<lb/> nung ſchien. Jn der That glaubte ich auch<lb/> nichts gewiſſer, als daß er von dem Blitz-<lb/> ſtrahl getroffen worden, bis mein Ruͤtteln<lb/> und Schuͤtteln ihn endlich doch wieder auf<lb/> die Beine brachte. „<hi rendition="#g">Wo</hi> hat es eingeſchla-<lb/> gen?‟ fragte er, immer noch hochbeſtuͤrzt.<lb/> — „Jch hoffe, nirgends;‟ war meine Ge-<lb/> genrede — „oder mindeſtens doch nicht ge-<lb/> zuͤndet, da Regen, Schnee und Hagel die<lb/> Luft erfuͤllen und alle Daͤcher triefen.‟</p><lb/> <p>Allein im nemlichen Augenblick auch ſtuͤrzte<lb/> der Kaufmann, Hr. Steffen, welcher ſchraͤg<lb/> gegenuͤber wohnte, aus ſeinem Hauſe hervor;<lb/> ſchlug die Haͤnde uͤber’m Kopfe zuſammen;<lb/> ſchrie aus Leibeskraͤften, und richtete dabei<lb/> den Blick immer nach dem Kirchthurme<lb/> empor, den er jenſeits wahrnehmen konnte.<lb/> Jch ahndete Unheil; lief alſo ſtracks hin-<lb/> uͤber; mußte aber lange auf ihn einreden,<lb/> bevor ich’s von ihm herauskriegte: „Mein<lb/> Gott! Unſre arme Stadt! — Sehn Sie<lb/> denn nicht? Der Thurm brennt ja lichter-<lb/> loh!‟ — So war es denn auch wirklich.<lb/> Die helle Flamme ſpruͤtzte bei der Wetter-<lb/> ſtange, gleich einem feurigen Springbrun-<lb/> nen, empor; aus den Schallloͤchern ſpruͤh-<lb/> ten die Funken umher, wie Schneeflocken,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0131]
ſo daß Jener vor Schrecken neben mir nie-
derſtuͤrzte und wie ohne Leben und Beſin-
nung ſchien. Jn der That glaubte ich auch
nichts gewiſſer, als daß er von dem Blitz-
ſtrahl getroffen worden, bis mein Ruͤtteln
und Schuͤtteln ihn endlich doch wieder auf
die Beine brachte. „Wo hat es eingeſchla-
gen?‟ fragte er, immer noch hochbeſtuͤrzt.
— „Jch hoffe, nirgends;‟ war meine Ge-
genrede — „oder mindeſtens doch nicht ge-
zuͤndet, da Regen, Schnee und Hagel die
Luft erfuͤllen und alle Daͤcher triefen.‟
Allein im nemlichen Augenblick auch ſtuͤrzte
der Kaufmann, Hr. Steffen, welcher ſchraͤg
gegenuͤber wohnte, aus ſeinem Hauſe hervor;
ſchlug die Haͤnde uͤber’m Kopfe zuſammen;
ſchrie aus Leibeskraͤften, und richtete dabei
den Blick immer nach dem Kirchthurme
empor, den er jenſeits wahrnehmen konnte.
Jch ahndete Unheil; lief alſo ſtracks hin-
uͤber; mußte aber lange auf ihn einreden,
bevor ich’s von ihm herauskriegte: „Mein
Gott! Unſre arme Stadt! — Sehn Sie
denn nicht? Der Thurm brennt ja lichter-
loh!‟ — So war es denn auch wirklich.
Die helle Flamme ſpruͤtzte bei der Wetter-
ſtange, gleich einem feurigen Springbrun-
nen, empor; aus den Schallloͤchern ſpruͤh-
ten die Funken umher, wie Schneeflocken,
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