Sicherheit zu seyn hoffe; -- uns aber rathe er wohlmeynend, auf der Stelle wieder mit ihm umzukehren.
Jn der That war auch dieser Vorschlag der beste, und ward unbedenklich von uns angenommen. Jndem ich aber in unsrer neuen Noth Alles reiflich bei mir überdachte, kam mir wieder der Kaufmann in Dünkirchen zu Sinn, an welchen Schiffer Damitz vor vier Jahren, als er mit mir von Liverpool kam, seine Ladung Taback abgeliefert hatte. Sein Haus war mir noch erinnerlich: doch sein Name nicht. Jndeß beschloß ich, gera- desweges zu ihm zu gehen, ihm unsre Noth zu klagen und ihn um Rath und Beistand zu bitten. Daneben fiel mir bei, daß unser Schiff in Amsterdam für Seeschaden und Türken-Gefahr versichert gewesen und daß der Commissionair, der dies Assecuranz-Ge- schäft besorgt hatte, den Namen Emanuel de Kinder führte. Jch konnte demnach den Dünkircher Kaufmann bitten, daß er an die- sen Agenten unsers Rheeders nach Amsterdam schriebe und in unserm Namen um einen Vorschuß von einhundert Gulden für Rech- nung Hrn. Beckers oder meines Vaters in Colberg bäte. Damit ließ sich dann schon hoffen, unsre Heimath wieder zu erreichen.
Sicherheit zu ſeyn hoffe; — uns aber rathe er wohlmeynend, auf der Stelle wieder mit ihm umzukehren.
Jn der That war auch dieſer Vorſchlag der beſte, und ward unbedenklich von uns angenommen. Jndem ich aber in unſrer neuen Noth Alles reiflich bei mir uͤberdachte, kam mir wieder der Kaufmann in Duͤnkirchen zu Sinn, an welchen Schiffer Damitz vor vier Jahren, als er mit mir von Liverpool kam, ſeine Ladung Taback abgeliefert hatte. Sein Haus war mir noch erinnerlich: doch ſein Name nicht. Jndeß beſchloß ich, gera- desweges zu ihm zu gehen, ihm unſre Noth zu klagen und ihn um Rath und Beiſtand zu bitten. Daneben fiel mir bei, daß unſer Schiff in Amſterdam fuͤr Seeſchaden und Tuͤrken-Gefahr verſichert geweſen und daß der Commiſſionair, der dies Aſſecuranz-Ge- ſchaͤft beſorgt hatte, den Namen Emanuel de Kinder fuͤhrte. Jch konnte demnach den Duͤnkircher Kaufmann bitten, daß er an die- ſen Agenten unſers Rheeders nach Amſterdam ſchriebe und in unſerm Namen um einen Vorſchuß von einhundert Gulden fuͤr Rech- nung Hrn. Beckers oder meines Vaters in Colberg baͤte. Damit ließ ſich dann ſchon hoffen, unſre Heimath wieder zu erreichen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0077"n="61"/>
Sicherheit zu ſeyn hoffe; — uns aber rathe<lb/>
er wohlmeynend, auf der Stelle wieder mit<lb/>
ihm umzukehren.</p><lb/><p>Jn der That war auch dieſer Vorſchlag<lb/>
der beſte, und ward unbedenklich von uns<lb/>
angenommen. Jndem ich aber in unſrer<lb/>
neuen Noth Alles reiflich bei mir uͤberdachte,<lb/>
kam mir wieder der Kaufmann in Duͤnkirchen<lb/>
zu Sinn, an welchen Schiffer Damitz vor<lb/>
vier Jahren, als er mit mir von Liverpool<lb/>
kam, ſeine Ladung Taback abgeliefert hatte.<lb/>
Sein Haus war mir noch erinnerlich: doch<lb/>ſein Name nicht. Jndeß beſchloß ich, gera-<lb/>
desweges zu ihm zu gehen, ihm unſre Noth<lb/>
zu klagen und ihn um Rath und Beiſtand zu<lb/>
bitten. Daneben fiel mir bei, daß unſer<lb/>
Schiff in Amſterdam fuͤr Seeſchaden und<lb/>
Tuͤrken-Gefahr verſichert geweſen und daß<lb/>
der Commiſſionair, der dies Aſſecuranz-Ge-<lb/>ſchaͤft beſorgt hatte, den Namen Emanuel de<lb/>
Kinder fuͤhrte. Jch konnte demnach den<lb/>
Duͤnkircher Kaufmann bitten, daß er an die-<lb/>ſen Agenten unſers Rheeders nach Amſterdam<lb/>ſchriebe und in unſerm Namen um einen<lb/>
Vorſchuß von einhundert Gulden fuͤr Rech-<lb/>
nung Hrn. Beckers oder meines Vaters in<lb/>
Colberg baͤte. Damit ließ ſich dann ſchon<lb/>
hoffen, unſre Heimath wieder zu erreichen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[61/0077]
Sicherheit zu ſeyn hoffe; — uns aber rathe
er wohlmeynend, auf der Stelle wieder mit
ihm umzukehren.
Jn der That war auch dieſer Vorſchlag
der beſte, und ward unbedenklich von uns
angenommen. Jndem ich aber in unſrer
neuen Noth Alles reiflich bei mir uͤberdachte,
kam mir wieder der Kaufmann in Duͤnkirchen
zu Sinn, an welchen Schiffer Damitz vor
vier Jahren, als er mit mir von Liverpool
kam, ſeine Ladung Taback abgeliefert hatte.
Sein Haus war mir noch erinnerlich: doch
ſein Name nicht. Jndeß beſchloß ich, gera-
desweges zu ihm zu gehen, ihm unſre Noth
zu klagen und ihn um Rath und Beiſtand zu
bitten. Daneben fiel mir bei, daß unſer
Schiff in Amſterdam fuͤr Seeſchaden und
Tuͤrken-Gefahr verſichert geweſen und daß
der Commiſſionair, der dies Aſſecuranz-Ge-
ſchaͤft beſorgt hatte, den Namen Emanuel de
Kinder fuͤhrte. Jch konnte demnach den
Duͤnkircher Kaufmann bitten, daß er an die-
ſen Agenten unſers Rheeders nach Amſterdam
ſchriebe und in unſerm Namen um einen
Vorſchuß von einhundert Gulden fuͤr Rech-
nung Hrn. Beckers oder meines Vaters in
Colberg baͤte. Damit ließ ſich dann ſchon
hoffen, unſre Heimath wieder zu erreichen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/77>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.