Wir wurden indeß in ein Haus geführt, wo des Fragens nach unserm erlittenen Un- glück kein Ende war; wo aber die guten Leute zugleich auch trockne Kleider, Speisen, Warmbier und sogar Glühwein, und was sie sonst irgend im Vermögen hatten, herbei brachten, um uns zu erquicken. Sie wein- ten in die Wette mit uns -- wir vor Freude, sie vor Mitleid; und nicht eher verliessen sie uns, als bis sie uns in einem warmen Bette zur Ruhe gebracht hatten.
Am Morgen, da wir uns wieder ermun- tert hatten, erfuhren wir, daß die Dorfs- mannschaft von ihrem nächtlichen Zuge wie- der heimgekehrt sey. Sie hatte das ge- strandete Schiff in der Dunkelheit nicht fin- den können, war aber, bei anbrechendem Tage, auf die einzelnen, längs dem Ufer umhertreibenden Trümmer gestoßen, ohne jedoch weder einen lebendigen Menschen, noch eine ausgeworfene Leiche anzutreffen. Wir blieben also leider! die einzigen Gebor- genen! Es ward uns indeß angerathen, uns zu Mynheer de Drost, der die polizeiliche Aufsicht auf der Jnsel führte, zu begeben und demselben unser Unglück vorstellig zu machen, da zudem eine Casse vorhanden sey, woraus armen schiffbrüchigen Leuten, wie wir, eine Unterstützung gereicht zu werden
Wir wurden indeß in ein Haus gefuͤhrt, wo des Fragens nach unſerm erlittenen Un- gluͤck kein Ende war; wo aber die guten Leute zugleich auch trockne Kleider, Speiſen, Warmbier und ſogar Gluͤhwein, und was ſie ſonſt irgend im Vermoͤgen hatten, herbei brachten, um uns zu erquicken. Sie wein- ten in die Wette mit uns — wir vor Freude, ſie vor Mitleid; und nicht eher verlieſſen ſie uns, als bis ſie uns in einem warmen Bette zur Ruhe gebracht hatten.
Am Morgen, da wir uns wieder ermun- tert hatten, erfuhren wir, daß die Dorfs- mannſchaft von ihrem naͤchtlichen Zuge wie- der heimgekehrt ſey. Sie hatte das ge- ſtrandete Schiff in der Dunkelheit nicht fin- den koͤnnen, war aber, bei anbrechendem Tage, auf die einzelnen, laͤngs dem Ufer umhertreibenden Truͤmmer geſtoßen, ohne jedoch weder einen lebendigen Menſchen, noch eine ausgeworfene Leiche anzutreffen. Wir blieben alſo leider! die einzigen Gebor- genen! Es ward uns indeß angerathen, uns zu Mynheer de Droſt, der die polizeiliche Aufſicht auf der Jnſel fuͤhrte, zu begeben und demſelben unſer Ungluͤck vorſtellig zu machen, da zudem eine Caſſe vorhanden ſey, woraus armen ſchiffbruͤchigen Leuten, wie wir, eine Unterſtuͤtzung gereicht zu werden
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Wir wurden indeß in ein Haus gefuͤhrt,
wo des Fragens nach unſerm erlittenen Un-
gluͤck kein Ende war; wo aber die guten
Leute zugleich auch trockne Kleider, Speiſen,
Warmbier und ſogar Gluͤhwein, und was ſie
ſonſt irgend im Vermoͤgen hatten, herbei
brachten, um uns zu erquicken. Sie wein-
ten in die Wette mit uns — wir vor Freude,
ſie vor Mitleid; und nicht eher verlieſſen ſie
uns, als bis ſie uns in einem warmen Bette
zur Ruhe gebracht hatten.
Am Morgen, da wir uns wieder ermun-
tert hatten, erfuhren wir, daß die Dorfs-
mannſchaft von ihrem naͤchtlichen Zuge wie-
der heimgekehrt ſey. Sie hatte das ge-
ſtrandete Schiff in der Dunkelheit nicht fin-
den koͤnnen, war aber, bei anbrechendem
Tage, auf die einzelnen, laͤngs dem Ufer
umhertreibenden Truͤmmer geſtoßen, ohne
jedoch weder einen lebendigen Menſchen,
noch eine ausgeworfene Leiche anzutreffen.
Wir blieben alſo leider! die einzigen Gebor-
genen! Es ward uns indeß angerathen, uns
zu Mynheer de Droſt, der die polizeiliche
Aufſicht auf der Jnſel fuͤhrte, zu begeben
und demſelben unſer Ungluͤck vorſtellig zu
machen, da zudem eine Caſſe vorhanden ſey,
woraus armen ſchiffbruͤchigen Leuten, wie
wir, eine Unterſtuͤtzung gereicht zu werden
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/86>, abgerufen am 25.11.2024.
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