Eine besonders schwere Sturzwelle, die sich über meinem Hintertheil brach, zertrümmerte mein Stenerruder, 8 Fuß über dem untern Ende, in der Mitte durch; so daß, von diesem Augen- blick an, alles Steuern damit ein Ende hatte und auch in offner See an kein Ausbessern des- selben zu denken war. Um gleichwohl das Schiff, nach Möglichkeit, bei einem regel- mäßigen Gange zu erhalten, suchte ich es mit den Vorder- und Hintersegeln zu zwingen. Jndem aber der Wind geradezu auf's Land stand, ward meine Lage dadurch noch wesent- lich verschlimmert: denn nun war ich genö- thigt, Segel über Segel aufzusetzen, um nur das Schiff hart an den Wind zu halten und vom Leger-Strande ferne zu bleiben. Dem- ungeachtet liefen wir, des Schiffes nur un- vollkommen mächtig, bald in den Wind, bald wieder fielen wir vor den Wind; und da wir eine solche Menge Segel machen mußten, so bekamen auch Stengen und Masten schier über ihre Kräfte zu tragen.
Wirklich geschah auch gar bald, was ich gefürchtet hatte: denn mit einer schweren Buy, (Stoßwinde) die sich plötzlich erhob, brach der große Mast, 8 oder 10 Fuß überm Deck, gleich einer Rübe, entzwei und stürzte, sammt der ganzen Takelage, über Bord; und nicht nur das allein, sondern dies ganze Ge- wirre von Rundhölzern -- Mast, Stengen
Eine beſonders ſchwere Sturzwelle, die ſich uͤber meinem Hintertheil brach, zertruͤmmerte mein Stenerruder, 8 Fuß uͤber dem untern Ende, in der Mitte durch; ſo daß, von dieſem Augen- blick an, alles Steuern damit ein Ende hatte und auch in offner See an kein Ausbeſſern deſ- ſelben zu denken war. Um gleichwohl das Schiff, nach Moͤglichkeit, bei einem regel- maͤßigen Gange zu erhalten, ſuchte ich es mit den Vorder- und Hinterſegeln zu zwingen. Jndem aber der Wind geradezu auf’s Land ſtand, ward meine Lage dadurch noch weſent- lich verſchlimmert: denn nun war ich genoͤ- thigt, Segel uͤber Segel aufzuſetzen, um nur das Schiff hart an den Wind zu halten und vom Leger-Strande ferne zu bleiben. Dem- ungeachtet liefen wir, des Schiffes nur un- vollkommen maͤchtig, bald in den Wind, bald wieder fielen wir vor den Wind; und da wir eine ſolche Menge Segel machen mußten, ſo bekamen auch Stengen und Maſten ſchier uͤber ihre Kraͤfte zu tragen.
Wirklich geſchah auch gar bald, was ich gefuͤrchtet hatte: denn mit einer ſchweren Buy, (Stoßwinde) die ſich ploͤtzlich erhob, brach der große Maſt, 8 oder 10 Fuß uͤberm Deck, gleich einer Ruͤbe, entzwei und ſtuͤrzte, ſammt der ganzen Takelage, uͤber Bord; und nicht nur das allein, ſondern dies ganze Ge- wirre von Rundhoͤlzern — Maſt, Stengen
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Eine beſonders ſchwere Sturzwelle, die ſich uͤber
meinem Hintertheil brach, zertruͤmmerte mein
Stenerruder, 8 Fuß uͤber dem untern Ende,
in der Mitte durch; ſo daß, von dieſem Augen-
blick an, alles Steuern damit ein Ende hatte und
auch in offner See an kein Ausbeſſern deſ-
ſelben zu denken war. Um gleichwohl das
Schiff, nach Moͤglichkeit, bei einem regel-
maͤßigen Gange zu erhalten, ſuchte ich es
mit den Vorder- und Hinterſegeln zu zwingen.
Jndem aber der Wind geradezu auf’s Land
ſtand, ward meine Lage dadurch noch weſent-
lich verſchlimmert: denn nun war ich genoͤ-
thigt, Segel uͤber Segel aufzuſetzen, um nur
das Schiff hart an den Wind zu halten und
vom Leger-Strande ferne zu bleiben. Dem-
ungeachtet liefen wir, des Schiffes nur un-
vollkommen maͤchtig, bald in den Wind, bald
wieder fielen wir vor den Wind; und da
wir eine ſolche Menge Segel machen mußten,
ſo bekamen auch Stengen und Maſten ſchier
uͤber ihre Kraͤfte zu tragen.
Wirklich geſchah auch gar bald, was ich
gefuͤrchtet hatte: denn mit einer ſchweren
Buy, (Stoßwinde) die ſich ploͤtzlich erhob,
brach der große Maſt, 8 oder 10 Fuß uͤberm
Deck, gleich einer Ruͤbe, entzwei und ſtuͤrzte,
ſammt der ganzen Takelage, uͤber Bord; und
nicht nur das allein, ſondern dies ganze Ge-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/242>, abgerufen am 03.05.2024.
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