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Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844.

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Der Gläubiger mahnt ihn stets mit Höflichkeit,
Doch der Schuldner, der find't sich beleidigt und schreit:
"Pressirn Sie mich nicht, Sie wern's Geld schon noch
krieg'n,
Sie Esel, ich werf Jhnen gleich über d'Stieg'n."
Man glaubt nicht wie häufig das g'schicht,
Und es schickt sich doch offenbar nicht.

2.
Man muß sehn im Kaffeehaus wenn Karten g'spielt
wird,
Wie's zuschau'n und drein plauschen ganz ungenirt,
Schau'n Zwei'n in die Karten und rathen dem Dritten,
Ob er Karo oder Pick spiel'n soll -- da muß i bitten,
Und thut sich bei ein Spieler ein Ultimo zeigen,
Dem thun d'Zuschauer völlig am Buckel auffisteig'n.
Diese Unart fast überall g'schicht,
Und es schickt sich doch offenbar nicht.
3.
A jung's und schlank's Töchterl, na der steht es gut,
Wanns auch wie a Bsessene umtanzen thut,
Doch was soll man sag'n, wenn d'Mama mit 50
Jahr'n,
Uma fludert mit frische Kamelien in Haar'n. --

Der Gläubiger mahnt ihn ſtets mit Höflichkeit,
Doch der Schuldner, der find’t ſich beleidigt und ſchreit:
„Preſſirn Sie mich nicht, Sie wern’s Geld ſchon noch
krieg’n,
Sie Eſel, ich werf Jhnen gleich über d’Stieg’n.“
Man glaubt nicht wie häufig das g’ſchicht,
Und es ſchickt ſich doch offenbar nicht.

2.
Man muß ſehn im Kaffeehaus wenn Karten g’ſpielt
wird,
Wie’s zuſchau’n und drein plauſchen ganz ungenirt,
Schau’n Zwei’n in die Karten und rathen dem Dritten,
Ob er Karo oder Pick ſpiel’n ſoll — da muß i bitten,
Und thut ſich bei ein Spieler ein Ultimo zeigen,
Dem thun d’Zuſchauer völlig am Buckel auffiſteig’n.
Dieſe Unart faſt überall g’ſchicht,
Und es ſchickt ſich doch offenbar nicht.
3.
A jung’s und ſchlank’s Töchterl, na der ſteht es gut,
Wanns auch wie a Bſeſſene umtanzen thut,
Doch was ſoll man ſag’n, wenn d’Mama mit 50
Jahr’n,
Uma fludert mit friſche Kamelien in Haar’n. —
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[180/0186] Der Gläubiger mahnt ihn ſtets mit Höflichkeit, Doch der Schuldner, der find’t ſich beleidigt und ſchreit: „Preſſirn Sie mich nicht, Sie wern’s Geld ſchon noch krieg’n, Sie Eſel, ich werf Jhnen gleich über d’Stieg’n.“ Man glaubt nicht wie häufig das g’ſchicht, Und es ſchickt ſich doch offenbar nicht. 2. Man muß ſehn im Kaffeehaus wenn Karten g’ſpielt wird, Wie’s zuſchau’n und drein plauſchen ganz ungenirt, Schau’n Zwei’n in die Karten und rathen dem Dritten, Ob er Karo oder Pick ſpiel’n ſoll — da muß i bitten, Und thut ſich bei ein Spieler ein Ultimo zeigen, Dem thun d’Zuſchauer völlig am Buckel auffiſteig’n. Dieſe Unart faſt überall g’ſchicht, Und es ſchickt ſich doch offenbar nicht. 3. A jung’s und ſchlank’s Töchterl, na der ſteht es gut, Wanns auch wie a Bſeſſene umtanzen thut, Doch was ſoll man ſag’n, wenn d’Mama mit 50 Jahr’n, Uma fludert mit friſche Kamelien in Haar’n. —

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Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_jux_1844/186>, abgerufen am 24.11.2024.