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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Dahero die Bauren den Hütten Rauch nehmen und in die Ae-
cker unterschiedener Orthen legen. Denn wenn sie davon fres-
sen/ oder auch wol nur den Geruch empfinden/ so müssen sie
sterben.

Die Pharaonis Läuse aber sind so groß und rund/ als
eine Haselnuß/ grau und braunlichter Farbe und beissen über
die massen sehr und scharff/ denn sie haben die Stärcke und Macht
darnach. Jst daß Pharaonis Plage gewesen/ da er die Kinder
Jsrael nicht ziehen lassen wolte/ so ist sie groß gnug gewesen/ denn
sie können Menschen und Vieh gewaltig abmatten. Wenn die
Cameel unter ihrer Last sich in Sande niederlegen und ruhen sol-
len/ so kriechen sie auß dem fast unleidlichen heissen Sande
herfür und fressen sich in solcher Menge in die armen Thiere so
tieff ein/ daß man sie offt nicht wider herauß kriegen kan/ man
wehre auch/ so fleissig man immer wolle.

Um deßwillen sind wir von diesen zwölff Mosis Brunden
fast gegen halb Abend wider aufgebrochen und noch eine gute
halbe Stunde weiter fort gerucket/ da wir uns in einem Thal
geleget und die von unserer Carovan zurücke gebliebene erwar-
tet/ biß sie nachkommen.

Allhier habe ich wider ans rothe Meer/ weils nicht weit
von uns gewesen/ und wir ohne deß diesen Abend stille gelegen/
gehen wollen/ habe aber wegen deß tieffen Sandes/ wie man
mich berichtet/ ich auch zum Theil selber gesehen/ unmüglich fort
kommen können und also zu rücke bleiben müssen.

Das VI. Capitul.

Von unserer Reiß biß vollends zum Berge
Sinai.

DEn 29. Junij/ welcher auf einen Sonntag gefiel/ nach
dem wir eine gute Stunde vor Aufgangder Sonnen

wi-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Dahero die Bauren den Huͤtten Rauch nehmen und in die Ae-
cker unterſchiedener Orthen legen. Denn wenn ſie davon freſ-
ſen/ oder auch wol nur den Geruch empfinden/ ſo muͤſſen ſie
ſterben.

Die Pharaonis Laͤuſe aber ſind ſo groß und rund/ als
eine Haſelnuß/ grau und braunlichter Farbe und beiſſen uͤber
die maſſen ſehr und ſcharff/ deñ ſie haben die Staͤrcke uñ Macht
darnach. Jſt daß Pharaonis Plage geweſen/ da er die Kinder
Jſrael nicht ziehen laſſen wolte/ ſo iſt ſie gꝛoß gnug geweſen/ denn
ſie koͤnnen Menſchen und Vieh gewaltig abmatten. Wenn die
Cameel unter ihrer Laſt ſich in Sande niederlegen und ruhẽ ſol-
len/ ſo kriechen ſie auß dem faſt unleidlichen heiſſen Sande
herfuͤr und freſſen ſich in ſolcher Menge in die armen Thiere ſo
tieff ein/ daß man ſie offt nicht wider herauß kriegen kan/ man
wehre auch/ ſo fleiſſig man immer wolle.

Um deßwillen ſind wir von dieſen zwoͤlff Moſis Bruñen
faſt gegen halb Abend wider aufgebrochen und noch eine gute
halbe Stunde weiter fort gerucket/ da wir uns in einem Thal
geleget und die von unſerer Carovan zuruͤcke gebliebene erwar-
tet/ biß ſie nachkommen.

Allhier habe ich wider ans rothe Meer/ weils nicht weit
von uns geweſen/ und wir ohne deß dieſen Abend ſtille gelegen/
gehen wollen/ habe aber wegen deß tieffen Sandes/ wie man
mich berichtet/ ich auch zum Theil ſelber geſehen/ unmuͤglich fort
kommen koͤnnen und alſo zu ruͤcke bleiben muͤſſen.

Das VI. Capitul.

Von unſerer Reiß biß vollends zum Berge
Sinai.

DEn 29. Junij/ welcher auf einen Sonntag gefiel/ nach
dem wir eine gute Stunde vor Aufgangder Sonnen

wi-
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[182/0188] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Dahero die Bauren den Huͤtten Rauch nehmen und in die Ae- cker unterſchiedener Orthen legen. Denn wenn ſie davon freſ- ſen/ oder auch wol nur den Geruch empfinden/ ſo muͤſſen ſie ſterben. Die Pharaonis Laͤuſe aber ſind ſo groß und rund/ als eine Haſelnuß/ grau und braunlichter Farbe und beiſſen uͤber die maſſen ſehr und ſcharff/ deñ ſie haben die Staͤrcke uñ Macht darnach. Jſt daß Pharaonis Plage geweſen/ da er die Kinder Jſrael nicht ziehen laſſen wolte/ ſo iſt ſie gꝛoß gnug geweſen/ denn ſie koͤnnen Menſchen und Vieh gewaltig abmatten. Wenn die Cameel unter ihrer Laſt ſich in Sande niederlegen und ruhẽ ſol- len/ ſo kriechen ſie auß dem faſt unleidlichen heiſſen Sande herfuͤr und freſſen ſich in ſolcher Menge in die armen Thiere ſo tieff ein/ daß man ſie offt nicht wider herauß kriegen kan/ man wehre auch/ ſo fleiſſig man immer wolle. Um deßwillen ſind wir von dieſen zwoͤlff Moſis Bruñen faſt gegen halb Abend wider aufgebrochen und noch eine gute halbe Stunde weiter fort gerucket/ da wir uns in einem Thal geleget und die von unſerer Carovan zuruͤcke gebliebene erwar- tet/ biß ſie nachkommen. Allhier habe ich wider ans rothe Meer/ weils nicht weit von uns geweſen/ und wir ohne deß dieſen Abend ſtille gelegen/ gehen wollen/ habe aber wegen deß tieffen Sandes/ wie man mich berichtet/ ich auch zum Theil ſelber geſehen/ unmuͤglich fort kommen koͤnnen und alſo zu ruͤcke bleiben muͤſſen. Das VI. Capitul. Von unſerer Reiß biß vollends zum Berge Sinai. DEn 29. Junij/ welcher auf einen Sonntag gefiel/ nach dem wir eine gute Stunde vor Aufgangder Sonnen wi-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/188>, abgerufen am 25.11.2024.