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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
fallen lassen und mir mein Suchen versaget/ iedoch dieses da-
gegen eingewandt und gesagt: Er wolle doch hoffen/ es würde
noch GOTT alsdenn endlich wol einen rechtschaffenen Eiffer
zur wahren Catholischen Religion in mir erwecken/ wenn ich
würde die heiligen Stätten mit Andacht beschauen und besu-
chen/ zu dem Ende denn ich den Allerhöchsten fleissig anruffen
solle/ dergleichen er denn auch selbsten zuthun nicht unterlassen
wolle. Und damit ich seine grosse Begier und Liebe zu meiner
Erleuchtung spühren solle/ solle mir hiermit völlig vergünstiget
seyn alle heilige Oerther und Antiquitäten so in/ als ausser der
Stadt Jerusalem/ nach meinem selbst eigenen Gefallen und
Willen zubesichtigen und solle mir auch das Geringste biß zum
Grösten nicht verhalten werden. Das geschach auch also/ sin-
temal er alsbald einen von den anwesenden München zu sich
geruffen/ welcher ein Franzoß war/ und demselben anbefohlen
daß er mich morgendes Tages in aller Frühe und Kühle aus-
führen und mir in und ausser Jerusalem alle denckwürdige Sa-
chen von dem Kleinsten biß zum grösten zeigen und genaue
nach- und Unterricht davon geben solle/ welches denn solcher
Münch gehorsamlich zu thun versprochen.

Und nach dem ich mich demüthig bedancket/ um fernere
affection und Gewogenheit gebeten und Abschied und gute
Nacht von ihm genommen/ habe ich mich in meine Kammer
begeben und ohne Sorge/ iedoch mit erfreulichem Ver-
langen deß morgenden Tages/ im Namen Gottes schlaffen
geleget.

Deß andern Tages gar früh kam der Münch flugs vor
meine Kammer/ weckte mich auf und sagte: Dafern mirs be-
liebte/ solte ich aufstehen und mit ihm gehen. Das war mir gar
eine liebe Post/ sagte ihm Danck und machte mich alsbald fer-
tig. Nach dem wir uns nun mit einer guten Flaschen Wein und

etzli-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
fallen laſſen und mir mein Suchen verſaget/ iedoch dieſes da-
gegen eingewandt und geſagt: Er wolle doch hoffen/ es wuͤrde
noch GOTT alsdenn endlich wol einen rechtſchaffenen Eiffer
zur wahren Catholiſchen Religion in mir erwecken/ wenn ich
wuͤrde die heiligen Staͤtten mit Andacht beſchauen und beſu-
chen/ zu dem Ende denn ich den Allerhoͤchſten fleiſſig anruffen
ſolle/ dergleichen er denn auch ſelbſten zuthun nicht unterlaſſen
wolle. Und damit ich ſeine groſſe Begier und Liebe zu meiner
Erleuchtung ſpuͤhren ſolle/ ſolle mir hiermit voͤllig verguͤnſtiget
ſeyn alle heilige Oerther und Antiquitaͤten ſo in/ als auſſer der
Stadt Jeruſalem/ nach meinem ſelbſt eigenen Gefallen und
Willen zubeſichtigen und ſolle mir auch das Geringſte biß zum
Groͤſten nicht verhalten werden. Das geſchach auch alſo/ ſin-
temal er alsbald einen von den anweſenden Muͤnchen zu ſich
geruffen/ welcher ein Franzoß war/ und demſelben anbefohlen
daß er mich morgendes Tages in aller Fruͤhe und Kuͤhle aus-
fuͤhren und mir in und auſſer Jeruſalem alle denckwuͤrdige Sa-
chen von dem Kleinſten biß zum groͤſten zeigen und genaue
nach- und Unterricht davon geben ſolle/ welches denn ſolcher
Muͤnch gehorſamlich zu thun verſprochen.

Und nach dem ich mich demuͤthig bedancket/ um fernere
affection und Gewogenheit gebeten und Abſchied und gute
Nacht von ihm genommen/ habe ich mich in meine Kammer
begeben und ohne Sorge/ iedoch mit erfreulichem Ver-
langen deß morgenden Tages/ im Namen Gottes ſchlaffen
geleget.

Deß andern Tages gar fruͤh kam der Muͤnch flugs vor
meine Kammer/ weckte mich auf und ſagte: Dafern mirs be-
liebte/ ſolte ich aufſtehen und mit ihm gehen. Das war mir gar
eine liebe Poſt/ ſagte ihm Danck und machte mich alsbald fer-
tig. Nach dem wir uns nun mit einer guten Flaſchen Wein und

etzli-
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[300/0306] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. fallen laſſen und mir mein Suchen verſaget/ iedoch dieſes da- gegen eingewandt und geſagt: Er wolle doch hoffen/ es wuͤrde noch GOTT alsdenn endlich wol einen rechtſchaffenen Eiffer zur wahren Catholiſchen Religion in mir erwecken/ wenn ich wuͤrde die heiligen Staͤtten mit Andacht beſchauen und beſu- chen/ zu dem Ende denn ich den Allerhoͤchſten fleiſſig anruffen ſolle/ dergleichen er denn auch ſelbſten zuthun nicht unterlaſſen wolle. Und damit ich ſeine groſſe Begier und Liebe zu meiner Erleuchtung ſpuͤhren ſolle/ ſolle mir hiermit voͤllig verguͤnſtiget ſeyn alle heilige Oerther und Antiquitaͤten ſo in/ als auſſer der Stadt Jeruſalem/ nach meinem ſelbſt eigenen Gefallen und Willen zubeſichtigen und ſolle mir auch das Geringſte biß zum Groͤſten nicht verhalten werden. Das geſchach auch alſo/ ſin- temal er alsbald einen von den anweſenden Muͤnchen zu ſich geruffen/ welcher ein Franzoß war/ und demſelben anbefohlen daß er mich morgendes Tages in aller Fruͤhe und Kuͤhle aus- fuͤhren und mir in und auſſer Jeruſalem alle denckwuͤrdige Sa- chen von dem Kleinſten biß zum groͤſten zeigen und genaue nach- und Unterricht davon geben ſolle/ welches denn ſolcher Muͤnch gehorſamlich zu thun verſprochen. Und nach dem ich mich demuͤthig bedancket/ um fernere affection und Gewogenheit gebeten und Abſchied und gute Nacht von ihm genommen/ habe ich mich in meine Kammer begeben und ohne Sorge/ iedoch mit erfreulichem Ver- langen deß morgenden Tages/ im Namen Gottes ſchlaffen geleget. Deß andern Tages gar fruͤh kam der Muͤnch flugs vor meine Kammer/ weckte mich auf und ſagte: Dafern mirs be- liebte/ ſolte ich aufſtehen und mit ihm gehen. Das war mir gar eine liebe Poſt/ ſagte ihm Danck und machte mich alsbald fer- tig. Nach dem wir uns nun mit einer guten Flaſchen Wein und etzli-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/306>, abgerufen am 22.11.2024.