einschlug, und was für ein Stein mir vom Herzen fiel!
Jetzt giengen wir auch unter Segel. Al- lein ich will es auch nur gestehen, daß, so wie ich meines Oheims Schiff so aus der Ferne darauf ansah, mir's innerlich leid that, es bis zu diesem thörichten Schritte getrieben zu haben. Trotz diesem Herzweh, erwog ich, daß er nicht mehr zurückgethan werden konnte, wofern ich nicht vor Beschä- mung vergehen sollte. Jch machte mich also stark; und als wir im Texel ankamen, schrieb ich meinen Abschiedsbrief, den der Kapitain las und billigte und mein Steuermann an die Post-Schuyte besorgen sollte.
Wie die Folge ergeben hat, ist jedoch die- ser Brief, mit oder ohne Schuld des Bestel- lers, nicht an meinen Oheim gelangt; ent- weder daß Dieser zu früh von Amsterdam abgegangen, oder daß das Blatt unterweges verloren gegangen. Mein Tod schien also ungezweifelt: denn man glaubte, (wie ich in der Folge erfuhr) ich sey in der Nacht aus der Jölle gefallen, die man am nächsten Morgen zwischen andern Schiffen umhertrei- bend gefunden hatte.
Nachdem wir im Texel unsre Ladung, Wasser, Proviant und alle Zubehör, welche
einſchlug, und was fuͤr ein Stein mir vom Herzen fiel!
Jetzt giengen wir auch unter Segel. Al- lein ich will es auch nur geſtehen, daß, ſo wie ich meines Oheims Schiff ſo aus der Ferne darauf anſah, mir’s innerlich leid that, es bis zu dieſem thoͤrichten Schritte getrieben zu haben. Trotz dieſem Herzweh, erwog ich, daß er nicht mehr zuruͤckgethan werden konnte, wofern ich nicht vor Beſchaͤ- mung vergehen ſollte. Jch machte mich alſo ſtark; und als wir im Texel ankamen, ſchrieb ich meinen Abſchiedsbrief, den der Kapitain las und billigte und mein Steuermann an die Poſt-Schuyte beſorgen ſollte.
Wie die Folge ergeben hat, iſt jedoch die- ſer Brief, mit oder ohne Schuld des Beſtel- lers, nicht an meinen Oheim gelangt; ent- weder daß Dieſer zu fruͤh von Amſterdam abgegangen, oder daß das Blatt unterweges verloren gegangen. Mein Tod ſchien alſo ungezweifelt: denn man glaubte, (wie ich in der Folge erfuhr) ich ſey in der Nacht aus der Joͤlle gefallen, die man am naͤchſten Morgen zwiſchen andern Schiffen umhertrei- bend gefunden hatte.
Nachdem wir im Texel unſre Ladung, Waſſer, Proviant und alle Zubehoͤr, welche
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einſchlug, und was fuͤr ein Stein mir vom
Herzen fiel!
Jetzt giengen wir auch unter Segel. Al-
lein ich will es auch nur geſtehen, daß, ſo
wie ich meines Oheims Schiff ſo aus der
Ferne darauf anſah, mir’s innerlich leid
that, es bis zu dieſem thoͤrichten Schritte
getrieben zu haben. Trotz dieſem Herzweh,
erwog ich, daß er nicht mehr zuruͤckgethan
werden konnte, wofern ich nicht vor Beſchaͤ-
mung vergehen ſollte. Jch machte mich alſo
ſtark; und als wir im Texel ankamen, ſchrieb
ich meinen Abſchiedsbrief, den der Kapitain
las und billigte und mein Steuermann an
die Poſt-Schuyte beſorgen ſollte.
Wie die Folge ergeben hat, iſt jedoch die-
ſer Brief, mit oder ohne Schuld des Beſtel-
lers, nicht an meinen Oheim gelangt; ent-
weder daß Dieſer zu fruͤh von Amſterdam
abgegangen, oder daß das Blatt unterweges
verloren gegangen. Mein Tod ſchien alſo
ungezweifelt: denn man glaubte, (wie ich in
der Folge erfuhr) ich ſey in der Nacht aus
der Joͤlle gefallen, die man am naͤchſten
Morgen zwiſchen andern Schiffen umhertrei-
bend gefunden hatte.
Nachdem wir im Texel unſre Ladung,
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/40>, abgerufen am 16.07.2024.
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