Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844. Weinberl. Bitte, wenn die Freundin was kauft, ist sie Kundschaft und muß zahlen; wenn das nicht wär', so hätten die Kaufleut' lauter Freund' und gar keine Kundschaften. -- Mad. Knorr. Aber es pressirt ja nicht, Frau von Fischer ver- rechnet sich alle Jahr mit mir, -- und jetzt muß ich mir schon die Freiheit nehmen, zu fragen, wer Dieselben sind und wie Sie dazu kommen, für die Frau von Fischer bezahlen zu wollen? -- Weinberl. Sie ist also Jhre Freundin? -- Mad. Knorr. Das glaub' ich, noch wie ihr seliger Mann ge- lebt hat, und gar jetzt, die drei Jahr, als sie Witwe ist. -- Weinberl (leise zu Christoph). Jetzt geben Sie Acht, was ich der Sach für eine Wendung geb' -- (Laut.) Drei Jahr war sie Witwe, ganz recht, aber seit drei Tag ist sie's nicht mehr. Mad. Knorr (erstaunt). Wie so? Weinberl. Bitte, wenn die Freundin was kauft, iſt ſie Kundſchaft und muß zahlen; wenn das nicht wär’, ſo hätten die Kaufleut’ lauter Freund’ und gar keine Kundſchaften. — Mad. Knorr. Aber es preſſirt ja nicht, Frau von Fiſcher ver- rechnet ſich alle Jahr mit mir, — und jetzt muß ich mir ſchon die Freiheit nehmen, zu fragen, wer Dieſelben ſind und wie Sie dazu kommen, für die Frau von Fiſcher bezahlen zu wollen? — Weinberl. Sie iſt alſo Jhre Freundin? — Mad. Knorr. Das glaub’ ich, noch wie ihr ſeliger Mann ge- lebt hat, und gar jetzt, die drei Jahr, als ſie Witwe iſt. — Weinberl (leiſe zu Chriſtoph). Jetzt geben Sie Acht, was ich der Sach für eine Wendung geb’ — (Laut.) Drei Jahr war ſie Witwe, ganz recht, aber ſeit drei Tag iſt ſie’s nicht mehr. Mad. Knorr (erſtaunt). Wie ſo? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0084" n="78"/> <sp who="#WEIN"> <speaker><hi rendition="#g">Weinberl</hi>.</speaker><lb/> <p>Bitte, wenn die Freundin was kauft, iſt ſie<lb/> Kundſchaft und muß zahlen; wenn das nicht wär’, ſo<lb/> hätten die Kaufleut’ lauter Freund’ und gar keine<lb/> Kundſchaften. —</p> </sp><lb/> <sp who="#KNO"> <speaker><hi rendition="#g">Mad. Knorr</hi>.</speaker><lb/> <p>Aber es preſſirt ja nicht, Frau von Fiſcher ver-<lb/> rechnet ſich alle Jahr mit mir, — und jetzt muß<lb/> ich mir ſchon die Freiheit nehmen, zu fragen, wer<lb/> Dieſelben ſind und wie Sie dazu kommen, für die<lb/> Frau von Fiſcher bezahlen zu wollen? —</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker><hi rendition="#g">Weinberl</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie iſt alſo Jhre Freundin? —</p> </sp><lb/> <sp who="#KNO"> <speaker><hi rendition="#g">Mad. Knorr</hi>.</speaker><lb/> <p>Das glaub’ ich, noch wie ihr ſeliger Mann ge-<lb/> lebt hat, und gar jetzt, die drei Jahr, als ſie<lb/> Witwe iſt. —</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker> <hi rendition="#g">Weinberl</hi> </speaker><lb/> <stage>(leiſe zu Chriſtoph).</stage><lb/> <p>Jetzt geben Sie Acht, was ich der Sach für eine<lb/> Wendung geb’ —</p> <stage>(Laut.)</stage> <p>Drei Jahr war ſie Witwe,<lb/> ganz recht, aber ſeit drei Tag iſt ſie’s nicht mehr.</p> </sp><lb/> <sp who="#KNO"> <speaker> <hi rendition="#g">Mad. Knorr</hi> </speaker> <stage>(erſtaunt).</stage><lb/> <p>Wie ſo?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0084]
Weinberl.
Bitte, wenn die Freundin was kauft, iſt ſie
Kundſchaft und muß zahlen; wenn das nicht wär’, ſo
hätten die Kaufleut’ lauter Freund’ und gar keine
Kundſchaften. —
Mad. Knorr.
Aber es preſſirt ja nicht, Frau von Fiſcher ver-
rechnet ſich alle Jahr mit mir, — und jetzt muß
ich mir ſchon die Freiheit nehmen, zu fragen, wer
Dieſelben ſind und wie Sie dazu kommen, für die
Frau von Fiſcher bezahlen zu wollen? —
Weinberl.
Sie iſt alſo Jhre Freundin? —
Mad. Knorr.
Das glaub’ ich, noch wie ihr ſeliger Mann ge-
lebt hat, und gar jetzt, die drei Jahr, als ſie
Witwe iſt. —
Weinberl
(leiſe zu Chriſtoph).
Jetzt geben Sie Acht, was ich der Sach für eine
Wendung geb’ — (Laut.) Drei Jahr war ſie Witwe,
ganz recht, aber ſeit drei Tag iſt ſie’s nicht mehr.
Mad. Knorr (erſtaunt).
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