Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.entfernteren Landsleute waren und mir sämmt- Auf unsrer Heimfahrt nach Amsterdam entfernteren Landsleute waren und mir ſaͤmmt- Auf unſrer Heimfahrt nach Amſterdam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0124" n="108"/> entfernteren Landsleute waren und mir ſaͤmmt-<lb/> lich viele Liebe und Guͤte erwieſen. Jhrer<lb/> unbegrenzten Gaſtfreundlichkeit danke ich die<lb/> vergnuͤgteſten Tage meines Lebens, die un-<lb/> ſtreitig in dieſe achtmonatliche Dauer meines<lb/> Aufenthalts in dieſer Colonie fielen.</p><lb/> <p>Auf unſrer Heimfahrt nach Amſterdam<lb/> hatten wir Einen der vermoͤgendſten Planta-<lb/> gen-Beſitzer als Paſſagier an Bord, den die<lb/> Sehnſucht nach dem vaterlaͤndiſchen Himmel<lb/> zuruͤck nach Europa trieb. Er hieß <hi rendition="#g">Polack,</hi><lb/> war ein gebohrner Wiener und in ſeiner<lb/> Jugend als gemeiner Soldat nach Suriname<lb/> gerathen. Gluͤck und Thaͤtigkeit hoben ihn<lb/> hier allmaͤhlig zu einer glaͤnzenden Lage em-<lb/> por. Eine der groͤßten Kaffe-Plantagen,<lb/> genannt „der Maas-Strom‟ und am Com-<lb/> mendewyne gelegen, war ſein Eigenthum,<lb/> das er ohnlaͤngſt ſeinem, aus Europa zu ſich<lb/> berufenen Schweſterſohne zum Geſchenk uͤber-<lb/> geben hatte. Nie ſah ich einen ruͤhrendern<lb/> Anblick, als wie ich ihn von dort in unſrer<lb/> Schaluppe an Bord abholte. Alle Sklaven<lb/> der Pflanzung, 400 Maͤnner, Weiber und<lb/> Kinder an der Zahl, hatten ſich verſammlet,<lb/> um ihrem alten guͤtigen Herrn das Lebewohl<lb/> zu ſagen. Sie fielen rings um ihn nieder,<lb/> weinten, umfaßten ſeine Fuͤße und Haͤnde und<lb/> umklammerten ſeinen Leib, als wollten und<lb/> koͤnnten ſie ihn nimmer von ſich laſſen. Duͤrfte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0124]
entfernteren Landsleute waren und mir ſaͤmmt-
lich viele Liebe und Guͤte erwieſen. Jhrer
unbegrenzten Gaſtfreundlichkeit danke ich die
vergnuͤgteſten Tage meines Lebens, die un-
ſtreitig in dieſe achtmonatliche Dauer meines
Aufenthalts in dieſer Colonie fielen.
Auf unſrer Heimfahrt nach Amſterdam
hatten wir Einen der vermoͤgendſten Planta-
gen-Beſitzer als Paſſagier an Bord, den die
Sehnſucht nach dem vaterlaͤndiſchen Himmel
zuruͤck nach Europa trieb. Er hieß Polack,
war ein gebohrner Wiener und in ſeiner
Jugend als gemeiner Soldat nach Suriname
gerathen. Gluͤck und Thaͤtigkeit hoben ihn
hier allmaͤhlig zu einer glaͤnzenden Lage em-
por. Eine der groͤßten Kaffe-Plantagen,
genannt „der Maas-Strom‟ und am Com-
mendewyne gelegen, war ſein Eigenthum,
das er ohnlaͤngſt ſeinem, aus Europa zu ſich
berufenen Schweſterſohne zum Geſchenk uͤber-
geben hatte. Nie ſah ich einen ruͤhrendern
Anblick, als wie ich ihn von dort in unſrer
Schaluppe an Bord abholte. Alle Sklaven
der Pflanzung, 400 Maͤnner, Weiber und
Kinder an der Zahl, hatten ſich verſammlet,
um ihrem alten guͤtigen Herrn das Lebewohl
zu ſagen. Sie fielen rings um ihn nieder,
weinten, umfaßten ſeine Fuͤße und Haͤnde und
umklammerten ſeinen Leib, als wollten und
koͤnnten ſie ihn nimmer von ſich laſſen. Duͤrfte
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