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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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von Museis insgemein.
Wenn ich füglich könt beschreiben
Nur das kleinste Gräselein,
Wie dasselbige so fein
Seinen Schöpffer weiß zu preisen,
Würd ich tausend Wunder dir
An statt eines bringen sür.
Wunder ist es, wenn es grünet,
Wenn es wächset, wenn es blüht,
Wenn es Nahrung an sich zieht,
Daß es uns, den Menschen dienet.
Wunder, wenn es Saamen trägt,
Speise, Nutz, und Lust err[e]gt etc.

Ja es bleibet dabey, was der Poet recht und wohl gesprochen:

Praesentemque refert quaelibet herba DEUM:
Jedes Gras, obs noch so klein,
Muß des Schöpffers Zeuge seyn.

Solche wunderliche Krafft der Natur hat König David, als der sich
fleißig um sie bekümmert, und verwundert, sehr gelobet, und dem allerhöch-
sten Schöpffer billig zugeschrieben, deßwegen er aus fleißiger Betrachtung
derselben immerdar GOtt nie genug zu loben weiß, bald bricht er in grosser
Verwunderung heraus: HErr, wie sind deine Wercke so groß und
viel, du hast sie alle weislich geordnet,
Psal. 104. v. 24. und abermal
im 111. Psal. v. 2. Groß sind die Wercke des HErrn, wer ihr achtet
der hat eitel Lust daran.
Bald ermuntert er sich im Geist und spricht:
Jauchtzet GOtt alle Lande, lobsinget zu Ehren seinem Namen,
rühmet ihn herrlich! sprechet zu GOTT: Wie wunderlich sind
deine Wercke!
Ps. 66. und im 96. Psal. Erzehlet unter den Heiden
seine Ehre, unter allen Völckern seine Wunder.
Bald zeiget er uns
mit Fingern gen Himmel, und will auch unsere Gemüther zu desselben Be-
trachtung ermuntern, wenn er spricht: Die Himmel erzehlen die Ehre
GOttes, und die Veste verkündigen seiner Hände Wercke etc.
Ps. 19.
Kein berühmter Mahler, und solte er auch den Appelles an Kunst selbst über-
treffen, ist vermögend das schöne Firmament des Himmels mit seinen so hell-
leuchtenden und klaren Gestirnen, und noch vielweniger das Sonn-und
Mond-Licht in solchem Glantz zu mahlen als der künstliche Schöpffer dersel-
bigen ihnen von Natur mitgetheilet; ja ihre angebohrne oder vielmehr an-

erschaf-
K k k
von Muſeis insgemein.
Wenn ich fuͤglich koͤnt beſchreiben
Nur das kleinſte Graͤſelein,
Wie daſſelbige ſo fein
Seinen Schoͤpffer weiß zu preiſen,
Wuͤrd ich tauſend Wunder dir
An ſtatt eines bringen ſuͤr.
Wunder iſt es, wenn es gruͤnet,
Wenn es waͤchſet, wenn es bluͤht,
Wenn es Nahrung an ſich zieht,
Daß es uns, den Menſchen dienet.
Wunder, wenn es Saamen traͤgt,
Speiſe, Nutz, und Luſt err[e]gt ꝛc.

Ja es bleibet dabey, was der Poet recht und wohl geſprochen:

Præſentemque refert quælibet herba DEUM:
Jedes Gras, obs noch ſo klein,
Muß des Schoͤpffers Zeuge ſeyn.

Solche wunderliche Krafft der Natur hat Koͤnig David, als der ſich
fleißig um ſie bekuͤmmert, und verwundert, ſehr gelobet, und dem allerhoͤch-
ſten Schoͤpffer billig zugeſchrieben, deßwegen er aus fleißiger Betrachtung
derſelben immerdar GOtt nie genug zu loben weiß, bald bricht er in groſſer
Verwunderung heraus: HErr, wie ſind deine Wercke ſo groß und
viel, du haſt ſie alle weislich geordnet,
Pſal. 104. v. 24. und abermal
im 111. Pſal. v. 2. Groß ſind die Wercke des HErrn, wer ihr achtet
der hat eitel Luſt daran.
Bald ermuntert er ſich im Geiſt und ſpricht:
Jauchtzet GOtt alle Lande, lobſinget zu Ehren ſeinem Namen,
ruͤhmet ihn herrlich! ſprechet zu GOTT: Wie wunderlich ſind
deine Wercke!
Pſ. 66. und im 96. Pſal. Erzehlet unter den Heiden
ſeine Ehre, unter allen Voͤlckern ſeine Wunder.
Bald zeiget er uns
mit Fingern gen Himmel, und will auch unſere Gemuͤther zu deſſelben Be-
trachtung ermuntern, wenn er ſpricht: Die Himmel erzehlen die Ehre
GOttes, und die Veſte verkuͤndigen ſeiner Haͤnde Wercke ꝛc.
Pſ. 19.
Kein beruͤhmter Mahler, und ſolte er auch den Appelles an Kunſt ſelbſt uͤber-
treffen, iſt vermoͤgend das ſchoͤne Firmament des Himmels mit ſeinen ſo hell-
leuchtenden und klaren Geſtirnen, und noch vielweniger das Sonn-und
Mond-Licht in ſolchem Glantz zu mahlen als der kuͤnſtliche Schoͤpffer derſel-
bigen ihnen von Natur mitgetheilet; ja ihre angebohrne oder vielmehr an-

erſchaf-
K k k
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[441/0469] von Muſeis insgemein. Wenn ich fuͤglich koͤnt beſchreiben Nur das kleinſte Graͤſelein, Wie daſſelbige ſo fein Seinen Schoͤpffer weiß zu preiſen, Wuͤrd ich tauſend Wunder dir An ſtatt eines bringen ſuͤr. Wunder iſt es, wenn es gruͤnet, Wenn es waͤchſet, wenn es bluͤht, Wenn es Nahrung an ſich zieht, Daß es uns, den Menſchen dienet. Wunder, wenn es Saamen traͤgt, Speiſe, Nutz, und Luſt erregt ꝛc. Ja es bleibet dabey, was der Poet recht und wohl geſprochen: Præſentemque refert quælibet herba DEUM: Jedes Gras, obs noch ſo klein, Muß des Schoͤpffers Zeuge ſeyn. Solche wunderliche Krafft der Natur hat Koͤnig David, als der ſich fleißig um ſie bekuͤmmert, und verwundert, ſehr gelobet, und dem allerhoͤch- ſten Schoͤpffer billig zugeſchrieben, deßwegen er aus fleißiger Betrachtung derſelben immerdar GOtt nie genug zu loben weiß, bald bricht er in groſſer Verwunderung heraus: HErr, wie ſind deine Wercke ſo groß und viel, du haſt ſie alle weislich geordnet, Pſal. 104. v. 24. und abermal im 111. Pſal. v. 2. Groß ſind die Wercke des HErrn, wer ihr achtet der hat eitel Luſt daran. Bald ermuntert er ſich im Geiſt und ſpricht: Jauchtzet GOtt alle Lande, lobſinget zu Ehren ſeinem Namen, ruͤhmet ihn herrlich! ſprechet zu GOTT: Wie wunderlich ſind deine Wercke! Pſ. 66. und im 96. Pſal. Erzehlet unter den Heiden ſeine Ehre, unter allen Voͤlckern ſeine Wunder. Bald zeiget er uns mit Fingern gen Himmel, und will auch unſere Gemuͤther zu deſſelben Be- trachtung ermuntern, wenn er ſpricht: Die Himmel erzehlen die Ehre GOttes, und die Veſte verkuͤndigen ſeiner Haͤnde Wercke ꝛc. Pſ. 19. Kein beruͤhmter Mahler, und ſolte er auch den Appelles an Kunſt ſelbſt uͤber- treffen, iſt vermoͤgend das ſchoͤne Firmament des Himmels mit ſeinen ſo hell- leuchtenden und klaren Geſtirnen, und noch vielweniger das Sonn-und Mond-Licht in ſolchem Glantz zu mahlen als der kuͤnſtliche Schoͤpffer derſel- bigen ihnen von Natur mitgetheilet; ja ihre angebohrne oder vielmehr an- erſchaf- K k k

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/469>, abgerufen am 22.11.2024.