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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
frisch und kühlend war/ wie denn auch das Geträncke/ Caffa
genannt. Dasselbe ist gantz schwartz dicke und siedend heiß
und wird also auch getruncken. Dem Geschmack nach ist es/ als
wenn harte Rinden Brot drinnen gesotten/ oder gekocht wä-
ren/ soll aber gar gesund und der Gesundheit fürträglich zu
trincken seyn.

Dergleichen Geträncke der Caffa pflegen die Türcken von
früh an/ biß in die Nacht/ gantz heiß und flugs vom Sode hin-
weg/ iedoch wenig auf einmahl/ in grosser Menge zu trincken.
Es sind gar sonderliche Häuser darzu erbauet/ in welchen die
Caffa gesotten/ oder gleichsam gebrauen wird: Da gehen sie
hinein/ setzen sich zusammen hin und trincken/ gleich wie unsere
Bier- oder Wein-Brüder in öffentlichen Schenck-Häusern mit
einander zu trincken pflegen.

Weiter ließ uns auch obgedachte Aebtißin in ihrem Klo-
ster fürsetzen Mandeln mit Zucker-Brodt und eine Schüssel
mit braunen zugerichteten und geliefferten Zucker/ welches
denn eine grosse Ehre seyn solte.

Es waren aber damahls in diesem Kloster mehr nicht/
als drey und zwantzig Nonnen/ iedoch lebeten sie gleichwol
nicht so strenge und eingezogen/ als wol sonst zu geschehen pfle-
get oder doch von rechts wegen geschehen soll. Denn die Aebtis-
sin nebenst zweyen Nonnen kam selber zu uns/ setzte sich zu uns
auf die Erde und redete gar freundlich und lustig mit uns.

Jch meines theils war ihrer Sprache nicht mächtig/ da-
hero mir mein Türcke alles erklären und auslegen muste/ da-
mit ich Red und Antwort geben konte auf das/ was sie redete
und mich fragte. Wir sassen aber in der Aebtissin Capelle auf
der Erden/ so mit schönen Tapeten beleget war. Oben in der
Mitte der Capelle war ein groß Loch/ das war das Fenster/
dadurch der Tag hinein fiel/ daß man drinnen sehen konte.

Mit
H h

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
friſch und kuͤhlend war/ wie denn auch das Getraͤncke/ Caffa
genannt. Daſſelbe iſt gantz ſchwartz dicke und ſiedend heiß
und wird alſo auch getruncken. Dem Geſchmack nach iſt es/ als
wenn harte Rinden Brot drinnen geſotten/ oder gekocht waͤ-
ren/ ſoll aber gar geſund und der Geſundheit fuͤrtraͤglich zu
trincken ſeyn.

Dergleichen Getraͤncke der Caffa pflegen die Tuͤrcken von
fruͤh an/ biß in die Nacht/ gantz heiß und flugs vom Sode hin-
weg/ iedoch wenig auf einmahl/ in groſſer Menge zu trincken.
Es ſind gar ſonderliche Haͤuſer darzu erbauet/ in welchen die
Caffa geſotten/ oder gleichſam gebrauen wird: Da gehen ſie
hinein/ ſetzen ſich zuſammen hin und trincken/ gleich wie unſere
Bier- oder Wein-Bruͤder in oͤffentlichen Schenck-Haͤuſern mit
einander zu trincken pflegen.

Weiter ließ uns auch obgedachte Aebtißin in ihrem Klo-
ſter fuͤrſetzen Mandeln mit Zucker-Brodt und eine Schuͤſſel
mit braunen zugerichteten und geliefferten Zucker/ welches
denn eine groſſe Ehre ſeyn ſolte.

Es waren aber damahls in dieſem Kloſter mehr nicht/
als drey und zwantzig Nonnen/ iedoch lebeten ſie gleichwol
nicht ſo ſtrenge und eingezogen/ als wol ſonſt zu geſchehen pfle-
get oder doch von rechts wegen geſchehen ſoll. Denn die Aebtiſ-
ſin nebenſt zweyen Nonnen kam ſelber zu uns/ ſetzte ſich zu uns
auf die Erde und redete gar freundlich und luſtig mit uns.

Jch meines theils war ihrer Sprache nicht maͤchtig/ da-
hero mir mein Tuͤrcke alles erklaͤren und auslegen muſte/ da-
mit ich Red und Antwort geben konte auf das/ was ſie redete
und mich fragte. Wir ſaſſen aber in der Aebtiſſin Capelle auf
der Erden/ ſo mit ſchoͤnen Tapeten beleget war. Oben in der
Mitte der Capelle war ein groß Loch/ das war das Fenſter/
dadurch der Tag hinein fiel/ daß man drinnen ſehen konte.

Mit
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[239/0245] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. friſch und kuͤhlend war/ wie denn auch das Getraͤncke/ Caffa genannt. Daſſelbe iſt gantz ſchwartz dicke und ſiedend heiß und wird alſo auch getruncken. Dem Geſchmack nach iſt es/ als wenn harte Rinden Brot drinnen geſotten/ oder gekocht waͤ- ren/ ſoll aber gar geſund und der Geſundheit fuͤrtraͤglich zu trincken ſeyn. Dergleichen Getraͤncke der Caffa pflegen die Tuͤrcken von fruͤh an/ biß in die Nacht/ gantz heiß und flugs vom Sode hin- weg/ iedoch wenig auf einmahl/ in groſſer Menge zu trincken. Es ſind gar ſonderliche Haͤuſer darzu erbauet/ in welchen die Caffa geſotten/ oder gleichſam gebrauen wird: Da gehen ſie hinein/ ſetzen ſich zuſammen hin und trincken/ gleich wie unſere Bier- oder Wein-Bruͤder in oͤffentlichen Schenck-Haͤuſern mit einander zu trincken pflegen. Weiter ließ uns auch obgedachte Aebtißin in ihrem Klo- ſter fuͤrſetzen Mandeln mit Zucker-Brodt und eine Schuͤſſel mit braunen zugerichteten und geliefferten Zucker/ welches denn eine groſſe Ehre ſeyn ſolte. Es waren aber damahls in dieſem Kloſter mehr nicht/ als drey und zwantzig Nonnen/ iedoch lebeten ſie gleichwol nicht ſo ſtrenge und eingezogen/ als wol ſonſt zu geſchehen pfle- get oder doch von rechts wegen geſchehen ſoll. Denn die Aebtiſ- ſin nebenſt zweyen Nonnen kam ſelber zu uns/ ſetzte ſich zu uns auf die Erde und redete gar freundlich und luſtig mit uns. Jch meines theils war ihrer Sprache nicht maͤchtig/ da- hero mir mein Tuͤrcke alles erklaͤren und auslegen muſte/ da- mit ich Red und Antwort geben konte auf das/ was ſie redete und mich fragte. Wir ſaſſen aber in der Aebtiſſin Capelle auf der Erden/ ſo mit ſchoͤnen Tapeten beleget war. Oben in der Mitte der Capelle war ein groß Loch/ das war das Fenſter/ dadurch der Tag hinein fiel/ daß man drinnen ſehen konte. Mit H h

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/245>, abgerufen am 24.11.2024.