Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.
Er hat meiner Tochter das Leben gerettet; bis Er wie- der gesund ist, wollen wir weiter reden über Sein künftiges Glück. (Mittlerweile hat Zwirn sich mit einem zerrissenen Tüchel den Kopf eingebunden, sich auf das Stroh gelegt.) Ein paar Wochen darauf, wie ich schon wieder hergestellt war, hör' ich auf einmal, der dicke reiche Strudl, der Wirth vom goldenen Nockerl, heirath -- ich frag' wem? so heißt's: die Hobelmannische. -- Das hat mir den Gnadenstoß geben; denn der Meister Hobelmann hat keine an- dere Tochter g'habt, als meine Peppi. Knieriem. Na, da wirst aber doch aus Verzweiflung g'redt hab'n? Leim. Nein -- es war g'rad Samstag, der Meister hat uns auszahlt -- da bin ich den andern Tag in der Fruh aufg'standen, hab' auf ein Zettel g'schrie- ben: "Adieu Peppi, aus Bosheit heirath ich jetzt auch" -- und dann bin ich fort über Berg und Thal, ohne b'hüt dich Gott und ohne Allem; und so flankir ich jetzt schon über zwei Jahr in der Welt herum. Knieriem. Ich hätt' den Alten und den Wirth g'haut, und 's Mädel hätt' ich g'heirath.
Er hat meiner Tochter das Leben gerettet; bis Er wie- der geſund iſt, wollen wir weiter reden über Sein künftiges Glück. (Mittlerweile hat Zwirn ſich mit einem zerriſſenen Tüchel den Kopf eingebunden, ſich auf das Stroh gelegt.) Ein paar Wochen darauf, wie ich ſchon wieder hergeſtellt war, hör’ ich auf einmal, der dicke reiche Strudl, der Wirth vom goldenen Nockerl, heirath — ich frag’ wem? ſo heißt’s: die Hobelmanniſche. — Das hat mir den Gnadenſtoß geben; denn der Meiſter Hobelmann hat keine an- dere Tochter g’habt, als meine Peppi. Knieriem. Na, da wirſt aber doch aus Verzweiflung g’redt hab’n? Leim. Nein — es war g’rad Samſtag, der Meiſter hat uns auszahlt — da bin ich den andern Tag in der Fruh aufg’ſtanden, hab’ auf ein Zettel g’ſchrie- ben: »Adieu Peppi, aus Bosheit heirath ich jetzt auch« — und dann bin ich fort über Berg und Thal, ohne b’hüt dich Gott und ohne Allem; und ſo flankir ich jetzt ſchon über zwei Jahr in der Welt herum. Knieriem. Ich hätt’ den Alten und den Wirth g’haut, und ’s Mädel hätt’ ich g’heirath. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LEI"> <p><pb facs="#f0040" n="34"/> Er hat meiner Tochter das Leben gerettet; bis Er wie-<lb/> der geſund iſt, wollen wir weiter reden über Sein<lb/> künftiges Glück.</p> <stage>(Mittlerweile hat Zwirn ſich mit einem<lb/> zerriſſenen Tüchel den Kopf eingebunden, ſich auf das<lb/> Stroh gelegt.)</stage> <p>Ein paar Wochen darauf, wie ich<lb/> ſchon wieder hergeſtellt war, hör’ ich auf einmal,<lb/> der dicke reiche Strudl, der Wirth vom goldenen<lb/> Nockerl, heirath — ich frag’ wem? ſo heißt’s: die<lb/> Hobelmanniſche. — Das hat mir den Gnadenſtoß<lb/> geben; denn der Meiſter Hobelmann hat keine an-<lb/> dere Tochter g’habt, als meine Peppi.</p> </sp><lb/> <sp who="#KNI"> <speaker><hi rendition="#g">Knieriem</hi>.</speaker><lb/> <p>Na, da wirſt aber doch aus Verzweiflung<lb/> g’redt hab’n?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEI"> <speaker><hi rendition="#g">Leim</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein — es war g’rad Samſtag, der Meiſter<lb/> hat uns auszahlt — da bin ich den andern Tag in<lb/> der Fruh aufg’ſtanden, hab’ auf ein Zettel g’ſchrie-<lb/> ben: »Adieu Peppi, aus Bosheit heirath ich jetzt<lb/> auch« — und dann bin ich fort über Berg und<lb/> Thal, ohne b’hüt dich Gott und ohne Allem; und<lb/> ſo flankir ich jetzt ſchon über zwei Jahr in der<lb/> Welt herum.</p> </sp><lb/> <sp who="#KNI"> <speaker><hi rendition="#g">Knieriem</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich hätt’ den Alten und den Wirth g’haut,<lb/> und ’s Mädel hätt’ ich g’heirath.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0040]
Er hat meiner Tochter das Leben gerettet; bis Er wie-
der geſund iſt, wollen wir weiter reden über Sein
künftiges Glück. (Mittlerweile hat Zwirn ſich mit einem
zerriſſenen Tüchel den Kopf eingebunden, ſich auf das
Stroh gelegt.) Ein paar Wochen darauf, wie ich
ſchon wieder hergeſtellt war, hör’ ich auf einmal,
der dicke reiche Strudl, der Wirth vom goldenen
Nockerl, heirath — ich frag’ wem? ſo heißt’s: die
Hobelmanniſche. — Das hat mir den Gnadenſtoß
geben; denn der Meiſter Hobelmann hat keine an-
dere Tochter g’habt, als meine Peppi.
Knieriem.
Na, da wirſt aber doch aus Verzweiflung
g’redt hab’n?
Leim.
Nein — es war g’rad Samſtag, der Meiſter
hat uns auszahlt — da bin ich den andern Tag in
der Fruh aufg’ſtanden, hab’ auf ein Zettel g’ſchrie-
ben: »Adieu Peppi, aus Bosheit heirath ich jetzt
auch« — und dann bin ich fort über Berg und
Thal, ohne b’hüt dich Gott und ohne Allem; und
ſo flankir ich jetzt ſchon über zwei Jahr in der
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und ’s Mädel hätt’ ich g’heirath.
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Zitationshilfe: | Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/40>, abgerufen am 16.07.2024. |