Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. Das III. Capitul. Von dem Berge Sinai und was auf demselben DEn 6. Julij hat mir der Bischoff einen Münch zugeord- Als wir nun ein wenig den Berg hinan kommen/ seynd Dieser Brunn ist wunderlich und auf solche Weise ent- Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Das III. Capitul. Von dem Berge Sinai und was auf demſelben DEn 6. Julij hat mir der Biſchoff einen Muͤnch zugeord- Als wir nun ein wenig den Berg hinan kommen/ ſeynd Dieſer Brunn iſt wunderlich und auf ſolche Weiſe ent- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0210" n="204"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#fr">Capitul.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c">Von dem Berge Sinai und was auf demſelben<lb/> denckwuͤrdiges zu ſehen iſt.</hi> </p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>En 6. Julij hat mir der Biſchoff einen Muͤnch zugeord-<lb/> net/ mit demſelben ſammt meinem Tuͤrcken/ der mein<lb/> Tolmetſcher war/ und zween Mohren/ ſo uns die Koſt<lb/> und Brantewein nachtragen muſten/ bin ich auf den Berg<lb/> Sinai geſtiegen. Flugs unten vor dem Kloſter am Aufgange<lb/> deß Berges iſt ein tieffer weiter und langer Brunn/ darein von<lb/> dem Moſis-Gebuͤrge das Regenwaſſer faͤllet und hat denſel-<lb/> ben eben der Meiſter verfertiget/ der das Kloſter gebauet hat/<lb/> welcher oben von auſſen nach dem Kloſter zu gewoͤlbet iſt.</p><lb/> <p>Als wir nun ein wenig den Berg hinan kommen/ ſeynd<lb/> wir zu einem Brunnen kommen/ ſo unter einem Steinfelſen<lb/> entſpringet/ dahero wir uns auch in demſelben/ weil er ſehr<lb/> friſch und wir uns ziemlich erhitzet hatten/ recht wol erquicke-<lb/> ten.</p><lb/> <p>Dieſer Brunn iſt wunderlich und auf ſolche Weiſe ent-<lb/> ſprungen: Es ſind einsmals in dieſem Kloſter ſo viel gifftige<lb/> Wuͤrmer/ Schlangen und ander Unziefer geweſen/ daß auch<lb/> die Muͤnche Willens geweſen daſſelbe gar zuverlaſſen und ſich<lb/> mit dem Leibe S. Catharina anderswohin zubegeben. Weil ſie<lb/> aber noch zu guther Letzt die heiligen Steten hin und wieder<lb/> mit andacht erſuchten und mit einer <hi rendition="#aq">Procesſion</hi> um die heiligen<lb/> Berge giengen und nun wieder im herab gehen waren/ iſt in deꝛ<lb/> Hoͤhe uͤber dem Brunn/ wo ietzo ein Kirchlein im rauhen fel-<lb/> ſichten Gebuͤrge zum Gedaͤchtnuͤß erbauet iſt/ ihnen die Jung-<lb/> frau Maria erſchienen und hat ſie mit ſolchen Worten angere-<lb/> det: Sie ſolten keines Weges auß dem Kloſter weichen/ ſie wol-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0210]
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Das III. Capitul.
Von dem Berge Sinai und was auf demſelben
denckwuͤrdiges zu ſehen iſt.
DEn 6. Julij hat mir der Biſchoff einen Muͤnch zugeord-
net/ mit demſelben ſammt meinem Tuͤrcken/ der mein
Tolmetſcher war/ und zween Mohren/ ſo uns die Koſt
und Brantewein nachtragen muſten/ bin ich auf den Berg
Sinai geſtiegen. Flugs unten vor dem Kloſter am Aufgange
deß Berges iſt ein tieffer weiter und langer Brunn/ darein von
dem Moſis-Gebuͤrge das Regenwaſſer faͤllet und hat denſel-
ben eben der Meiſter verfertiget/ der das Kloſter gebauet hat/
welcher oben von auſſen nach dem Kloſter zu gewoͤlbet iſt.
Als wir nun ein wenig den Berg hinan kommen/ ſeynd
wir zu einem Brunnen kommen/ ſo unter einem Steinfelſen
entſpringet/ dahero wir uns auch in demſelben/ weil er ſehr
friſch und wir uns ziemlich erhitzet hatten/ recht wol erquicke-
ten.
Dieſer Brunn iſt wunderlich und auf ſolche Weiſe ent-
ſprungen: Es ſind einsmals in dieſem Kloſter ſo viel gifftige
Wuͤrmer/ Schlangen und ander Unziefer geweſen/ daß auch
die Muͤnche Willens geweſen daſſelbe gar zuverlaſſen und ſich
mit dem Leibe S. Catharina anderswohin zubegeben. Weil ſie
aber noch zu guther Letzt die heiligen Steten hin und wieder
mit andacht erſuchten und mit einer Procesſion um die heiligen
Berge giengen und nun wieder im herab gehen waren/ iſt in deꝛ
Hoͤhe uͤber dem Brunn/ wo ietzo ein Kirchlein im rauhen fel-
ſichten Gebuͤrge zum Gedaͤchtnuͤß erbauet iſt/ ihnen die Jung-
frau Maria erſchienen und hat ſie mit ſolchen Worten angere-
det: Sie ſolten keines Weges auß dem Kloſter weichen/ ſie wol-
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