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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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Sicherheit zu seyn hoffe; -- uns aber rathe
er wohlmeynend, auf der Stelle wieder mit
ihm umzukehren.

Jn der That war auch dieser Vorschlag
der beste, und ward unbedenklich von uns
angenommen. Jndem ich aber in unsrer
neuen Noth Alles reiflich bei mir überdachte,
kam mir wieder der Kaufmann in Dünkirchen
zu Sinn, an welchen Schiffer Damitz vor
vier Jahren, als er mit mir von Liverpool
kam, seine Ladung Taback abgeliefert hatte.
Sein Haus war mir noch erinnerlich: doch
sein Name nicht. Jndeß beschloß ich, gera-
desweges zu ihm zu gehen, ihm unsre Noth
zu klagen und ihn um Rath und Beistand zu
bitten. Daneben fiel mir bei, daß unser
Schiff in Amsterdam für Seeschaden und
Türken-Gefahr versichert gewesen und daß
der Commissionair, der dies Assecuranz-Ge-
schäft besorgt hatte, den Namen Emanuel de
Kinder führte. Jch konnte demnach den
Dünkircher Kaufmann bitten, daß er an die-
sen Agenten unsers Rheeders nach Amsterdam
schriebe und in unserm Namen um einen
Vorschuß von einhundert Gulden für Rech-
nung Hrn. Beckers oder meines Vaters in
Colberg bäte. Damit ließ sich dann schon
hoffen, unsre Heimath wieder zu erreichen.

Sicherheit zu ſeyn hoffe; — uns aber rathe
er wohlmeynend, auf der Stelle wieder mit
ihm umzukehren.

Jn der That war auch dieſer Vorſchlag
der beſte, und ward unbedenklich von uns
angenommen. Jndem ich aber in unſrer
neuen Noth Alles reiflich bei mir uͤberdachte,
kam mir wieder der Kaufmann in Duͤnkirchen
zu Sinn, an welchen Schiffer Damitz vor
vier Jahren, als er mit mir von Liverpool
kam, ſeine Ladung Taback abgeliefert hatte.
Sein Haus war mir noch erinnerlich: doch
ſein Name nicht. Jndeß beſchloß ich, gera-
desweges zu ihm zu gehen, ihm unſre Noth
zu klagen und ihn um Rath und Beiſtand zu
bitten. Daneben fiel mir bei, daß unſer
Schiff in Amſterdam fuͤr Seeſchaden und
Tuͤrken-Gefahr verſichert geweſen und daß
der Commiſſionair, der dies Aſſecuranz-Ge-
ſchaͤft beſorgt hatte, den Namen Emanuel de
Kinder fuͤhrte. Jch konnte demnach den
Duͤnkircher Kaufmann bitten, daß er an die-
ſen Agenten unſers Rheeders nach Amſterdam
ſchriebe und in unſerm Namen um einen
Vorſchuß von einhundert Gulden fuͤr Rech-
nung Hrn. Beckers oder meines Vaters in
Colberg baͤte. Damit ließ ſich dann ſchon
hoffen, unſre Heimath wieder zu erreichen.

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[61/0077] Sicherheit zu ſeyn hoffe; — uns aber rathe er wohlmeynend, auf der Stelle wieder mit ihm umzukehren. Jn der That war auch dieſer Vorſchlag der beſte, und ward unbedenklich von uns angenommen. Jndem ich aber in unſrer neuen Noth Alles reiflich bei mir uͤberdachte, kam mir wieder der Kaufmann in Duͤnkirchen zu Sinn, an welchen Schiffer Damitz vor vier Jahren, als er mit mir von Liverpool kam, ſeine Ladung Taback abgeliefert hatte. Sein Haus war mir noch erinnerlich: doch ſein Name nicht. Jndeß beſchloß ich, gera- desweges zu ihm zu gehen, ihm unſre Noth zu klagen und ihn um Rath und Beiſtand zu bitten. Daneben fiel mir bei, daß unſer Schiff in Amſterdam fuͤr Seeſchaden und Tuͤrken-Gefahr verſichert geweſen und daß der Commiſſionair, der dies Aſſecuranz-Ge- ſchaͤft beſorgt hatte, den Namen Emanuel de Kinder fuͤhrte. Jch konnte demnach den Duͤnkircher Kaufmann bitten, daß er an die- ſen Agenten unſers Rheeders nach Amſterdam ſchriebe und in unſerm Namen um einen Vorſchuß von einhundert Gulden fuͤr Rech- nung Hrn. Beckers oder meines Vaters in Colberg baͤte. Damit ließ ſich dann ſchon hoffen, unſre Heimath wieder zu erreichen.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/77>, abgerufen am 30.04.2024.