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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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IV. Theil Anmerckungen
demselbigen ist accurat in der Mitte, und beym ersten Eintritt siehet man
darinn an beyden Seiten von unten bis oben Repositoria, auf Art der ge-
wöhnlichen Bücher-Riolen oder Schräncke, deren Scheidungs-Bretter also
eingerichtet, daß unten der gröste Raum, z. E. 1. oder 11/2. Ellen hoch, nach
gerade aber verkürtzet sich solche Höhe bis endlich zu oberst, da derselbige ohn-
gefähr bis zu einer Spannen allgemach abgenommen: Solche Repositoria
kan man nun hiernach mit einem zierlichen Altan oder Bogen von vornen
umgeben, und mit einer artigen doch ehrbaren Farbe anmahlen lassen. Der-
gleichen Repositorien siehet man 6. unterschiedliche, nemlich zu beyden Sei-
ten der Thüre zwey, von welchen 4. zu den Naturalibus oder natürlichen
Raritäten gewidmet. Jn dem ersten und obersten siehet man lauter vier-
süßige Thiere und Vögel, von welchen die grösten, welche etwa ausgestopf-
fet seyn, unten in dem geraumsten Fache die kleinern aber allgemach höher
gesetzt seyn, bis zur obersten Reihe, woselbst die in Spirit. vini conservirte
zur mehrern Sicherheit können gesetzt werden, doch also, daß sich alles beydes
zugleich wohl praesentiret, und auch das Gemüth oder die Sinnen sich dar-
ob belustigen. Jn dem 2ten Repositorio siehet man aller Arten Fische,
Schlangen, Eydexen etc. auf erstere Art angeordnet. Deßgleichen findet man
auch in dem 3ten allerley Arten theils Vegetabilia, theils Mineralia oder Fos-
silia,
unter welchen auch die grösten den untersten Raum einnehmen, die klei-
nern Sachen aber nach Proportion bis oben vertheilt werden; das 4te u. letz-
te an dieser Seite begreiffet in sich allerhand See-Gewächse, Muscheln oder
Schnecken etc. welche beydes zur Gemüths-u. Augen-Ergötzung vernünfftig
und zierlich dargelegt seyn. Nun haben wir noch auf beyden Seiten des Ge-
machs einen freyen Raum, woselbst die übrigen 2. Repositoria eines zu oberst
und das andre zu unterst des Gemachs stehn. Jn dem, welches oben an stehet,
siehet man lauter Anatomische Sachen, vornemlich von Menschen, als Mu-
mi
en, kleine balsamirte item anatomirte Kinder, deren Gerippe, wie auch
von vollkommenen erwachsenen Personen, aufgesetzet seyn, nebst andern a-
natomir
ten und durch Balsam oder gewissen Vernis künstlich zubereiteten
Theilen von Menschen und Viehe. Jn dem am andern Ende des Gemachs
und diesem gegen über stehenden Repositorio findet man denn lauter Curio-
sa Artificialia,
oder künstliche Sachen, unter welchen ein Haupt-Unterscheid
unter denen antiquen und modernen sonderlich muß gemacht, überhaupt a-
ber also eingerichtet werden, daß sowol die Kunst als die Absicht der Dinge
daran kan wahrgenommen werden. Dieses mir im Sinne vorgebildete
Gemach hat 4. Fache Fenster, nemlich neben ieden, von denen 4. ersten, an
der Eingangs-Seite, erwähnten Repositoriis gegen über, solglich haben

wir

IV. Theil Anmerckungen
demſelbigen iſt accurat in der Mitte, und beym erſten Eintritt ſiehet man
darinn an beyden Seiten von unten bis oben Repoſitoria, auf Art der ge-
woͤhnlichen Buͤcher-Riolen oder Schraͤncke, deren Scheidungs-Bretter alſo
eingerichtet, daß unten der groͤſte Raum, z. E. 1. oder 1½. Ellen hoch, nach
gerade aber verkuͤrtzet ſich ſolche Hoͤhe bis endlich zu oberſt, da derſelbige ohn-
gefaͤhr bis zu einer Spannen allgemach abgenommen: Solche Repoſitoria
kan man nun hiernach mit einem zierlichen Altan oder Bogen von vornen
umgeben, und mit einer artigen doch ehrbaren Farbe anmahlen laſſen. Der-
gleichen Repoſitorien ſiehet man 6. unterſchiedliche, nemlich zu beyden Sei-
ten der Thuͤre zwey, von welchen 4. zu den Naturalibus oder natuͤrlichen
Raritaͤten gewidmet. Jn dem erſten und oberſten ſiehet man lauter vier-
ſuͤßige Thiere und Voͤgel, von welchen die groͤſten, welche etwa ausgeſtopf-
fet ſeyn, unten in dem geraumſten Fache die kleinern aber allgemach hoͤher
geſetzt ſeyn, bis zur oberſten Reihe, woſelbſt die in Spirit. vini conſervirte
zur mehrern Sicherheit koͤnnen geſetzt werden, doch alſo, daß ſich alles beydes
zugleich wohl præſentiret, und auch das Gemuͤth oder die Sinnen ſich dar-
ob beluſtigen. Jn dem 2ten Repoſitorio ſiehet man aller Arten Fiſche,
Schlangen, Eydexen ꝛc. auf erſtere Art angeordnet. Deßgleichen findet man
auch in dem 3ten allerley Arten theils Vegetabilia, theils Mineralia oder Foſ-
ſilia,
unter welchen auch die groͤſten den unterſten Raum einnehmen, die klei-
nern Sachen aber nach Proportion bis oben vertheilt werden; das 4te u. letz-
te an dieſer Seite begreiffet in ſich allerhand See-Gewaͤchſe, Muſcheln oder
Schnecken ꝛc. welche beydes zur Gemuͤths-u. Augen-Ergoͤtzung vernuͤnfftig
und zierlich dargelegt ſeyn. Nun haben wir noch auf beyden Seiten des Ge-
machs einen freyen Raum, woſelbſt die uͤbrigen 2. Repoſitoria eines zu oberſt
und das andre zu unterſt des Gemachs ſtehn. Jn dem, welches oben an ſtehet,
ſiehet man lauter Anatomiſche Sachen, vornemlich von Menſchen, als Mu-
mi
en, kleine balſamirte item anatomirte Kinder, deren Gerippe, wie auch
von vollkommenen erwachſenen Perſonen, aufgeſetzet ſeyn, nebſt andern a-
natomir
ten und durch Balſam oder gewiſſen Vernis kuͤnſtlich zubereiteten
Theilen von Menſchen und Viehe. Jn dem am andern Ende des Gemachs
und dieſem gegen uͤber ſtehenden Repoſitorio findet man denn lauter Curio-
ſa Artificialia,
oder kuͤnſtliche Sachen, unter welchen ein Haupt-Unterſcheid
unter denen antiquen und modernen ſonderlich muß gemacht, uͤberhaupt a-
ber alſo eingerichtet werden, daß ſowol die Kunſt als die Abſicht der Dinge
daran kan wahrgenommen werden. Dieſes mir im Sinne vorgebildete
Gemach hat 4. Fache Fenſter, nemlich neben ieden, von denen 4. erſten, an
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wir
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[422/0450] IV. Theil Anmerckungen demſelbigen iſt accurat in der Mitte, und beym erſten Eintritt ſiehet man darinn an beyden Seiten von unten bis oben Repoſitoria, auf Art der ge- woͤhnlichen Buͤcher-Riolen oder Schraͤncke, deren Scheidungs-Bretter alſo eingerichtet, daß unten der groͤſte Raum, z. E. 1. oder 1½. Ellen hoch, nach gerade aber verkuͤrtzet ſich ſolche Hoͤhe bis endlich zu oberſt, da derſelbige ohn- gefaͤhr bis zu einer Spannen allgemach abgenommen: Solche Repoſitoria kan man nun hiernach mit einem zierlichen Altan oder Bogen von vornen umgeben, und mit einer artigen doch ehrbaren Farbe anmahlen laſſen. Der- gleichen Repoſitorien ſiehet man 6. unterſchiedliche, nemlich zu beyden Sei- ten der Thuͤre zwey, von welchen 4. zu den Naturalibus oder natuͤrlichen Raritaͤten gewidmet. Jn dem erſten und oberſten ſiehet man lauter vier- ſuͤßige Thiere und Voͤgel, von welchen die groͤſten, welche etwa ausgeſtopf- fet ſeyn, unten in dem geraumſten Fache die kleinern aber allgemach hoͤher geſetzt ſeyn, bis zur oberſten Reihe, woſelbſt die in Spirit. vini conſervirte zur mehrern Sicherheit koͤnnen geſetzt werden, doch alſo, daß ſich alles beydes zugleich wohl præſentiret, und auch das Gemuͤth oder die Sinnen ſich dar- ob beluſtigen. Jn dem 2ten Repoſitorio ſiehet man aller Arten Fiſche, Schlangen, Eydexen ꝛc. auf erſtere Art angeordnet. Deßgleichen findet man auch in dem 3ten allerley Arten theils Vegetabilia, theils Mineralia oder Foſ- ſilia, unter welchen auch die groͤſten den unterſten Raum einnehmen, die klei- nern Sachen aber nach Proportion bis oben vertheilt werden; das 4te u. letz- te an dieſer Seite begreiffet in ſich allerhand See-Gewaͤchſe, Muſcheln oder Schnecken ꝛc. welche beydes zur Gemuͤths-u. Augen-Ergoͤtzung vernuͤnfftig und zierlich dargelegt ſeyn. Nun haben wir noch auf beyden Seiten des Ge- machs einen freyen Raum, woſelbſt die uͤbrigen 2. Repoſitoria eines zu oberſt und das andre zu unterſt des Gemachs ſtehn. Jn dem, welches oben an ſtehet, ſiehet man lauter Anatomiſche Sachen, vornemlich von Menſchen, als Mu- mien, kleine balſamirte item anatomirte Kinder, deren Gerippe, wie auch von vollkommenen erwachſenen Perſonen, aufgeſetzet ſeyn, nebſt andern a- natomirten und durch Balſam oder gewiſſen Vernis kuͤnſtlich zubereiteten Theilen von Menſchen und Viehe. Jn dem am andern Ende des Gemachs und dieſem gegen uͤber ſtehenden Repoſitorio findet man denn lauter Curio- ſa Artificialia, oder kuͤnſtliche Sachen, unter welchen ein Haupt-Unterſcheid unter denen antiquen und modernen ſonderlich muß gemacht, uͤberhaupt a- ber alſo eingerichtet werden, daß ſowol die Kunſt als die Abſicht der Dinge daran kan wahrgenommen werden. Dieſes mir im Sinne vorgebildete Gemach hat 4. Fache Fenſter, nemlich neben ieden, von denen 4. erſten, an der Eingangs-Seite, erwaͤhnten Repoſitoriis gegen uͤber, ſolglich haben wir

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/450>, abgerufen am 22.11.2024.