Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Da ereignete sich's im Jahr 1769, daß
der geheime Finanz Rath Delatre, welchen
König Friedrich II. an die Spitze der neuen
Regie aus Frankreich berufen hatte, und der
damals Alles bei ihm galt, nach Königsberg
kam. Sein neuestes und weitaussehendes
Project, womit er dem Monarchen große
Summen fremden Geldes in's Land zu ziehen
verhieß, gieng dahinaus, daß von dem Ueber-
fluß an dem schönsten Schiffsbauholz in den
königl. Forsten in Stettin, für königl. Rech-
nung eine Anzahl großer Fregatten erbaut,
armirt und ausgerüstet, und dann zu gutem
Preise an auswärtige Mächte abgelassen wer-
den sollten. Friedrich war auch auf diesen
Vorschlag eingegangen; und so lag denn be-
reits ein Schiff von 40 Kanonen bei Stettin
auf dem Stapel.

Jch weiß nicht, auf welche Weise ich
dem Franzosen bekannt und als der Mann
empfohlen worden seyn mochte, dem die Aus-
rüstung, Einrichtung und Führung dieses
Schiffs vor Andern anzuvertrauen wäre. Kurz,
er ließ mich zu sich rufen, erklärte mir seine
Meynung, und bot mir endlich diese Kapi-
tains-Stelle, unter solchen Bedingungen an,
daß ich, bei hinlänglicher Ueberzeugung, dem
von mir geforderten Dienste gewachsen zu
seyn, auch kein Bedenken fand, mich für dies
Unternehmen zu verpflichten. Der Kontrakt

Da ereignete ſich’s im Jahr 1769, daß
der geheime Finanz Rath Delatre, welchen
Koͤnig Friedrich II. an die Spitze der neuen
Regie aus Frankreich berufen hatte, und der
damals Alles bei ihm galt, nach Koͤnigsberg
kam. Sein neueſtes und weitausſehendes
Project, womit er dem Monarchen große
Summen fremden Geldes in’s Land zu ziehen
verhieß, gieng dahinaus, daß von dem Ueber-
fluß an dem ſchoͤnſten Schiffsbauholz in den
koͤnigl. Forſten in Stettin, fuͤr koͤnigl. Rech-
nung eine Anzahl großer Fregatten erbaut,
armirt und ausgeruͤſtet, und dann zu gutem
Preiſe an auswaͤrtige Maͤchte abgelaſſen wer-
den ſollten. Friedrich war auch auf dieſen
Vorſchlag eingegangen; und ſo lag denn be-
reits ein Schiff von 40 Kanonen bei Stettin
auf dem Stapel.

Jch weiß nicht, auf welche Weiſe ich
dem Franzoſen bekannt und als der Mann
empfohlen worden ſeyn mochte, dem die Aus-
ruͤſtung, Einrichtung und Fuͤhrung dieſes
Schiffs vor Andern anzuvertrauen waͤre. Kurz,
er ließ mich zu ſich rufen, erklaͤrte mir ſeine
Meynung, und bot mir endlich dieſe Kapi-
tains-Stelle, unter ſolchen Bedingungen an,
daß ich, bei hinlaͤnglicher Ueberzeugung, dem
von mir geforderten Dienſte gewachſen zu
ſeyn, auch kein Bedenken fand, mich fuͤr dies
Unternehmen zu verpflichten. Der Kontrakt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0254" n="238"/>
        <p>Da ereignete &#x017F;ich&#x2019;s im Jahr 1769, daß<lb/>
der geheime Finanz Rath Delatre, welchen<lb/>
Ko&#x0364;nig Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> an die Spitze der neuen<lb/>
Regie aus Frankreich berufen hatte, und der<lb/>
damals Alles bei ihm galt, nach Ko&#x0364;nigsberg<lb/>
kam. Sein neue&#x017F;tes und weitaus&#x017F;ehendes<lb/>
Project, womit er dem Monarchen große<lb/>
Summen fremden Geldes in&#x2019;s Land zu ziehen<lb/>
verhieß, gieng dahinaus, daß von dem Ueber-<lb/>
fluß an dem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Schiffsbauholz in den<lb/>
ko&#x0364;nigl. For&#x017F;ten in Stettin, fu&#x0364;r ko&#x0364;nigl. Rech-<lb/>
nung eine Anzahl großer Fregatten erbaut,<lb/>
armirt und ausgeru&#x0364;&#x017F;tet, und dann zu gutem<lb/>
Prei&#x017F;e an auswa&#x0364;rtige Ma&#x0364;chte abgela&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den &#x017F;ollten. Friedrich war auch auf die&#x017F;en<lb/>
Vor&#x017F;chlag eingegangen; und &#x017F;o lag denn be-<lb/>
reits ein Schiff von 40 Kanonen bei Stettin<lb/>
auf dem Stapel.</p><lb/>
        <p>Jch weiß nicht, auf welche Wei&#x017F;e ich<lb/>
dem Franzo&#x017F;en bekannt und als der Mann<lb/>
empfohlen worden &#x017F;eyn mochte, dem die Aus-<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tung, Einrichtung und Fu&#x0364;hrung die&#x017F;es<lb/>
Schiffs vor Andern anzuvertrauen wa&#x0364;re. Kurz,<lb/>
er ließ mich zu &#x017F;ich rufen, erkla&#x0364;rte mir &#x017F;eine<lb/>
Meynung, und bot mir endlich die&#x017F;e Kapi-<lb/>
tains-Stelle, unter &#x017F;olchen Bedingungen an,<lb/>
daß ich, bei hinla&#x0364;nglicher Ueberzeugung, dem<lb/>
von mir geforderten Dien&#x017F;te gewach&#x017F;en zu<lb/>
&#x017F;eyn, auch kein Bedenken fand, mich fu&#x0364;r dies<lb/>
Unternehmen zu verpflichten. Der Kontrakt<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0254] Da ereignete ſich’s im Jahr 1769, daß der geheime Finanz Rath Delatre, welchen Koͤnig Friedrich II. an die Spitze der neuen Regie aus Frankreich berufen hatte, und der damals Alles bei ihm galt, nach Koͤnigsberg kam. Sein neueſtes und weitausſehendes Project, womit er dem Monarchen große Summen fremden Geldes in’s Land zu ziehen verhieß, gieng dahinaus, daß von dem Ueber- fluß an dem ſchoͤnſten Schiffsbauholz in den koͤnigl. Forſten in Stettin, fuͤr koͤnigl. Rech- nung eine Anzahl großer Fregatten erbaut, armirt und ausgeruͤſtet, und dann zu gutem Preiſe an auswaͤrtige Maͤchte abgelaſſen wer- den ſollten. Friedrich war auch auf dieſen Vorſchlag eingegangen; und ſo lag denn be- reits ein Schiff von 40 Kanonen bei Stettin auf dem Stapel. Jch weiß nicht, auf welche Weiſe ich dem Franzoſen bekannt und als der Mann empfohlen worden ſeyn mochte, dem die Aus- ruͤſtung, Einrichtung und Fuͤhrung dieſes Schiffs vor Andern anzuvertrauen waͤre. Kurz, er ließ mich zu ſich rufen, erklaͤrte mir ſeine Meynung, und bot mir endlich dieſe Kapi- tains-Stelle, unter ſolchen Bedingungen an, daß ich, bei hinlaͤnglicher Ueberzeugung, dem von mir geforderten Dienſte gewachſen zu ſeyn, auch kein Bedenken fand, mich fuͤr dies Unternehmen zu verpflichten. Der Kontrakt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/254
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/254>, abgerufen am 03.05.2024.