Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.zehrte in der Kajüte sein Mittagsmahl. Da es nun aber Einmal auf eine Ueber- Jch folgte ihnen und wartete bis zu dem zehrte in der Kajuͤte ſein Mittagsmahl. Da es nun aber Einmal auf eine Ueber- Jch folgte ihnen und wartete bis zu dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="199"/> zehrte in der Kajuͤte ſein Mittagsmahl.<lb/> Dort ſuchte ich ihn mir auf; gab mich als<lb/> ſeinen Rheeder zu erkennen und wechſelte<lb/> einige gleichguͤltige Worte mit ihm, bevor ich<lb/> nach dem Lande zuruͤckfuhr. Er war auf<lb/> keine Weiſe der Mann dazu, mir die naͤhere<lb/> Aufklaͤrung, die ich brauchte, zu geben.</p><lb/> <p>Da es nun aber Einmal auf eine Ueber-<lb/> raſchung abgeſehen ſeyn ſollte, ſo poſtirte ich<lb/> mich, dem Schiffe gegenuͤber, am Bollwerk,<lb/> und beſchloß, hier geduldig zu warten bis<lb/> mein guter Freund, der dort nothwendig paſſi-<lb/> ren mußte, in eigner werther Perſon zum<lb/> Vorſchein kommen wuͤrde. Nach etwa zwei<lb/> Stunden Harrens, die mir lang und ſauer<lb/> genug wurden, erſchien auch ein Trupp ganz<lb/> wilder und beſoffener Matroſen, in denen ich<lb/> unſchwer mein Volk erkannte, und hinter<lb/> ihnen her taumelte, in keinem beſſern Zuſtande,<lb/> der Schiffer Steinkraus — Beide, ohne auf<lb/> mich zu achten — an mir voruͤber. Mein<lb/> ſchmerzliches Erſtaunen brauche ich nicht zu<lb/> beſchreiben: denn dies luſtige Leben ſchien<lb/> ihrer Aller gewoͤhnliche Tages-Arbeit zu ſeyn.<lb/> Wie mußten <hi rendition="#g">die</hi> mit meinem anvertrauten<lb/> Gute gewirthſchaftet haben!</p><lb/> <p>Jch folgte ihnen und wartete bis zu dem<lb/> Augenblick, wo ſie ſaͤmmtlich in die Schaluppe<lb/> ſteigen wollten, um nach dem Schiffe uͤber-<lb/> zuſetzen. Hier klopfte ich dem Schiffer un-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0215]
zehrte in der Kajuͤte ſein Mittagsmahl.
Dort ſuchte ich ihn mir auf; gab mich als
ſeinen Rheeder zu erkennen und wechſelte
einige gleichguͤltige Worte mit ihm, bevor ich
nach dem Lande zuruͤckfuhr. Er war auf
keine Weiſe der Mann dazu, mir die naͤhere
Aufklaͤrung, die ich brauchte, zu geben.
Da es nun aber Einmal auf eine Ueber-
raſchung abgeſehen ſeyn ſollte, ſo poſtirte ich
mich, dem Schiffe gegenuͤber, am Bollwerk,
und beſchloß, hier geduldig zu warten bis
mein guter Freund, der dort nothwendig paſſi-
ren mußte, in eigner werther Perſon zum
Vorſchein kommen wuͤrde. Nach etwa zwei
Stunden Harrens, die mir lang und ſauer
genug wurden, erſchien auch ein Trupp ganz
wilder und beſoffener Matroſen, in denen ich
unſchwer mein Volk erkannte, und hinter
ihnen her taumelte, in keinem beſſern Zuſtande,
der Schiffer Steinkraus — Beide, ohne auf
mich zu achten — an mir voruͤber. Mein
ſchmerzliches Erſtaunen brauche ich nicht zu
beſchreiben: denn dies luſtige Leben ſchien
ihrer Aller gewoͤhnliche Tages-Arbeit zu ſeyn.
Wie mußten die mit meinem anvertrauten
Gute gewirthſchaftet haben!
Jch folgte ihnen und wartete bis zu dem
Augenblick, wo ſie ſaͤmmtlich in die Schaluppe
ſteigen wollten, um nach dem Schiffe uͤber-
zuſetzen. Hier klopfte ich dem Schiffer un-
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