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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
weil uns das übrige/ so wir noch hatten/ gantz stinckend wor-
den war.

Den 19. und 20. Sept. war uns der Wind wieder contrar
und zuwider/ hatten darzu ein Schiff im Gesichte/ weßwegen
wir uns immer gefast halten musten mit ihm zuschlagen/ weil
wir nicht wusten/ obs Feind oder Freund seyn mögte/ wiewol
es uns endlich aus dem Gesichte lieff und nicht an uns kam/ da-
hero wir auch unserer gefasten resolution nicht bedorfften.

Den 21. Sept. war früh schwacher Wind/ welcher aber
hernach den Tag über und ie näher den Abend und die Nacht
hindurch immer stärcker worden und von hinten ins Schiff
eingestanden/ welches uns sehr angenehme war.

Den 22. Sept. hat sich der Wind gewandt und uns gegen
die Jnsul und das Königreich Sicilien getrieben/ also/ daß wirs
zur rechten Hand hatten. Um halb Abend aber hat er sich wie-
der gewandt und uns zur lincken Hand gegen die Jnsul Maltha
getrieben. Den 23. Sept. hatten wir noch den gestrigen Abend
Wind. Den 24. Sept. aber hatten wir abermals gantz wider-
wertigen Wind/ welcher uns gegen Sicilien verschlug/ iedoch
hatten wir noch diese Lust dabey/ daß die grossen Meer-Schilt-
Kröten hauffenweise zu uns ans Schiff hinan kamen und das
Brodt auffchnappeten/ so wir ihnen hinaus wurffen.

Den 25. Sept. plagte uns abermals widerwertiger
Wind/ so uns nach der rechten Hand verschlug/ wie es denn
vom 22 biß den 25. nicht anders ging/ daß wir immer laviren
und das Schiff den einen Tag und Nacht zur rechten/ und den
andern zur lincken Seite halten musten und also die Segel im-
mer von einer Seite zur andern wenden.

Diesen Tag kam/ gleich da wir assen/ ein grosser Hauffe
Delphine oder Meerschweine ans Schiff/ so bald unters Wasser
fuhren/ bald wieder empor kamen und sich im Wasser rund

um-
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
weil uns das uͤbrige/ ſo wir noch hatten/ gantz ſtinckend wor-
den war.

Den 19. und 20. Sept. war uns der Wind wieder contrar
und zuwider/ hatten darzu ein Schiff im Geſichte/ weßwegen
wir uns immer gefaſt halten muſten mit ihm zuſchlagen/ weil
wir nicht wuſten/ obs Feind oder Freund ſeyn moͤgte/ wiewol
es uns endlich aus dem Geſichte lieff und nicht an uns kam/ da-
hero wir auch unſerer gefaſten reſolution nicht bedorfften.

Den 21. Sept. war fruͤh ſchwacher Wind/ welcher aber
hernach den Tag uͤber und ie naͤher den Abend und die Nacht
hindurch immer ſtaͤrcker worden und von hinten ins Schiff
eingeſtanden/ welches uns ſehr angenehme war.

Den 22. Sept. hat ſich der Wind gewandt und uns gegen
die Jnſul und das Koͤnigreich Sicilien getrieben/ alſo/ daß wirs
zur rechten Hand hatten. Um halb Abend aber hat er ſich wie-
der gewandt uñ uns zur lincken Hand gegen die Jnſul Maltha
getrieben. Den 23. Sept. hatten wir noch den geſtrigen Abend
Wind. Den 24. Sept. aber hatten wir abermals gantz wider-
wertigen Wind/ welcher uns gegen Sicilien verſchlug/ iedoch
hatten wir noch dieſe Luſt dabey/ daß die groſſen Meer-Schilt-
Kroͤten hauffenweiſe zu uns ans Schiff hinan kamen und das
Brodt auffchnappeten/ ſo wir ihnen hinaus wurffen.

Den 25. Sept. plagte uns abermals widerwertiger
Wind/ ſo uns nach der rechten Hand verſchlug/ wie es denn
vom 22 biß den 25. nicht anders ging/ daß wir immer laviren
und das Schiff den einen Tag und Nacht zur rechten/ und den
andern zur lincken Seite halten muſten und alſo die Segel im-
mer von einer Seite zur andern wenden.

Dieſen Tag kam/ gleich da wir aſſen/ ein groſſer Hauffe
Delphine oder Meerſchweine ans Schiff/ ſo bald unters Waſſer
fuhren/ bald wieder empor kamen und ſich im Waſſer rund

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[355/0361] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. weil uns das uͤbrige/ ſo wir noch hatten/ gantz ſtinckend wor- den war. Den 19. und 20. Sept. war uns der Wind wieder contrar und zuwider/ hatten darzu ein Schiff im Geſichte/ weßwegen wir uns immer gefaſt halten muſten mit ihm zuſchlagen/ weil wir nicht wuſten/ obs Feind oder Freund ſeyn moͤgte/ wiewol es uns endlich aus dem Geſichte lieff und nicht an uns kam/ da- hero wir auch unſerer gefaſten reſolution nicht bedorfften. Den 21. Sept. war fruͤh ſchwacher Wind/ welcher aber hernach den Tag uͤber und ie naͤher den Abend und die Nacht hindurch immer ſtaͤrcker worden und von hinten ins Schiff eingeſtanden/ welches uns ſehr angenehme war. Den 22. Sept. hat ſich der Wind gewandt und uns gegen die Jnſul und das Koͤnigreich Sicilien getrieben/ alſo/ daß wirs zur rechten Hand hatten. Um halb Abend aber hat er ſich wie- der gewandt uñ uns zur lincken Hand gegen die Jnſul Maltha getrieben. Den 23. Sept. hatten wir noch den geſtrigen Abend Wind. Den 24. Sept. aber hatten wir abermals gantz wider- wertigen Wind/ welcher uns gegen Sicilien verſchlug/ iedoch hatten wir noch dieſe Luſt dabey/ daß die groſſen Meer-Schilt- Kroͤten hauffenweiſe zu uns ans Schiff hinan kamen und das Brodt auffchnappeten/ ſo wir ihnen hinaus wurffen. Den 25. Sept. plagte uns abermals widerwertiger Wind/ ſo uns nach der rechten Hand verſchlug/ wie es denn vom 22 biß den 25. nicht anders ging/ daß wir immer laviren und das Schiff den einen Tag und Nacht zur rechten/ und den andern zur lincken Seite halten muſten und alſo die Segel im- mer von einer Seite zur andern wenden. Dieſen Tag kam/ gleich da wir aſſen/ ein groſſer Hauffe Delphine oder Meerſchweine ans Schiff/ ſo bald unters Waſſer fuhren/ bald wieder empor kamen und ſich im Waſſer rund um- Y y 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/361>, abgerufen am 07.05.2024.