und Schiffe nicht schuldig bleiben. "Gut!" sagte der Kapitain -- "Jch werde mit dem Manne darüber sprechen." -- Das klang nun gar nicht auf mein Ohr! Jch hub von neuem an zu weinen; schrie, ich würde über Bord springen und mich ersäufen, und trieb es so arg und kläglich, (Mir war aber auch gar nicht wohl um's Herz!) daß nach und nach das Mitleid bei meinem Richter zu überwiegen schien. Er gieng mit seinen Steuerleuten in die Kajüte, um die Sache ernstlicher zu überlegen; ich aber lag indeß, von Furcht und Hoffnung hin und her geworfen, wie auf der Folter: denn die Schande, vielleicht zu meinem Oheim zu- rückgebracht zu werden, schien mir uner- träglich.
Endlich rief man mich in die Kajüte. "Jch habe mir's überlegt;" hub hier der Kapitain an -- "und du magst bleiben. Du sollst Steuermanns-Junge seyn und mo- natlich sechs Gulden Gage haben; auch will ich für deine Kleidungsstücke sorgen. Doch, höre, sobald wir mit dem Schiffe in den Texel kommen, schreibst du selbst an deines Vaters Bruder und erklärst ihm den ganzen Zusammenhang. Den Brief will ich selbst lesen und auch für seine sichre Bestellung sorgen." -- Man denke, wie freudig ich
und Schiffe nicht ſchuldig bleiben. „Gut!‟ ſagte der Kapitain — „Jch werde mit dem Manne daruͤber ſprechen.‟ — Das klang nun gar nicht auf mein Ohr! Jch hub von neuem an zu weinen; ſchrie, ich wuͤrde uͤber Bord ſpringen und mich erſaͤufen, und trieb es ſo arg und klaͤglich, (Mir war aber auch gar nicht wohl um’s Herz!) daß nach und nach das Mitleid bei meinem Richter zu uͤberwiegen ſchien. Er gieng mit ſeinen Steuerleuten in die Kajuͤte, um die Sache ernſtlicher zu uͤberlegen; ich aber lag indeß, von Furcht und Hoffnung hin und her geworfen, wie auf der Folter: denn die Schande, vielleicht zu meinem Oheim zu- ruͤckgebracht zu werden, ſchien mir uner- traͤglich.
Endlich rief man mich in die Kajuͤte. „Jch habe mir’s uͤberlegt;‟ hub hier der Kapitain an — „und du magſt bleiben. Du ſollſt Steuermanns-Junge ſeyn und mo- natlich ſechs Gulden Gage haben; auch will ich fuͤr deine Kleidungsſtuͤcke ſorgen. Doch, hoͤre, ſobald wir mit dem Schiffe in den Texel kommen, ſchreibſt du ſelbſt an deines Vaters Bruder und erklaͤrſt ihm den ganzen Zuſammenhang. Den Brief will ich ſelbſt leſen und auch fuͤr ſeine ſichre Beſtellung ſorgen.‟ — Man denke, wie freudig ich
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und Schiffe nicht ſchuldig bleiben. „Gut!‟
ſagte der Kapitain — „Jch werde mit dem
Manne daruͤber ſprechen.‟ — Das klang
nun gar nicht auf mein Ohr! Jch hub von
neuem an zu weinen; ſchrie, ich wuͤrde uͤber
Bord ſpringen und mich erſaͤufen, und trieb
es ſo arg und klaͤglich, (Mir war aber auch
gar nicht wohl um’s Herz!) daß nach und
nach das Mitleid bei meinem Richter zu
uͤberwiegen ſchien. Er gieng mit ſeinen
Steuerleuten in die Kajuͤte, um die Sache
ernſtlicher zu uͤberlegen; ich aber lag indeß,
von Furcht und Hoffnung hin und her
geworfen, wie auf der Folter: denn die
Schande, vielleicht zu meinem Oheim zu-
ruͤckgebracht zu werden, ſchien mir uner-
traͤglich.
Endlich rief man mich in die Kajuͤte.
„Jch habe mir’s uͤberlegt;‟ hub hier der
Kapitain an — „und du magſt bleiben.
Du ſollſt Steuermanns-Junge ſeyn und mo-
natlich ſechs Gulden Gage haben; auch will
ich fuͤr deine Kleidungsſtuͤcke ſorgen. Doch,
hoͤre, ſobald wir mit dem Schiffe in den
Texel kommen, ſchreibſt du ſelbſt an deines
Vaters Bruder und erklaͤrſt ihm den ganzen
Zuſammenhang. Den Brief will ich ſelbſt
leſen und auch fuͤr ſeine ſichre Beſtellung
ſorgen.‟ — Man denke, wie freudig ich
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/39>, abgerufen am 16.07.2024.
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