zeug, so gut es angehen wollte, zu steuern versuchten, um bei uns an Bord zu gelan- gen. Jn der That stiessen sie auch so un- vorsichtig und heftig gegen unser Schiff an, daß wir fürchteten, ihr Fahrzeug würde davon in Stücken gehen; so wie es denn auch wirklich sehr beschädigt wurde. Jndeß mochten sie immer noch von Glück sagen, daß wir ihr Boot festhielten und sie dadurch verhinderten, an unserm Schiffe vorbei in die hohe See zu treiben.
Erst, als wir sie an Bord genommen hatten, wurden wir gewahr, daß sie sich in ihrem besten Sonntags-Staat befanden und mit einem gewaltigen Blumenstrauß vor der Brust im Knopfloch prangten; -- ich hätte nem- lich schon früher bemerken sollen, daß es eben an einem Sonntags-Vormittage war. Auf unser neugieriges Woher? und Wohin? nannten sie uns ihr nicht weit entlegenes Wohn-Dorf und berichteten, sie seyen so eben auf dem Wege über Feld nach der Kirche begriffen gewesen, als sie unser Schiff auf dem Grunde sitzend erblickt hätten; und da sich zufällig in ihrer Nähe ein leeres Boot am Strande vorgefunden, so wären sie in Gottes Namen hineingestiegen, um zu sehen, ob und wie sie uns damit einige Hülfe leisten könnten. Da es jedoch in dem Fahrzeuge an Rudern gefehlt, mit denen sie ohnehin nicht
zeug, ſo gut es angehen wollte, zu ſteuern verſuchten, um bei uns an Bord zu gelan- gen. Jn der That ſtieſſen ſie auch ſo un- vorſichtig und heftig gegen unſer Schiff an, daß wir fuͤrchteten, ihr Fahrzeug wuͤrde davon in Stuͤcken gehen; ſo wie es denn auch wirklich ſehr beſchaͤdigt wurde. Jndeß mochten ſie immer noch von Gluͤck ſagen, daß wir ihr Boot feſthielten und ſie dadurch verhinderten, an unſerm Schiffe vorbei in die hohe See zu treiben.
Erſt, als wir ſie an Bord genommen hatten, wurden wir gewahr, daß ſie ſich in ihrem beſten Sonntags-Staat befanden und mit einem gewaltigen Blumenſtrauß vor der Bruſt im Knopfloch prangten; — ich haͤtte nem- lich ſchon fruͤher bemerken ſollen, daß es eben an einem Sonntags-Vormittage war. Auf unſer neugieriges Woher? und Wohin? nannten ſie uns ihr nicht weit entlegenes Wohn-Dorf und berichteten, ſie ſeyen ſo eben auf dem Wege uͤber Feld nach der Kirche begriffen geweſen, als ſie unſer Schiff auf dem Grunde ſitzend erblickt haͤtten; und da ſich zufaͤllig in ihrer Naͤhe ein leeres Boot am Strande vorgefunden, ſo waͤren ſie in Gottes Namen hineingeſtiegen, um zu ſehen, ob und wie ſie uns damit einige Huͤlfe leiſten koͤnnten. Da es jedoch in dem Fahrzeuge an Rudern gefehlt, mit denen ſie ohnehin nicht
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zeug, ſo gut es angehen wollte, zu ſteuern
verſuchten, um bei uns an Bord zu gelan-
gen. Jn der That ſtieſſen ſie auch ſo un-
vorſichtig und heftig gegen unſer Schiff an,
daß wir fuͤrchteten, ihr Fahrzeug wuͤrde
davon in Stuͤcken gehen; ſo wie es denn
auch wirklich ſehr beſchaͤdigt wurde. Jndeß
mochten ſie immer noch von Gluͤck ſagen,
daß wir ihr Boot feſthielten und ſie dadurch
verhinderten, an unſerm Schiffe vorbei in
die hohe See zu treiben.
Erſt, als wir ſie an Bord genommen
hatten, wurden wir gewahr, daß ſie ſich in
ihrem beſten Sonntags-Staat befanden und
mit einem gewaltigen Blumenſtrauß vor der
Bruſt im Knopfloch prangten; — ich haͤtte nem-
lich ſchon fruͤher bemerken ſollen, daß es
eben an einem Sonntags-Vormittage war.
Auf unſer neugieriges Woher? und Wohin?
nannten ſie uns ihr nicht weit entlegenes
Wohn-Dorf und berichteten, ſie ſeyen ſo
eben auf dem Wege uͤber Feld nach der Kirche
begriffen geweſen, als ſie unſer Schiff auf
dem Grunde ſitzend erblickt haͤtten; und da
ſich zufaͤllig in ihrer Naͤhe ein leeres Boot
am Strande vorgefunden, ſo waͤren ſie in
Gottes Namen hineingeſtiegen, um zu ſehen,
ob und wie ſie uns damit einige Huͤlfe leiſten
koͤnnten. Da es jedoch in dem Fahrzeuge an
Rudern gefehlt, mit denen ſie ohnehin nicht
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/126>, abgerufen am 18.07.2024.
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