Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
schen Jerusalem. Und da wolte der Mittler/ Christus/ wohnen
damit Jüden und Heiden sich zu ihm halten solten.

Allein um ihrer Sicherheit und Verachtung willen die-
ser Gnadenreichen Heimsuchung ist sie von Gottes Angesicht
biß in die unterste Hölle verstossen worden/ wie ihr Christus
geweissaget hatte im 11. Matth. v. 23. und liegt dieselde nunmehr
gantz zerstöret und ist mehr nicht/ als ein Dorff/ wiewol von
wenig Häusern/ die gar geringe und von armen Fischern be-
wohnet seyn.

Auf solcher Höhe haben wir auch ein wenig weiter von
der Stadt Capernaum am Galileischen Meere hin gesehen die
zerstörte Stadt Bethsaida/ aus welcher die beyden Apostel Pe-
trus und Andreas bührtig gewesen. Wir haben gesehen den
Brunn Joseph und Jacobs Brücke und weiter hinüber nach
der See Genezareth zu haben wir eine schöne lange und weite
Ebene gesehen/ da ietzo Getreide und Baumwolle wächset/ auf
derselben soll der HErr Christus vordessen fünff tausend Mann
mit fünff Gersten Broten und zween Fischen gespeiset haben/
die seinem Wort und Wunderwercken nachgezogen waren/
davon in denen Evangelischen Geschichten zu lesen ist.

Es ist die lustige Gegend nicht gnugsam zu beschreiben
und sihet man noch heute bey Tage/ daß freylich zu der Zeit/ da
diß Wunder allda geschehen/ viel Graß am selben Orthe muß
gewesen seyn/ dieweil man noch sihet am Berge herum viel fett
Graß stehen/ das andere aber ist nun davon eingeackert wor-
den.

Von hier ab haben wir uns wieder zurücke nach der
Stadt zugewendet/ da sind wir über die Stelle geritten/ wo
vor Zeiten die rechte Stadt Tyberias gestanden. Da sihet man/
anders nichts/ als lauter alt zerbrochenes Gemäuer
herum geworffene und zerstreuete Steine und Schutt

und
N n 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ſchen Jeruſalem. Und da wolte der Mittler/ Chriſtus/ wohnen
damit Juͤden und Heiden ſich zu ihm halten ſolten.

Allein um ihrer Sicherheit und Verachtung willen die-
ſer Gnadenreichen Heimſuchung iſt ſie von Gottes Angeſicht
biß in die unterſte Hoͤlle verſtoſſen worden/ wie ihr Chriſtus
geweiſſaget hatte im 11. Matth. v. 23. und liegt dieſelde nunmehr
gantz zerſtoͤret und iſt mehr nicht/ als ein Dorff/ wiewol von
wenig Haͤuſern/ die gar geringe und von armen Fiſchern be-
wohnet ſeyn.

Auf ſolcher Hoͤhe haben wir auch ein wenig weiter von
der Stadt Capernaum am Galileiſchen Meere hin geſehen die
zerſtoͤrte Stadt Bethſaida/ aus welcher die beyden Apoſtel Pe-
trus und Andreas buͤhrtig geweſen. Wir haben geſehen den
Brunn Joſeph und Jacobs Bruͤcke und weiter hinuͤber nach
der See Genezareth zu haben wir eine ſchoͤne lange und weite
Ebene geſehen/ da ietzo Getreide und Baumwolle waͤchſet/ auf
derſelbẽ ſoll der HErr Chriſtus vordeſſen fuͤnff tauſend Mann
mit fuͤnff Gerſten Broten und zween Fiſchen geſpeiſet haben/
die ſeinem Wort und Wunderwercken nachgezogen waren/
davon in denen Evangeliſchen Geſchichten zu leſen iſt.

Es iſt die luſtige Gegend nicht gnugſam zu beſchreiben
und ſihet man noch heute bey Tage/ daß freylich zu der Zeit/ da
diß Wunder allda geſchehen/ viel Graß am ſelben Orthe muß
geweſen ſeyn/ dieweil man noch ſihet am Berge herum viel fett
Graß ſtehen/ das andere aber iſt nun davon eingeackert wor-
den.

Von hier ab haben wir uns wieder zuruͤcke nach der
Stadt zugewendet/ da ſind wir uͤber die Stelle geritten/ wo
vor Zeiten die rechte Stadt Tyberias geſtanden. Da ſihet man/
anders nichts/ als lauter alt zerbrochenes Gemaͤuer
herum geworffene und zerſtreuete Steine und Schutt

und
N n 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0287" n="281"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen Jeru&#x017F;alem. Und da wolte der Mittler/ Chri&#x017F;tus/ wohnen<lb/>
damit Ju&#x0364;den und Heiden &#x017F;ich zu ihm halten &#x017F;olten.</p><lb/>
            <p>Allein um ihrer Sicherheit und Verachtung willen die-<lb/>
&#x017F;er Gnadenreichen Heim&#x017F;uchung i&#x017F;t &#x017F;ie von Gottes Ange&#x017F;icht<lb/>
biß in die unter&#x017F;te Ho&#x0364;lle ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en worden/ wie ihr Chri&#x017F;tus<lb/>
gewei&#x017F;&#x017F;aget hatte im 11. Matth. v. 23. und liegt die&#x017F;elde nunmehr<lb/>
gantz zer&#x017F;to&#x0364;ret und i&#x017F;t mehr nicht/ als ein Dorff/ wiewol von<lb/>
wenig Ha&#x0364;u&#x017F;ern/ die gar geringe und von armen Fi&#x017F;chern be-<lb/>
wohnet &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Auf &#x017F;olcher Ho&#x0364;he haben wir auch ein wenig weiter von<lb/>
der Stadt Capernaum am Galilei&#x017F;chen Meere hin ge&#x017F;ehen die<lb/>
zer&#x017F;to&#x0364;rte Stadt Beth&#x017F;aida/ aus welcher die beyden Apo&#x017F;tel Pe-<lb/>
trus und Andreas bu&#x0364;hrtig gewe&#x017F;en. Wir haben ge&#x017F;ehen den<lb/>
Brunn Jo&#x017F;eph und Jacobs Bru&#x0364;cke und weiter hinu&#x0364;ber nach<lb/>
der See Genezareth zu haben wir eine &#x017F;cho&#x0364;ne lange und weite<lb/>
Ebene ge&#x017F;ehen/ da ietzo Getreide und Baumwolle wa&#x0364;ch&#x017F;et/ auf<lb/>
der&#x017F;elbe&#x0303; &#x017F;oll der HErr Chri&#x017F;tus vorde&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;nff tau&#x017F;end Mann<lb/>
mit fu&#x0364;nff Ger&#x017F;ten Broten und zween Fi&#x017F;chen ge&#x017F;pei&#x017F;et haben/<lb/>
die &#x017F;einem Wort und Wunderwercken nachgezogen waren/<lb/>
davon in denen Evangeli&#x017F;chen Ge&#x017F;chichten zu le&#x017F;en i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t die lu&#x017F;tige Gegend nicht gnug&#x017F;am zu be&#x017F;chreiben<lb/>
und &#x017F;ihet man noch heute bey Tage/ daß freylich zu der Zeit/ da<lb/>
diß Wunder allda ge&#x017F;chehen/ viel Graß am &#x017F;elben Orthe muß<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ dieweil man noch &#x017F;ihet am Berge herum viel fett<lb/>
Graß &#x017F;tehen/ das andere aber i&#x017F;t nun davon eingeackert wor-<lb/>
den.</p><lb/>
            <p>Von hier ab haben wir uns wieder zuru&#x0364;cke nach der<lb/>
Stadt zugewendet/ da &#x017F;ind wir u&#x0364;ber die Stelle geritten/ wo<lb/>
vor Zeiten die rechte Stadt Tyberias ge&#x017F;tanden. Da &#x017F;ihet man/<lb/>
anders nichts/ als lauter alt zerbrochenes Gema&#x0364;uer<lb/>
herum geworffene und zer&#x017F;treuete Steine und Schutt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 2</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0287] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ſchen Jeruſalem. Und da wolte der Mittler/ Chriſtus/ wohnen damit Juͤden und Heiden ſich zu ihm halten ſolten. Allein um ihrer Sicherheit und Verachtung willen die- ſer Gnadenreichen Heimſuchung iſt ſie von Gottes Angeſicht biß in die unterſte Hoͤlle verſtoſſen worden/ wie ihr Chriſtus geweiſſaget hatte im 11. Matth. v. 23. und liegt dieſelde nunmehr gantz zerſtoͤret und iſt mehr nicht/ als ein Dorff/ wiewol von wenig Haͤuſern/ die gar geringe und von armen Fiſchern be- wohnet ſeyn. Auf ſolcher Hoͤhe haben wir auch ein wenig weiter von der Stadt Capernaum am Galileiſchen Meere hin geſehen die zerſtoͤrte Stadt Bethſaida/ aus welcher die beyden Apoſtel Pe- trus und Andreas buͤhrtig geweſen. Wir haben geſehen den Brunn Joſeph und Jacobs Bruͤcke und weiter hinuͤber nach der See Genezareth zu haben wir eine ſchoͤne lange und weite Ebene geſehen/ da ietzo Getreide und Baumwolle waͤchſet/ auf derſelbẽ ſoll der HErr Chriſtus vordeſſen fuͤnff tauſend Mann mit fuͤnff Gerſten Broten und zween Fiſchen geſpeiſet haben/ die ſeinem Wort und Wunderwercken nachgezogen waren/ davon in denen Evangeliſchen Geſchichten zu leſen iſt. Es iſt die luſtige Gegend nicht gnugſam zu beſchreiben und ſihet man noch heute bey Tage/ daß freylich zu der Zeit/ da diß Wunder allda geſchehen/ viel Graß am ſelben Orthe muß geweſen ſeyn/ dieweil man noch ſihet am Berge herum viel fett Graß ſtehen/ das andere aber iſt nun davon eingeackert wor- den. Von hier ab haben wir uns wieder zuruͤcke nach der Stadt zugewendet/ da ſind wir uͤber die Stelle geritten/ wo vor Zeiten die rechte Stadt Tyberias geſtanden. Da ſihet man/ anders nichts/ als lauter alt zerbrochenes Gemaͤuer herum geworffene und zerſtreuete Steine und Schutt und N n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/287
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/287>, abgerufen am 18.05.2024.