Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

auch leid geworden, so erlaubte mein Ehr-
gefühl doch nicht, jetzt noch zurückzutreten.

Fürerst gieng ich mit meinem Schiffe die
Peene hinauf, bis ohnfern an den sogenann-
ten Bock am Eingange des Haffs. Hier
sah ich die schwedische Armirung in einem
weiten Halb-Zirkel vor mir liegen, und in
der Mitte derselben eine Fregatte; so daß
das Ding nicht wenig bedenklich aussah und
ich meinem Muthe wacker zusprechen mußte.
Jndeß peilte ich noch bei Tage mit dem
Kompaß, wohinaus die größte Oeffnung zwi-
schen den Fahrzeugen war. Die Nacht fiel
rabendunkel ein; der Wind war frisch, mit
Regen und Donnerwetter vergesellschaftet, und
Alles schien mein Unternehmen begünstigen
zu wollen.

Um eilf Uhr endlich hob ich den Anker und
segelte glücklich und ohne Hinderniß durch
die Flotte, deren eigene aufgesteckte Feuer mir
sogar die Richtung noch deutlicher angaben.
Schon hatt' ich sie eine Viertelmeile im Rücken
und glaubte mich geborgen, als unerwartet
ein Schuß nach mir hin fiel, der, wie ich
jetzt erst bemerkte, von einer, auf Vorpost
ausgestellten Galley kam. Himmel! wie spu-
tete ich mich, jedes Segel aufzusetzen, das
mein Schiffchen nur tragen konnte, welches
überdem, zu meinem Troste und seinen Na-
men rechtfertigend, ein trefflicher Segler war.

auch leid geworden, ſo erlaubte mein Ehr-
gefuͤhl doch nicht, jetzt noch zuruͤckzutreten.

Fuͤrerſt gieng ich mit meinem Schiffe die
Peene hinauf, bis ohnfern an den ſogenann-
ten Bock am Eingange des Haffs. Hier
ſah ich die ſchwediſche Armirung in einem
weiten Halb-Zirkel vor mir liegen, und in
der Mitte derſelben eine Fregatte; ſo daß
das Ding nicht wenig bedenklich ausſah und
ich meinem Muthe wacker zuſprechen mußte.
Jndeß peilte ich noch bei Tage mit dem
Kompaß, wohinaus die groͤßte Oeffnung zwi-
ſchen den Fahrzeugen war. Die Nacht fiel
rabendunkel ein; der Wind war friſch, mit
Regen und Donnerwetter vergeſellſchaftet, und
Alles ſchien mein Unternehmen beguͤnſtigen
zu wollen.

Um eilf Uhr endlich hob ich den Anker und
ſegelte gluͤcklich und ohne Hinderniß durch
die Flotte, deren eigene aufgeſteckte Feuer mir
ſogar die Richtung noch deutlicher angaben.
Schon hatt’ ich ſie eine Viertelmeile im Ruͤcken
und glaubte mich geborgen, als unerwartet
ein Schuß nach mir hin fiel, der, wie ich
jetzt erſt bemerkte, von einer, auf Vorpoſt
ausgeſtellten Galley kam. Himmel! wie ſpu-
tete ich mich, jedes Segel aufzuſetzen, das
mein Schiffchen nur tragen konnte, welches
uͤberdem, zu meinem Troſte und ſeinen Na-
men rechtfertigend, ein trefflicher Segler war.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0154" n="138"/>
auch leid geworden, &#x017F;o erlaubte mein Ehr-<lb/>
gefu&#x0364;hl doch nicht, jetzt noch zuru&#x0364;ckzutreten.</p><lb/>
        <p>Fu&#x0364;rer&#x017F;t gieng ich mit meinem Schiffe die<lb/>
Peene hinauf, bis ohnfern an den &#x017F;ogenann-<lb/>
ten Bock am Eingange des Haffs. Hier<lb/>
&#x017F;ah ich die &#x017F;chwedi&#x017F;che Armirung in einem<lb/>
weiten Halb-Zirkel vor mir liegen, und in<lb/>
der Mitte der&#x017F;elben eine Fregatte; &#x017F;o daß<lb/>
das Ding nicht wenig bedenklich aus&#x017F;ah und<lb/>
ich meinem Muthe wacker zu&#x017F;prechen mußte.<lb/>
Jndeß peilte ich noch bei Tage mit dem<lb/>
Kompaß, wohinaus die gro&#x0364;ßte Oeffnung zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Fahrzeugen war. Die Nacht fiel<lb/>
rabendunkel ein; der Wind war fri&#x017F;ch, mit<lb/>
Regen und Donnerwetter verge&#x017F;ell&#x017F;chaftet, und<lb/>
Alles &#x017F;chien mein Unternehmen begu&#x0364;n&#x017F;tigen<lb/>
zu wollen.</p><lb/>
        <p>Um eilf Uhr endlich hob ich den Anker und<lb/>
&#x017F;egelte glu&#x0364;cklich und ohne Hinderniß durch<lb/>
die Flotte, deren eigene aufge&#x017F;teckte Feuer mir<lb/>
&#x017F;ogar die Richtung noch deutlicher angaben.<lb/>
Schon hatt&#x2019; ich &#x017F;ie eine Viertelmeile im Ru&#x0364;cken<lb/>
und glaubte mich geborgen, als unerwartet<lb/>
ein Schuß nach mir hin fiel, der, wie ich<lb/>
jetzt er&#x017F;t bemerkte, von einer, auf Vorpo&#x017F;t<lb/>
ausge&#x017F;tellten Galley kam. Himmel! wie &#x017F;pu-<lb/>
tete ich mich, jedes Segel aufzu&#x017F;etzen, das<lb/>
mein Schiffchen nur tragen konnte, welches<lb/>
u&#x0364;berdem, zu meinem Tro&#x017F;te und &#x017F;einen Na-<lb/>
men rechtfertigend, ein trefflicher Segler war.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0154] auch leid geworden, ſo erlaubte mein Ehr- gefuͤhl doch nicht, jetzt noch zuruͤckzutreten. Fuͤrerſt gieng ich mit meinem Schiffe die Peene hinauf, bis ohnfern an den ſogenann- ten Bock am Eingange des Haffs. Hier ſah ich die ſchwediſche Armirung in einem weiten Halb-Zirkel vor mir liegen, und in der Mitte derſelben eine Fregatte; ſo daß das Ding nicht wenig bedenklich ausſah und ich meinem Muthe wacker zuſprechen mußte. Jndeß peilte ich noch bei Tage mit dem Kompaß, wohinaus die groͤßte Oeffnung zwi- ſchen den Fahrzeugen war. Die Nacht fiel rabendunkel ein; der Wind war friſch, mit Regen und Donnerwetter vergeſellſchaftet, und Alles ſchien mein Unternehmen beguͤnſtigen zu wollen. Um eilf Uhr endlich hob ich den Anker und ſegelte gluͤcklich und ohne Hinderniß durch die Flotte, deren eigene aufgeſteckte Feuer mir ſogar die Richtung noch deutlicher angaben. Schon hatt’ ich ſie eine Viertelmeile im Ruͤcken und glaubte mich geborgen, als unerwartet ein Schuß nach mir hin fiel, der, wie ich jetzt erſt bemerkte, von einer, auf Vorpoſt ausgeſtellten Galley kam. Himmel! wie ſpu- tete ich mich, jedes Segel aufzuſetzen, das mein Schiffchen nur tragen konnte, welches uͤberdem, zu meinem Troſte und ſeinen Na- men rechtfertigend, ein trefflicher Segler war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/154
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/154>, abgerufen am 15.05.2024.