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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Egypten ieglicher eine zu seinem Begräbnüß haben sollen.
Gleich als hätten sie gewust/ daß ihr Reich gantz in frembde
Hände kommen würde/ damit ihr Gedächtnüß gleichwol blei-
ben solte. Deßwegen den auch solche Säulen so sonderlich und
kostbar erbauet worden sind. Man gibt für gewiß aus/ das ü-
ber einer in die 360000. Mann zwantzig Jahr lang zu thun
gehabt/ ehe sie fertig worden/ dahero auch theils Könige/ ob sie
gleich noch so reich und vermögend gewesen/ sich gar arm drü-
ber gebauet haben sollen. O vanität/ was ists nun! Und den-
noch haben sie noch viel Gesellen in der Welt/ welche mit ihrem
Schaden und Verderben der Welt ihre vanitäten bauen helf-
fen und nicht gedencken/ daß sie davon müssen und wie sie wol
davon kommen wollen.

Das XII. Capitul.

Von meiner Rückreise wider gen Babylon und ei-
nem Oraculo unterwegens.

NAch dem wir uns nun bey denen Pyramidibus gnugsam
umgesehen/ haben wir uns wieder auf die Rückreise nach
Babylon gemacht. Nicht weit aber von demselben sind
wir kommen zu einem Felsen unaußsprechlicher Grösse/ und
natürlich wie ein Menschen Kopff gestalt mit grossen Ohren/
Augen/ Haren und langem Halß.

Jn diesem ungeheuren Kopffe/ soll vor viel hundert Jah-
ren ein Oraculum oder Teufelischer Wahrsager-Geist gewoh-
net haben/ welcher zu erst in vorbeschriebenem Pyramide in ei-
nem gar tieffen finstern Loche/ dem wir auch vorhin mit gros-
ser Vorsichtigkeit im Auf- und Absteigen vorbey gehen müssen/
soll gesessen/ hernach aber unter der Erden hin in diesen Kopff
gezogen seyn und aus demselben den Heiden Rath und Lehre
gegeben haben von denen Dingen/ warum sie es gefraget haben.

Wenn der Wahrsager-Geist die Gestalt/ als der Kopff
außsiehet/ praesentiret/ were kein Wunder/ man were mehr vor

ihm

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Egypten ieglicher eine zu ſeinem Begraͤbnuͤß haben ſollen.
Gleich als haͤtten ſie gewuſt/ daß ihr Reich gantz in frembde
Haͤnde kommen wuͤrde/ damit ihr Gedaͤchtnuͤß gleichwol blei-
ben ſolte. Deßwegen den auch ſolche Saͤulen ſo ſonderlich und
koſtbar erbauet worden ſind. Man gibt fuͤr gewiß aus/ das uͤ-
ber einer in die 360000. Mann zwantzig Jahr lang zu thun
gehabt/ ehe ſie fertig worden/ dahero auch theils Koͤnige/ ob ſie
gleich noch ſo reich und vermoͤgend geweſen/ ſich gar arm druͤ-
ber gebauet haben ſollen. O vanitaͤt/ was iſts nun! Und den-
noch haben ſie noch viel Geſellen in der Welt/ welche mit ihrem
Schaden und Verderben der Welt ihre vanitaͤten bauen helf-
fen und nicht gedencken/ daß ſie davon muͤſſen und wie ſie wol
davon kommen wollen.

Das XII. Capitul.

Von meiner Ruͤckreiſe wider gen Babylon und ei-
nem Oraculo unterwegens.

NAch dem wir uns nun bey denen Pyramidibus gnugſam
umgeſehen/ haben wir uns wieder auf die Ruͤckreiſe nach
Babylon gemacht. Nicht weit aber von demſelben ſind
wir kommen zu einem Felſen unaußſprechlicher Groͤſſe/ und
natuͤrlich wie ein Menſchen Kopff geſtalt mit groſſen Ohren/
Augen/ Haren und langem Halß.

Jn dieſem ungeheuren Kopffe/ ſoll vor viel hundert Jah-
ren ein Oraculum oder Teufeliſcher Wahrſager-Geiſt gewoh-
net haben/ welcher zu erſt in vorbeſchriebenem Pyramide in ei-
nem gar tieffen finſtern Loche/ dem wir auch vorhin mit groſ-
ſer Vorſichtigkeit im Auf- und Abſteigen vorbey gehen muͤſſen/
ſoll geſeſſen/ hernach aber unter der Erden hin in dieſen Kopff
gezogen ſeyn und aus demſelben den Heiden Rath und Lehre
gegeben haben von denẽ Dingen/ warum ſie es gefraget haben.

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ihm
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[72[172]/0178] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Egypten ieglicher eine zu ſeinem Begraͤbnuͤß haben ſollen. Gleich als haͤtten ſie gewuſt/ daß ihr Reich gantz in frembde Haͤnde kommen wuͤrde/ damit ihr Gedaͤchtnuͤß gleichwol blei- ben ſolte. Deßwegen den auch ſolche Saͤulen ſo ſonderlich und koſtbar erbauet worden ſind. Man gibt fuͤr gewiß aus/ das uͤ- ber einer in die 360000. Mann zwantzig Jahr lang zu thun gehabt/ ehe ſie fertig worden/ dahero auch theils Koͤnige/ ob ſie gleich noch ſo reich und vermoͤgend geweſen/ ſich gar arm druͤ- ber gebauet haben ſollen. O vanitaͤt/ was iſts nun! Und den- noch haben ſie noch viel Geſellen in der Welt/ welche mit ihrem Schaden und Verderben der Welt ihre vanitaͤten bauen helf- fen und nicht gedencken/ daß ſie davon muͤſſen und wie ſie wol davon kommen wollen. Das XII. Capitul. Von meiner Ruͤckreiſe wider gen Babylon und ei- nem Oraculo unterwegens. NAch dem wir uns nun bey denen Pyramidibus gnugſam umgeſehen/ haben wir uns wieder auf die Ruͤckreiſe nach Babylon gemacht. Nicht weit aber von demſelben ſind wir kommen zu einem Felſen unaußſprechlicher Groͤſſe/ und natuͤrlich wie ein Menſchen Kopff geſtalt mit groſſen Ohren/ Augen/ Haren und langem Halß. Jn dieſem ungeheuren Kopffe/ ſoll vor viel hundert Jah- ren ein Oraculum oder Teufeliſcher Wahrſager-Geiſt gewoh- net haben/ welcher zu erſt in vorbeſchriebenem Pyramide in ei- nem gar tieffen finſtern Loche/ dem wir auch vorhin mit groſ- ſer Vorſichtigkeit im Auf- und Abſteigen vorbey gehen muͤſſen/ ſoll geſeſſen/ hernach aber unter der Erden hin in dieſen Kopff gezogen ſeyn und aus demſelben den Heiden Rath und Lehre gegeben haben von denẽ Dingen/ warum ſie es gefraget haben. Wenn der Wahrſager-Geiſt die Geſtalt/ als der Kopff außſiehet/ præſentiret/ were kein Wunder/ man were mehr vor ihm

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 72[172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/178>, abgerufen am 26.11.2024.