Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.IV. Theil Anmerckungen erschaffene Eigenschafften sind von solcher unveränderlichen Beständigkeit,daß auch, ob sie gleich bereits bis in das 5675. Jahr in ihrem Lauff den Gött- lichen Willen vollzogen, so kan man doch kein Alterthum oder einige Abnü- tzung daran spüren, sondern ihre Schönheiten sind und bleiben bis ans Ende der Welt unveränderlich. Jch sage unveränderlich, und verstehe dadurch ihren unveränderlichen Glantz und anzusehende Schönheiten, nicht aber den veränderlichen Stand ihrer Bewegung: Denn es schreiben einige Astro- logi, daß nicht allein der Punct, wenn Tag und Nacht gleich sind, das Ziel wenn der Tag am längsten und am kürtzsten, durch den Lauff nonae Sphae- rae etliche hundert tausend Meilen an Sternen zurück gewichen, wie man sol- ches an dem Sieben-Gestirn, welches dem AEquinoctio verno viele tau- send Meilen vorhin näher gestanden, sehen kan, ingleichen daß auch die an- dern Sterne fast alle am gestirnten Firmament motu trepidationis octa- vae Sphaerae viele hundert tausend Meilen näher gegen Mitternacht gerücket, wie aus dem Stella perigeo zu sehen, welcher vorhin so viele tausend Meilen dem Polo weiter gestanden. Sondern diß ist noch wunderbarlicher, daß vorm jüngsten Tage des Jahres Länge, der Wochen Länge und Tage Län- ge, sich so sehr verkürtzen und abschneiden, daß der Sonnen Sphaerae oder Gewölbe so tieff gesuncken, und sich eingezogen, daß die Sonne, es sey gleich Winter oder Sommer, mehr als 9900. Teutsche Meilen nach dem Erdbo- den näher herunter laufft, als vorhin, und noch von Tag zu Tag tieffer her- unter sincket, wie solches die Artifices in Eccentricitate abmessen, und auch die Erfahrung solche Veränderung giebet. J. Horst. Geheimnisse der Na- tur pag. 359. Daß dieser Meynung aber ehe beyzupflichten, als zu wider- sprechen sey, bezeuget Christus selber, wenn er beym Evangelisten Matthaeo cap. 24. v. 22. auf dem Oelberg seinen um ihn her versammleten Jüngern also prediget: Und wo diese Tage nicht würden verkürtzet, so würde kein Mensch selig, aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürtzet. (Es wollen zwar einige diese Worte Christi auf die Zerstörung der Stadt Jerusalem deuten, man lese aber nur die kurtz darauf folgende 29. 30. seq. Verse, welche vielmehr die erste Meynung bekräffti- gen.) Davids Ermunterung aber soll uns, so lang es noch der Göttlichen Majestät gefällt, das menschliche Geschlecht das schöne Gebäude Him- mels und der Erden bewohnen zu lassen, bewegen, bey hertzinniglicher erqui- ckender Anblickung derselben, also zu gedencken.
Der
IV. Theil Anmerckungen erſchaffene Eigenſchafften ſind von ſolcher unveraͤnderlichen Beſtaͤndigkeit,daß auch, ob ſie gleich bereits bis in das 5675. Jahr in ihrem Lauff den Goͤtt- lichen Willen vollzogen, ſo kan man doch kein Alterthum oder einige Abnuͤ- tzung daran ſpuͤren, ſondern ihre Schoͤnheiten ſind und bleiben bis ans Ende der Welt unveraͤnderlich. Jch ſage unveraͤnderlich, und verſtehe dadurch ihren unveraͤnderlichen Glantz und anzuſehende Schoͤnheiten, nicht aber den veraͤnderlichen Stand ihrer Bewegung: Denn es ſchreiben einige Aſtro- logi, daß nicht allein der Punct, wenn Tag und Nacht gleich ſind, das Ziel wenn der Tag am laͤngſten und am kuͤrtzſten, durch den Lauff nonæ Sphæ- ræ etliche hundert tauſend Meilen an Sternen zuruͤck gewichen, wie man ſol- ches an dem Sieben-Geſtirn, welches dem Æquinoctio verno viele tau- ſend Meilen vorhin naͤher geſtanden, ſehen kan, ingleichen daß auch die an- dern Sterne faſt alle am geſtirnten Firmament motu trepidationis octa- væ Sphæræ viele hundert tauſend Meilen naͤher gegen Mitternacht geruͤcket, wie aus dem Stella perigeo zu ſehen, welcher vorhin ſo viele tauſend Meilen dem Polo weiter geſtanden. Sondern diß iſt noch wunderbarlicher, daß vorm juͤngſten Tage des Jahres Laͤnge, der Wochen Laͤnge und Tage Laͤn- ge, ſich ſo ſehr verkuͤrtzen und abſchneiden, daß der Sonnen Sphæræ oder Gewoͤlbe ſo tieff geſuncken, und ſich eingezogen, daß die Sonne, es ſey gleich Winter oder Sommer, mehr als 9900. Teutſche Meilen nach dem Erdbo- den naͤher herunter laufft, als vorhin, und noch von Tag zu Tag tieffer her- unter ſincket, wie ſolches die Artifices in Eccentricitate abmeſſen, und auch die Erfahrung ſolche Veraͤnderung giebet. J. Horſt. Geheimniſſe der Na- tur pag. 359. Daß dieſer Meynung aber ehe beyzupflichten, als zu wider- ſprechen ſey, bezeuget Chriſtus ſelber, wenn er beym Evangeliſten Matthæo cap. 24. v. 22. auf dem Oelberg ſeinen um ihn her verſammleten Juͤngern alſo prediget: Und wo dieſe Tage nicht wuͤrden verkuͤrtzet, ſo wuͤrde kein Menſch ſelig, aber um der Auserwaͤhlten willen werden die Tage verkuͤrtzet. (Es wollen zwar einige dieſe Worte Chriſti auf die Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſalem deuten, man leſe aber nur die kurtz darauf folgende 29. 30. ſeq. Verſe, welche vielmehr die erſte Meynung bekraͤffti- gen.) Davids Ermunterung aber ſoll uns, ſo lang es noch der Goͤttlichen Majeſtaͤt gefaͤllt, das menſchliche Geſchlecht das ſchoͤne Gebaͤude Him- mels und der Erden bewohnen zu laſſen, bewegen, bey hertzinniglicher erqui- ckender Anblickung derſelben, alſo zu gedencken.
Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0470" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Theil Anmerckungen</hi></fw><lb/> erſchaffene Eigenſchafften ſind von ſolcher unveraͤnderlichen Beſtaͤndigkeit,<lb/> daß auch, ob ſie gleich bereits bis in das 5675. Jahr in ihrem Lauff den Goͤtt-<lb/> lichen Willen vollzogen, ſo kan man doch kein Alterthum oder einige Abnuͤ-<lb/> tzung daran ſpuͤren, ſondern ihre Schoͤnheiten ſind und bleiben bis ans Ende<lb/> der Welt unveraͤnderlich. Jch ſage unveraͤnderlich, und verſtehe dadurch<lb/> ihren unveraͤnderlichen Glantz und anzuſehende Schoͤnheiten, nicht aber den<lb/> veraͤnderlichen Stand ihrer Bewegung: Denn es ſchreiben einige <hi rendition="#aq">Aſtro-<lb/> logi,</hi> daß nicht allein der Punct, wenn Tag und Nacht gleich ſind, das Ziel<lb/> wenn der Tag am laͤngſten und am kuͤrtzſten, durch den Lauff <hi rendition="#aq">nonæ Sphæ-<lb/> ræ</hi> etliche hundert tauſend Meilen an Sternen zuruͤck gewichen, wie man ſol-<lb/> ches an dem Sieben-Geſtirn, welches dem <hi rendition="#aq">Æquinoctio verno</hi> viele tau-<lb/> ſend Meilen vorhin naͤher geſtanden, ſehen kan, ingleichen daß auch die an-<lb/> dern Sterne faſt alle am geſtirnten <hi rendition="#aq">Firmament motu trepidationis octa-<lb/> væ Sphæræ</hi> viele hundert tauſend Meilen naͤher gegen Mitternacht geruͤcket,<lb/> wie aus dem <hi rendition="#aq">Stella perigeo</hi> zu ſehen, welcher vorhin ſo viele tauſend Meilen<lb/> dem <hi rendition="#aq">Polo</hi> weiter geſtanden. Sondern diß iſt noch wunderbarlicher, daß<lb/> vorm juͤngſten Tage des Jahres Laͤnge, der Wochen Laͤnge und Tage Laͤn-<lb/> ge, ſich ſo ſehr verkuͤrtzen und abſchneiden, daß der Sonnen <hi rendition="#aq">Sphæræ</hi> oder<lb/> Gewoͤlbe ſo tieff geſuncken, und ſich eingezogen, daß die Sonne, es ſey gleich<lb/> Winter oder Sommer, mehr als 9900. Teutſche Meilen nach dem Erdbo-<lb/> den naͤher herunter laufft, als vorhin, und noch von Tag zu Tag tieffer her-<lb/> unter ſincket, wie ſolches die <hi rendition="#aq">Artifices in Eccentricitate</hi> abmeſſen, und auch die<lb/> Erfahrung ſolche Veraͤnderung giebet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J. Horſt.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Geheimniſſe der Na-<lb/> tur</hi> <hi rendition="#aq">pag.</hi> 359. Daß dieſer Meynung aber ehe beyzupflichten, als zu wider-<lb/> ſprechen ſey, bezeuget <hi rendition="#fr">Chriſtus</hi> ſelber, wenn er beym Evangeliſten <hi rendition="#aq">Matthæo<lb/> cap. 24. v.</hi> 22. auf dem Oelberg ſeinen um ihn her verſammleten Juͤngern<lb/> alſo prediget: <hi rendition="#fr">Und wo dieſe Tage nicht wuͤrden verkuͤrtzet, ſo wuͤrde<lb/> kein Menſch ſelig, aber um der Auserwaͤhlten willen werden die<lb/> Tage verkuͤrtzet.</hi> (Es wollen zwar einige dieſe Worte Chriſti auf die<lb/> Zerſtoͤrung der Stadt <hi rendition="#fr">Jeruſalem</hi> deuten, man leſe aber nur die kurtz darauf<lb/> folgende 29. 30. <hi rendition="#aq">ſeq. Verſ</hi>e, welche vielmehr die erſte Meynung bekraͤffti-<lb/> gen.) <hi rendition="#fr">Davids</hi> Ermunterung aber ſoll uns, ſo lang es noch der Goͤttlichen<lb/> Majeſtaͤt gefaͤllt, das menſchliche Geſchlecht das ſchoͤne Gebaͤude Him-<lb/> mels und der Erden bewohnen zu laſſen, bewegen, bey hertzinniglicher erqui-<lb/> ckender Anblickung derſelben, alſo zu gedencken.</p><lb/> <cit> <quote> <lg> <l>Hier ſeynd die ſtarcken Kraͤffte,</l><lb/> <l>Die unerſchoͤpffte Macht,</l><lb/> <l>Das weiſen die Geſchoͤpffe,</l><lb/> <l>Die GOttes Hand gemacht.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </quote> </cit> </div> </div> </body> </text> </TEI> [442/0470]
IV. Theil Anmerckungen
erſchaffene Eigenſchafften ſind von ſolcher unveraͤnderlichen Beſtaͤndigkeit,
daß auch, ob ſie gleich bereits bis in das 5675. Jahr in ihrem Lauff den Goͤtt-
lichen Willen vollzogen, ſo kan man doch kein Alterthum oder einige Abnuͤ-
tzung daran ſpuͤren, ſondern ihre Schoͤnheiten ſind und bleiben bis ans Ende
der Welt unveraͤnderlich. Jch ſage unveraͤnderlich, und verſtehe dadurch
ihren unveraͤnderlichen Glantz und anzuſehende Schoͤnheiten, nicht aber den
veraͤnderlichen Stand ihrer Bewegung: Denn es ſchreiben einige Aſtro-
logi, daß nicht allein der Punct, wenn Tag und Nacht gleich ſind, das Ziel
wenn der Tag am laͤngſten und am kuͤrtzſten, durch den Lauff nonæ Sphæ-
ræ etliche hundert tauſend Meilen an Sternen zuruͤck gewichen, wie man ſol-
ches an dem Sieben-Geſtirn, welches dem Æquinoctio verno viele tau-
ſend Meilen vorhin naͤher geſtanden, ſehen kan, ingleichen daß auch die an-
dern Sterne faſt alle am geſtirnten Firmament motu trepidationis octa-
væ Sphæræ viele hundert tauſend Meilen naͤher gegen Mitternacht geruͤcket,
wie aus dem Stella perigeo zu ſehen, welcher vorhin ſo viele tauſend Meilen
dem Polo weiter geſtanden. Sondern diß iſt noch wunderbarlicher, daß
vorm juͤngſten Tage des Jahres Laͤnge, der Wochen Laͤnge und Tage Laͤn-
ge, ſich ſo ſehr verkuͤrtzen und abſchneiden, daß der Sonnen Sphæræ oder
Gewoͤlbe ſo tieff geſuncken, und ſich eingezogen, daß die Sonne, es ſey gleich
Winter oder Sommer, mehr als 9900. Teutſche Meilen nach dem Erdbo-
den naͤher herunter laufft, als vorhin, und noch von Tag zu Tag tieffer her-
unter ſincket, wie ſolches die Artifices in Eccentricitate abmeſſen, und auch die
Erfahrung ſolche Veraͤnderung giebet. J. Horſt. Geheimniſſe der Na-
tur pag. 359. Daß dieſer Meynung aber ehe beyzupflichten, als zu wider-
ſprechen ſey, bezeuget Chriſtus ſelber, wenn er beym Evangeliſten Matthæo
cap. 24. v. 22. auf dem Oelberg ſeinen um ihn her verſammleten Juͤngern
alſo prediget: Und wo dieſe Tage nicht wuͤrden verkuͤrtzet, ſo wuͤrde
kein Menſch ſelig, aber um der Auserwaͤhlten willen werden die
Tage verkuͤrtzet. (Es wollen zwar einige dieſe Worte Chriſti auf die
Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſalem deuten, man leſe aber nur die kurtz darauf
folgende 29. 30. ſeq. Verſe, welche vielmehr die erſte Meynung bekraͤffti-
gen.) Davids Ermunterung aber ſoll uns, ſo lang es noch der Goͤttlichen
Majeſtaͤt gefaͤllt, das menſchliche Geſchlecht das ſchoͤne Gebaͤude Him-
mels und der Erden bewohnen zu laſſen, bewegen, bey hertzinniglicher erqui-
ckender Anblickung derſelben, alſo zu gedencken.
Hier ſeynd die ſtarcken Kraͤffte,
Die unerſchoͤpffte Macht,
Das weiſen die Geſchoͤpffe,
Die GOttes Hand gemacht.
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |