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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Von dieser Gebuhrts-Stelle der Lenge nach ist die Thür
zu welcher wir von oben herab in den Eingang kommen und
zur lincken Hand im Winckel ist unten ein Loch mit Marmel-
stein ausgesetzt/ aus welchem wie man mich berichtet/ zur Zeit
der Gebührt Christi dieselbige gantze Nacht Oel gequollen ha-
ben soll.

Ausserhalb dieser Höhle/ oder Stall/ sind unten herum
an Seiten noch andere steinerne Höhlen/ als: Wo Joseph/
Christi Pflegvater/ im Traum vom Engel gewarnet und auf-
geweckt worden/ vor Herodis Bluthdurst mit Maria und dem
lieben Jesulein in Egypten zu fliehen. Darnach das Begräb-
niß deß heiligen Hieronymi und anderer Heiligen/ sonderlich
auch/ wo die unschuldigen Kinderlein sollen zusammen hinbe-
graben worden seyn/ welche deß lieben Jesuleins Märtyrer
und Blut-Zeugen seines Elendes in der untreuen und undanck-
barn Welt worden sind. Ja zum wenigsten auch die Thür
weiset man/ da die Weisen in den Stall eingegangen seyn/ als
sie den Heiland aller Welt sehen/ ehren und beschencken wollen.

Nach dem ich nun unter der Erden alles wol und fleissig
besichtiget hatte/ bin ich wieder hinauf in die Kirche/ über dem
Stall und die Krippe erbauet/ geführet worden. Diese Kirche
hat deß Keysers Constantini Magni Mutter/ S. Helena dem
Kripplein Christi zu Ehren erbauen lassen/ wie man denn
für gewiß saget/ daß sie hin und wieder im Jüdischen Lande ü-
ber dreyhundert Kirchen und am Meere herum/ sonderlich
auf den Vorgebürgen/ sehr viel hohe Thürme/ als Warten
und Wach-Thürme/ erbauet.

Diese Kirche nun der Helena zu Bethlehem ist über alle
masse schön/ sehr lang und weit/ daß ich nit wüste/ ob dergleichen
heute zu Tage sonst solte zu finden seyn. Sie hat erstlich inwen-
dig vier Reihen gar hohe und gantz Marmelsteinerne Seulen

und
S s 3
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Von dieſer Gebuhrts-Stelle der Lenge nach iſt die Thuͤr
zu welcher wir von oben herab in den Eingang kommen und
zur lincken Hand im Winckel iſt unten ein Loch mit Marmel-
ſtein ausgeſetzt/ aus welchem wie man mich berichtet/ zur Zeit
der Gebuͤhrt Chriſti dieſelbige gantze Nacht Oel gequollen ha-
ben ſoll.

Auſſerhalb dieſer Hoͤhle/ oder Stall/ ſind unten herum
an Seiten noch andere ſteinerne Hoͤhlen/ als: Wo Joſeph/
Chriſti Pflegvater/ im Traum vom Engel gewarnet und auf-
geweckt worden/ vor Herodis Bluthdurſt mit Maria und dem
lieben Jeſulein in Egypten zu fliehen. Darnach das Begraͤb-
niß deß heiligen Hieronymi und anderer Heiligen/ ſonderlich
auch/ wo die unſchuldigen Kinderlein ſollen zuſammen hinbe-
graben worden ſeyn/ welche deß lieben Jeſuleins Maͤrtyrer
und Blut-Zeugen ſeines Elendes in der untreuen und undanck-
barn Welt worden ſind. Ja zum wenigſten auch die Thuͤr
weiſet man/ da die Weiſen in den Stall eingegangen ſeyn/ als
ſie den Heiland aller Welt ſehen/ ehren und beſchencken wollen.

Nach dem ich nun unter der Erden alles wol und fleiſſig
beſichtiget hatte/ bin ich wieder hinauf in die Kirche/ uͤber dem
Stall und die Krippe erbauet/ gefuͤhret worden. Dieſe Kirche
hat deß Keyſers Conſtantini Magni Mutter/ S. Helena dem
Kripplein Chriſti zu Ehren erbauen laſſen/ wie man denn
fuͤr gewiß ſaget/ daß ſie hin und wieder im Juͤdiſchen Lande uͤ-
ber dreyhundert Kirchen und am Meere herum/ ſonderlich
auf den Vorgebuͤrgen/ ſehr viel hohe Thuͤrme/ als Warten
und Wach-Thuͤrme/ erbauet.

Dieſe Kirche nun der Helena zu Bethlehem iſt uͤber alle
maſſe ſchoͤn/ ſehr lang uñ weit/ daß ich nit wuͤſte/ ob dergleichen
heute zu Tage ſonſt ſolte zu finden ſeyn. Sie hat erſtlich inwen-
dig vier Reihen gar hohe und gantz Marmelſteinerne Seulen

und
S ſ 3
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[323/0329] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Von dieſer Gebuhrts-Stelle der Lenge nach iſt die Thuͤr zu welcher wir von oben herab in den Eingang kommen und zur lincken Hand im Winckel iſt unten ein Loch mit Marmel- ſtein ausgeſetzt/ aus welchem wie man mich berichtet/ zur Zeit der Gebuͤhrt Chriſti dieſelbige gantze Nacht Oel gequollen ha- ben ſoll. Auſſerhalb dieſer Hoͤhle/ oder Stall/ ſind unten herum an Seiten noch andere ſteinerne Hoͤhlen/ als: Wo Joſeph/ Chriſti Pflegvater/ im Traum vom Engel gewarnet und auf- geweckt worden/ vor Herodis Bluthdurſt mit Maria und dem lieben Jeſulein in Egypten zu fliehen. Darnach das Begraͤb- niß deß heiligen Hieronymi und anderer Heiligen/ ſonderlich auch/ wo die unſchuldigen Kinderlein ſollen zuſammen hinbe- graben worden ſeyn/ welche deß lieben Jeſuleins Maͤrtyrer und Blut-Zeugen ſeines Elendes in der untreuen und undanck- barn Welt worden ſind. Ja zum wenigſten auch die Thuͤr weiſet man/ da die Weiſen in den Stall eingegangen ſeyn/ als ſie den Heiland aller Welt ſehen/ ehren und beſchencken wollen. Nach dem ich nun unter der Erden alles wol und fleiſſig beſichtiget hatte/ bin ich wieder hinauf in die Kirche/ uͤber dem Stall und die Krippe erbauet/ gefuͤhret worden. Dieſe Kirche hat deß Keyſers Conſtantini Magni Mutter/ S. Helena dem Kripplein Chriſti zu Ehren erbauen laſſen/ wie man denn fuͤr gewiß ſaget/ daß ſie hin und wieder im Juͤdiſchen Lande uͤ- ber dreyhundert Kirchen und am Meere herum/ ſonderlich auf den Vorgebuͤrgen/ ſehr viel hohe Thuͤrme/ als Warten und Wach-Thuͤrme/ erbauet. Dieſe Kirche nun der Helena zu Bethlehem iſt uͤber alle maſſe ſchoͤn/ ſehr lang uñ weit/ daß ich nit wuͤſte/ ob dergleichen heute zu Tage ſonſt ſolte zu finden ſeyn. Sie hat erſtlich inwen- dig vier Reihen gar hohe und gantz Marmelſteinerne Seulen und S ſ 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/329>, abgerufen am 22.11.2024.