Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835. Hobelmann (Anastasia vorführend). Das ist Anastasia Hobelmann, die Tochter von meinem verstorbenen Bruder, gegenwärtig ehrenfeste Strudl. Leim (in höchster Freude losbrechend). Also die Peppi ist nicht seine Frau? sie ist noch frei? (Zu Peppi eilend.) Du bist also noch mein, Peppi? -- bist keine Strudl? -- (Anastasien die Hand küssend.) O meine Gnädige! erlauben Sie, daß ich Ihnen die Hand küsse. (Zu Strudel.) Und Sie, mein bester, liebster, schönster, goldener Herr von Strudl, jetzt hab' ich Ihnen so lieb, weil Sie nur die Peppi nicht g'heirath haben. Verzeihen Sie, ich war ein Flegel -- ich begreif gar nicht, wie ich hab' schimpfen können über Ihre respektable Weste- gegend -- (Dreht ihn um, und streicht über seinen Rü- cken.) Sie sind so schön, so proportionirt -- gar kein Bauch -- lassen Sie sich umarmen. (Umarmt ihn.) -- Und Sie, Herr Schwiegerpapa -- (sich zu Hobel- mann wendend.) Hobelmann. Was? Schwiegerpapa? Er hat ja noch nicht einmal mit'n Madel Richtigkeit g'macht, sein Wort angebracht, bei mir gar nicht angehalten um sie. Leim. O Peppi! himmlische Peppi! Hobelmann (Anaſtaſia vorführend). Das iſt Anaſtaſia Hobelmann, die Tochter von meinem verſtorbenen Bruder, gegenwärtig ehrenfeſte Strudl. Leim (in höchſter Freude losbrechend). Alſo die Peppi iſt nicht ſeine Frau? ſie iſt noch frei? (Zu Peppi eilend.) Du biſt alſo noch mein, Peppi? — biſt keine Strudl? — (Anaſtaſien die Hand küſſend.) O meine Gnädige! erlauben Sie, daß ich Ihnen die Hand küſſe. (Zu Strudel.) Und Sie, mein beſter, liebſter, ſchönſter, goldener Herr von Strudl, jetzt hab’ ich Ihnen ſo lieb, weil Sie nur die Peppi nicht g’heirath haben. Verzeihen Sie, ich war ein Flegel — ich begreif gar nicht, wie ich hab’ ſchimpfen können über Ihre reſpektable Weſte- gegend — (Dreht ihn um, und ſtreicht über ſeinen Rü- cken.) Sie ſind ſo ſchön, ſo proportionirt — gar kein Bauch — laſſen Sie ſich umarmen. (Umarmt ihn.) — Und Sie, Herr Schwiegerpapa — (ſich zu Hobel- mann wendend.) Hobelmann. Was? Schwiegerpapa? Er hat ja noch nicht einmal mit’n Madel Richtigkeit g’macht, ſein Wort angebracht, bei mir gar nicht angehalten um ſie. Leim. O Peppi! himmliſche Peppi! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0065" n="59"/> <sp who="#HOB"> <speaker> <hi rendition="#g">Hobelmann</hi> </speaker><lb/> <stage>(Anaſtaſia vorführend).</stage><lb/> <p>Das iſt Anaſtaſia Hobelmann, die Tochter von<lb/> meinem verſtorbenen Bruder, gegenwärtig ehrenfeſte<lb/> Strudl.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEI"> <speaker> <hi rendition="#g">Leim</hi> </speaker><lb/> <stage>(in höchſter Freude losbrechend).</stage><lb/> <p>Alſo die Peppi iſt nicht ſeine Frau? ſie iſt<lb/> noch frei?</p> <stage>(Zu Peppi eilend.)</stage> <p>Du biſt alſo noch<lb/> mein, Peppi? — biſt keine Strudl? —</p> <stage>(Anaſtaſien<lb/> die Hand küſſend.)</stage> <p>O meine Gnädige! erlauben Sie, daß<lb/> ich Ihnen die Hand küſſe.</p> <stage>(Zu Strudel.)</stage> <p>Und Sie,<lb/> mein beſter, liebſter, ſchönſter, goldener Herr von<lb/> Strudl, jetzt hab’ ich Ihnen ſo lieb, weil Sie nur<lb/> die Peppi nicht g’heirath haben. Verzeihen Sie, ich<lb/> war ein Flegel — ich begreif gar nicht, wie ich<lb/> hab’ ſchimpfen können über Ihre reſpektable Weſte-<lb/> gegend —</p> <stage>(Dreht ihn um, und ſtreicht über ſeinen Rü-<lb/> cken.)</stage> <p>Sie ſind ſo ſchön, ſo proportionirt — gar<lb/> kein Bauch — laſſen Sie ſich umarmen.</p> <stage>(Umarmt ihn.)</stage><lb/> <p>— Und Sie, Herr Schwiegerpapa —</p> <stage>(ſich zu Hobel-<lb/> mann wendend.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#HOB"> <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Was? Schwiegerpapa? Er hat ja noch nicht<lb/> einmal mit’n Madel Richtigkeit g’macht, ſein Wort<lb/> angebracht, bei mir gar nicht angehalten um ſie.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEI"> <speaker><hi rendition="#g">Leim</hi>.</speaker><lb/> <p>O Peppi! himmliſche Peppi!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0065]
Hobelmann
(Anaſtaſia vorführend).
Das iſt Anaſtaſia Hobelmann, die Tochter von
meinem verſtorbenen Bruder, gegenwärtig ehrenfeſte
Strudl.
Leim
(in höchſter Freude losbrechend).
Alſo die Peppi iſt nicht ſeine Frau? ſie iſt
noch frei? (Zu Peppi eilend.) Du biſt alſo noch
mein, Peppi? — biſt keine Strudl? — (Anaſtaſien
die Hand küſſend.) O meine Gnädige! erlauben Sie, daß
ich Ihnen die Hand küſſe. (Zu Strudel.) Und Sie,
mein beſter, liebſter, ſchönſter, goldener Herr von
Strudl, jetzt hab’ ich Ihnen ſo lieb, weil Sie nur
die Peppi nicht g’heirath haben. Verzeihen Sie, ich
war ein Flegel — ich begreif gar nicht, wie ich
hab’ ſchimpfen können über Ihre reſpektable Weſte-
gegend — (Dreht ihn um, und ſtreicht über ſeinen Rü-
cken.) Sie ſind ſo ſchön, ſo proportionirt — gar
kein Bauch — laſſen Sie ſich umarmen. (Umarmt ihn.)
— Und Sie, Herr Schwiegerpapa — (ſich zu Hobel-
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Hobelmann.
Was? Schwiegerpapa? Er hat ja noch nicht
einmal mit’n Madel Richtigkeit g’macht, ſein Wort
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Zitationshilfe: | Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/65>, abgerufen am 16.08.2024. |