säumten wir auch nicht, sobald wir in den Ocean gekommen waren, unser Schiffsvolk täglich in der Bedienung des Geschützes und in andern kriegerischen Handgriffen zu üben, damit wir's mit den Maroccanern um so besser aufzunehmen vermöchten und, falls es zum Schlagen käme, Jeder am Borde wüßte, wohin er gehöre und wie er es anzugreifen habe. Und daß es hiermit nicht etwa von unserm Kapitain nur für die Langeweile ge- meynt war, kann ich sofort durch ein Bei- spiel belegen.
Um mich aber hierüber noch mit einigen Worten weitläuftiger auszulassen, sey mir zuförderst erlaubt, zu bemerken, daß ein Kapi- tain auf dieser Art von Schiffen sich seinen Dienst insofern bequem genug macht, als er sich (dringende Nothfälle ausgenommen) die Nacht hindurch, in der Regel, an nichts, was am Borde zu thun ist, kehrt, sondern Abends um 8 Uhr ruhig zu Bette geht und vor 6 Uhr Morgens nicht wieder zum Vor- schein kömmt. Er verläßt sich lediglich auf seine vier Steuerleute, deren je zweie zu- sammen in ihren vierstündigen Wachen ab- wechseln; und begnügt sich, Morgens beim Aufstehen den Rapport über Alles, was nächt- lich vorgefallen ist, anzunehmen, und Mittags um 12 Uhr bei der Beobachtung der Son-
ſaͤumten wir auch nicht, ſobald wir in den Ocean gekommen waren, unſer Schiffsvolk taͤglich in der Bedienung des Geſchuͤtzes und in andern kriegeriſchen Handgriffen zu uͤben, damit wir’s mit den Maroccanern um ſo beſſer aufzunehmen vermoͤchten und, falls es zum Schlagen kaͤme, Jeder am Borde wuͤßte, wohin er gehoͤre und wie er es anzugreifen habe. Und daß es hiermit nicht etwa von unſerm Kapitain nur fuͤr die Langeweile ge- meynt war, kann ich ſofort durch ein Bei- ſpiel belegen.
Um mich aber hieruͤber noch mit einigen Worten weitlaͤuftiger auszulaſſen, ſey mir zufoͤrderſt erlaubt, zu bemerken, daß ein Kapi- tain auf dieſer Art von Schiffen ſich ſeinen Dienſt inſofern bequem genug macht, als er ſich (dringende Nothfaͤlle ausgenommen) die Nacht hindurch, in der Regel, an nichts, was am Borde zu thun iſt, kehrt, ſondern Abends um 8 Uhr ruhig zu Bette geht und vor 6 Uhr Morgens nicht wieder zum Vor- ſchein koͤmmt. Er verlaͤßt ſich lediglich auf ſeine vier Steuerleute, deren je zweie zu- ſammen in ihren vierſtuͤndigen Wachen ab- wechſeln; und begnuͤgt ſich, Morgens beim Aufſtehen den Rapport uͤber Alles, was naͤcht- lich vorgefallen iſt, anzunehmen, und Mittags um 12 Uhr bei der Beobachtung der Son-
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ſaͤumten wir auch nicht, ſobald wir in den
Ocean gekommen waren, unſer Schiffsvolk
taͤglich in der Bedienung des Geſchuͤtzes und
in andern kriegeriſchen Handgriffen zu uͤben,
damit wir’s mit den Maroccanern um ſo
beſſer aufzunehmen vermoͤchten und, falls es
zum Schlagen kaͤme, Jeder am Borde wuͤßte,
wohin er gehoͤre und wie er es anzugreifen
habe. Und daß es hiermit nicht etwa von
unſerm Kapitain nur fuͤr die Langeweile ge-
meynt war, kann ich ſofort durch ein Bei-
ſpiel belegen.
Um mich aber hieruͤber noch mit einigen
Worten weitlaͤuftiger auszulaſſen, ſey mir
zufoͤrderſt erlaubt, zu bemerken, daß ein Kapi-
tain auf dieſer Art von Schiffen ſich ſeinen
Dienſt inſofern bequem genug macht, als er
ſich (dringende Nothfaͤlle ausgenommen) die
Nacht hindurch, in der Regel, an nichts,
was am Borde zu thun iſt, kehrt, ſondern
Abends um 8 Uhr ruhig zu Bette geht und
vor 6 Uhr Morgens nicht wieder zum Vor-
ſchein koͤmmt. Er verlaͤßt ſich lediglich auf
ſeine vier Steuerleute, deren je zweie zu-
ſammen in ihren vierſtuͤndigen Wachen ab-
wechſeln; und begnuͤgt ſich, Morgens beim
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/265>, abgerufen am 03.05.2024.
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