nen Groß-Eltern väterlicher Seits erzogen worden: aber sobald ich habe lallen können, stand auch mein Sinn darauf, ein Schiffer zu werden. Dies mag wohl daher kom- men, daß mir dergleichen oftmals vorgeplau- dert worden. Mein Hang dazu trieb mich so gewaltig, daß ich aus jedem Holzspahn, aus jedem Stückchen Baumrinde, was mir in die Hände fiel, kleine Schiffchen schni- tzelte, sie mit Segeln von Federn oder Pa- pier ausrüstete, und damit auf Rinnsteinen und Teichen, oder auf der Persante, hand- thierte.
Meines Vaters Bruder war Schiffer; und keine grössere Freude gab es für mich, als wenn er mit seinem Schiffe hier im Hafen lag. Denn da hatte ich zu Hause keine Ruhe, sondern bat, man möchte mich nach der Münde lassen. O, welch ein vergnügtes Leben, wenn ich auf dem Schiffe war, und mit den Schiffsleuten in ihrer Arbeit her- umsprang!
Nicht viel geringer war meine Liebe und Freude am Garten-Wesen: denn auch mein Großvater war ein sonderlicher Garten- freund; nahm mich beständig mit dahin; gab mir sogar ein klein Fleckchen Land zum Ei- genthum und ließ mich sehen und lernen, was zur Garten-Arbeit gehörte. Hier legte
nen Groß-Eltern vaͤterlicher Seits erzogen worden: aber ſobald ich habe lallen koͤnnen, ſtand auch mein Sinn darauf, ein Schiffer zu werden. Dies mag wohl daher kom- men, daß mir dergleichen oftmals vorgeplau- dert worden. Mein Hang dazu trieb mich ſo gewaltig, daß ich aus jedem Holzſpahn, aus jedem Stuͤckchen Baumrinde, was mir in die Haͤnde fiel, kleine Schiffchen ſchni- tzelte, ſie mit Segeln von Federn oder Pa- pier ausruͤſtete, und damit auf Rinnſteinen und Teichen, oder auf der Perſante, hand- thierte.
Meines Vaters Bruder war Schiffer; und keine groͤſſere Freude gab es fuͤr mich, als wenn er mit ſeinem Schiffe hier im Hafen lag. Denn da hatte ich zu Hauſe keine Ruhe, ſondern bat, man moͤchte mich nach der Muͤnde laſſen. O, welch ein vergnuͤgtes Leben, wenn ich auf dem Schiffe war, und mit den Schiffsleuten in ihrer Arbeit her- umſprang!
Nicht viel geringer war meine Liebe und Freude am Garten-Weſen: denn auch mein Großvater war ein ſonderlicher Garten- freund; nahm mich beſtaͤndig mit dahin; gab mir ſogar ein klein Fleckchen Land zum Ei- genthum und ließ mich ſehen und lernen, was zur Garten-Arbeit gehoͤrte. Hier legte
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nen Groß-Eltern vaͤterlicher Seits erzogen
worden: aber ſobald ich habe lallen koͤnnen,
ſtand auch mein Sinn darauf, ein Schiffer
zu werden. Dies mag wohl daher kom-
men, daß mir dergleichen oftmals vorgeplau-
dert worden. Mein Hang dazu trieb mich
ſo gewaltig, daß ich aus jedem Holzſpahn,
aus jedem Stuͤckchen Baumrinde, was mir
in die Haͤnde fiel, kleine Schiffchen ſchni-
tzelte, ſie mit Segeln von Federn oder Pa-
pier ausruͤſtete, und damit auf Rinnſteinen
und Teichen, oder auf der Perſante, hand-
thierte.
Meines Vaters Bruder war Schiffer; und
keine groͤſſere Freude gab es fuͤr mich, als
wenn er mit ſeinem Schiffe hier im Hafen
lag. Denn da hatte ich zu Hauſe keine
Ruhe, ſondern bat, man moͤchte mich nach
der Muͤnde laſſen. O, welch ein vergnuͤgtes
Leben, wenn ich auf dem Schiffe war, und
mit den Schiffsleuten in ihrer Arbeit her-
umſprang!
Nicht viel geringer war meine Liebe und
Freude am Garten-Weſen: denn auch mein
Großvater war ein ſonderlicher Garten-
freund; nahm mich beſtaͤndig mit dahin; gab
mir ſogar ein klein Fleckchen Land zum Ei-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/18>, abgerufen am 24.04.2024.
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