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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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von Museis insgemein.
mit sich bringt, das meiste contribuiren, den Besitzer, oder an dessen
statt den Raritäten-Kämmerer, um desto mehr zu animiren, alle na-
türliche und künstliche Raritäten des Musei dem, der solche besiehet,
desto fleißiger und deutlicher zu demonstriren.
4) Entweder gleich beym Anfang oder bey Endigung der Besehung des
Musei kan man fragen nach dessen Ursprung mit den Neben-Umstän-
den, ingleichen durch wen oder wodurch sie ihr gröstes Aufnehmen al-
lererst bekommen, item wie und auf was Art ihre Eintheilung ange-
ordnet etc.
5) So kan man auch gleichfals um den Bericht ersuchen, welche Sa-
chen als ein Systema von Raritäten gleichsam darinn enthalten, oder
die, so leicht oder anderswo gar nicht einmal gefunden werden; denn
auch was sonst unter andern noch für rare Stücke darinnen vorhan-
den; welche man alsdenn ad interim so lange aufschreiben kan, bis
man nach der Reihe dabey kommt, und alsdenn desto genauer betrach-
ten kan.
6) Wenn in währender Besehung ein oder ander beträchtlich Stück
vorkommt, muß man sich nicht schämen, sondern man kan gar wohl mit
höflicher Manier den Führer fragen, (1) wo es unbekandt ist, was es
sey? entweder ein Factitium oder Artificiale, oder obs ein Naturale?
denn (2) nach dessen Namen, wie es heisse, (3) ists ein Kunst-Stück,
wer es gemacht? wozu es nütze? item was davon zu admiriren sey?
Jsts aber was natürliches, so frage man nach dessen Nutzen in der Ar-
tzeney oder Medicin, item wo es gefunden werde und her komme?
7) Darum ist eine compendieuse Schreib-Tafel hierzu so nöthig als
nützlich, darinn man alle dergleichen Memorabilia oder Merckwür-
digkeiten in kürtzester Form aufzeichne.
8) Einen grossen Nutzen wird auch der empfinden, welcher in der Zeichen-
Kunst etwas exerciret ist, zumal er einige aus der Massen rare und
seltsame Stücke sofort nur kurtz und gut darinn einiger Massen so lan-
ge ohngefähr entwerffen kan, bis er zu Hause oder in seinem Quar-
tier desto mehr Zeit zur accurateren Vorstellung hat.
9) Hat sich iemand schon vorher einige Kupfferstiche von unterschiedli-
chen Raritäten gesammlet, dem werden solche hier wohl zu pass kom-
men, weil er dieselbige mit denen hier befindlichen Originalien zusam-
men halten, und also sehen kan, wie sie mit einander accordiren.
10) Ein gutes Microscopium findet hie auch seine Employe.
11) Bey Aufzeichnung der Raritäten bemercke man wohl, wo nicht die
accu-
von Muſeis insgemein.
mit ſich bringt, das meiſte contribuiren, den Beſitzer, oder an deſſen
ſtatt den Raritaͤten-Kaͤmmerer, um deſto mehr zu animiren, alle na-
tuͤrliche und kuͤnſtliche Raritaͤten des Muſei dem, der ſolche beſiehet,
deſto fleißiger und deutlicher zu demonſtriren.
4) Entweder gleich beym Anfang oder bey Endigung der Beſehung des
Muſei kan man fragen nach deſſen Urſprung mit den Neben-Umſtaͤn-
den, ingleichen durch wen oder wodurch ſie ihr groͤſtes Aufnehmen al-
lererſt bekommen, item wie und auf was Art ihre Eintheilung ange-
ordnet ꝛc.
5) So kan man auch gleichfals um den Bericht erſuchen, welche Sa-
chen als ein Syſtema von Raritaͤten gleichſam darinn enthalten, oder
die, ſo leicht oder anderswo gar nicht einmal gefunden werden; denn
auch was ſonſt unter andern noch fuͤr rare Stuͤcke darinnen vorhan-
den; welche man alsdenn ad interim ſo lange aufſchreiben kan, bis
man nach der Reihe dabey kommt, und alsdenn deſto genauer betrach-
ten kan.
6) Wenn in waͤhrender Beſehung ein oder ander betraͤchtlich Stuͤck
vorkommt, muß man ſich nicht ſchaͤmen, ſondern man kan gar wohl mit
hoͤflicher Manier den Fuͤhrer fragen, (1) wo es unbekandt iſt, was es
ſey? entweder ein Factitium oder Artificiale, oder obs ein Naturale?
denn (2) nach deſſen Namen, wie es heiſſe, (3) iſts ein Kunſt-Stuͤck,
wer es gemacht? wozu es nuͤtze? item was davon zu admiriren ſey?
Jſts aber was natuͤrliches, ſo frage man nach deſſen Nutzen in der Ar-
tzeney oder Medicin, item wo es gefunden werde und her komme?
7) Darum iſt eine compendieuſe Schreib-Tafel hierzu ſo noͤthig als
nuͤtzlich, darinn man alle dergleichen Memorabilia oder Merckwuͤr-
digkeiten in kuͤrtzeſter Form aufzeichne.
8) Einen groſſen Nutzen wird auch der empfinden, welcher in der Zeichen-
Kunſt etwas exerciret iſt, zumal er einige aus der Maſſen rare und
ſeltſame Stuͤcke ſofort nur kurtz und gut darinn einiger Maſſen ſo lan-
ge ohngefaͤhr entwerffen kan, bis er zu Hauſe oder in ſeinem Quar-
tier deſto mehr Zeit zur accurateren Vorſtellung hat.
9) Hat ſich iemand ſchon vorher einige Kupfferſtiche von unterſchiedli-
chen Raritaͤten geſammlet, dem werden ſolche hier wohl zu paſs kom-
men, weil er dieſelbige mit denen hier befindlichen Originalien zuſam-
men halten, und alſo ſehen kan, wie ſie mit einander accordiren.
10) Ein gutes Microſcopium findet hie auch ſeine Employe.
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[455/0483] von Muſeis insgemein. mit ſich bringt, das meiſte contribuiren, den Beſitzer, oder an deſſen ſtatt den Raritaͤten-Kaͤmmerer, um deſto mehr zu animiren, alle na- tuͤrliche und kuͤnſtliche Raritaͤten des Muſei dem, der ſolche beſiehet, deſto fleißiger und deutlicher zu demonſtriren. 4) Entweder gleich beym Anfang oder bey Endigung der Beſehung des Muſei kan man fragen nach deſſen Urſprung mit den Neben-Umſtaͤn- den, ingleichen durch wen oder wodurch ſie ihr groͤſtes Aufnehmen al- lererſt bekommen, item wie und auf was Art ihre Eintheilung ange- ordnet ꝛc. 5) So kan man auch gleichfals um den Bericht erſuchen, welche Sa- chen als ein Syſtema von Raritaͤten gleichſam darinn enthalten, oder die, ſo leicht oder anderswo gar nicht einmal gefunden werden; denn auch was ſonſt unter andern noch fuͤr rare Stuͤcke darinnen vorhan- den; welche man alsdenn ad interim ſo lange aufſchreiben kan, bis man nach der Reihe dabey kommt, und alsdenn deſto genauer betrach- ten kan. 6) Wenn in waͤhrender Beſehung ein oder ander betraͤchtlich Stuͤck vorkommt, muß man ſich nicht ſchaͤmen, ſondern man kan gar wohl mit hoͤflicher Manier den Fuͤhrer fragen, (1) wo es unbekandt iſt, was es ſey? entweder ein Factitium oder Artificiale, oder obs ein Naturale? denn (2) nach deſſen Namen, wie es heiſſe, (3) iſts ein Kunſt-Stuͤck, wer es gemacht? wozu es nuͤtze? item was davon zu admiriren ſey? Jſts aber was natuͤrliches, ſo frage man nach deſſen Nutzen in der Ar- tzeney oder Medicin, item wo es gefunden werde und her komme? 7) Darum iſt eine compendieuſe Schreib-Tafel hierzu ſo noͤthig als nuͤtzlich, darinn man alle dergleichen Memorabilia oder Merckwuͤr- digkeiten in kuͤrtzeſter Form aufzeichne. 8) Einen groſſen Nutzen wird auch der empfinden, welcher in der Zeichen- Kunſt etwas exerciret iſt, zumal er einige aus der Maſſen rare und ſeltſame Stuͤcke ſofort nur kurtz und gut darinn einiger Maſſen ſo lan- ge ohngefaͤhr entwerffen kan, bis er zu Hauſe oder in ſeinem Quar- tier deſto mehr Zeit zur accurateren Vorſtellung hat. 9) Hat ſich iemand ſchon vorher einige Kupfferſtiche von unterſchiedli- chen Raritaͤten geſammlet, dem werden ſolche hier wohl zu paſs kom- men, weil er dieſelbige mit denen hier befindlichen Originalien zuſam- men halten, und alſo ſehen kan, wie ſie mit einander accordiren. 10) Ein gutes Microſcopium findet hie auch ſeine Employe. 11) Bey Aufzeichnung der Raritaͤten bemercke man wohl, wo nicht die accu-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/483>, abgerufen am 22.11.2024.